Real Madrid gegen FC Bayern München: Rummenigge: Die Bayern müssen notfalls einen "Heldentod" sterben
Am „Tag der Arbeit“ will Bayern München über sich hinauswachsen. Vor allem die Offensive muss in Madrid liefern – und einer ganz besonders.
Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge eröffneten noch schnell einen Bayern-Fanshop am Münchner Flughafen, ehe sie mit der Hoffnung auf eine magische Fußballnacht nach Madrid entschwebten. „Auf gute Geschäfte“, sagte Präsident Hoeneß noch bei der kurzen Zeremonie im Terminal. Beste Werbung für den Verkauf von Trikots mit den Namenszügen von Robert Lewandowski oder Thomas Müller wäre ein Ende des Münchner Real-Komplexes im berühmten Estadio Santiago Bernabeu. Nicht nur die Bosse beschworen auf dem Weg nach Spanien trotz der 1:2-Hypothek aus dem Hinspiel ein Happy End und den sechsten Finaleinzug des FC Bayern in der Champions League.
Vorstandschef Rummenigge erwartet am „1. Mai, dem Tag der Arbeit“, einen heroischen Kampf. Ihm wäre am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) ein ähnliches Drama wie vor einem Jahr recht, als die Bayern beim Viertelfinal-Aus ebenfalls nach einem Hinspiel-1:2 in Madrid eine Verlängerung erzwangen und erst dann mit 2:4 unterlagen. Eine 2:1-Führung nach 90 Minuten „wäre ein Wunschergebnis“, meinte der Bayern-Chef, „und diesmal dann besser aus der Verlängerung kommen“.
Rummenigge will „Mut, Leidenschaft und viel Kampf“ auf dem Spielfeld sehen. Die Mannschaft müsse alles versuchen - und notfalls einen „Heldentod“ sterben. Noch ist das erneute Triple mit Jupp Heynckes möglich. „Ich erwarte eine gute Leistung unserer Mannschaft und am Ende auch einen Sieg“, verkündete Hoeneß kämpferisch.
Arjen Robben wird fehlen
Wichtigste Voraussetzung ist, dass die Offensive um Lewandowski und den gegen Real noch torlosen Thomas Müller („Dann wird's Zeit“) mit einer anderen Effektivität und Entschlossenheit im Abschluss auftritt als bei der Chancenverschwendung vor einer Woche im Heimspiel. „Die Chancen, die wir kriegen - und wir werden welche kriegen - müssen wir nutzen“, erklärte der ehemalige Weltklassestürmer Hoeneß.
Doch Heynckes hat gerade offensiv kaum Handlungsspielraum. Kingsley Coman ist noch nicht fit. Und Arjen Robben, der Mann für die ganz großen Spiele, flog wegen seiner Oberschenkelprobleme gar nicht erst mit nach Spanien; stattdessen saßen die Youngster Niklas Dorsch, Lukas Mai und Meritan Shabani mit im Charterflieger.
Sandro Wagner ist einzige echte Angriffsoption, die Coach Heynckes ziehen könnte. Der 30 Jahre alte Nationalspieler brennt auf einen Einsatz, auch als Joker. „Ich will unbedingt spielen. Bei uns steckt keiner auf. Wir werden alles reinwerfen“, versprach Wagner den Fans.
Erste Option auf Tore bleibt aber Lewandowski, der wortlos den Lufthansa-Airbus bestieg. Heynckes, Hoeneß, Rummenigge, alle hoffen, dass der herausragende Bundesliga-Torschütze auch in einem K.o.-Spiel in Europas Königsklasse mal so als Entscheider auftrumpft, wie es Cristiano Ronaldo regelmäßig im Trikot von Real Madrid vormacht.
Rummenigge nannte die Diskussionen um Lewandowski „lächerlich“. Der Pole sei eine „Tormaschine“ wie früher Bayern-„Bomber“ Gerd Müller, der auch Torlos-Phasen durchlebt habe. „Aber dann gibt es wieder Spiele, da trifft man zwei-, dreimal. Ich wünsche ihm, dass er so einen Tag hat“, sagte Rummenigge zu Lewandowski.
Jupp Heynckes ist optimistisch
Toreschießen ist bekanntlich auch in Madrid möglich. „Ich werde die Mannschaft darauf hinweisen, dass Real gegen Juventus 0:3 zurücklag und sich in dieser Saison zuhause öfter schwergetan hat“, sagte Heynckes. Der 72 Jahre alte Trainer will verhindern, dass seine ruhmreiche internationale Trainer-Laufbahn mit einem Halbfinal-K.o. endet. „Ich bin sehr optimistisch“, sagte Heynckes.
„Wir trauen uns das zu“, sagte Niklas Süle zur Mission, die schwierig, aber nicht unmöglich erscheint. Der 22-Jährige muss den verletzten Jérôme Boateng im Abwehrzentrum ersetzen. „Für solche Momente bin ich da“, sagte Süle selbstbewusst. Sein Hauptjob wird es sein, zusammen mit Nebenmann Mats Hummels Superstar Ronaldo zu stoppen. „Er hat eine wahnsinnige Körpersprache. Aber wir haben ihn im Hinspiel gut im Griff gehabt“, sagte Süle selbstbewusst. Einziges Fragezeichen in der Münchner Aufstellung bleibt David Alaba. „Ich fühle mich gut. Endgültig werden wir es aber erst nach dem Training sehen“, sagte er vor der abschließenden Übungseinheit in Madrid.
Real-Coach Zinedine Zidane hat das „Spiel des Jahres“ ausgerufen. „Wir werden ein enormes Spiel machen müssen“, sagte der Franzose mit weiterhin großem Respekt vor den Bayern, die er als Trainer dreimal nacheinander besiegen konnte. Er richtete einen eindringlichen Appell ans Publikum: „Ich bitte die Fans, uns zu unterstützen wie noch nie.“ (dpa)