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Steffen Baumgart war stinksauer nach dem Pokal-Aus gegen den BVB.
© dpa

Wenn Fußballer und Trainer bei TV-Interviews ausrasten: „Respekt bedeutet auch, (...) nicht den Kleinen wieder in den Arsch zu treten!“

Eine Entscheidung beim Pokal-Aus gegen den BVB traf Paderborns Trainer Steffen Baumgart schwer. Sein Ausbruch während des TV-Interviews ist aber keine Ausnahme.

2. Februar 2021, Steffen Baumgart vs. Jürgen Bergener: Steffen Baumgart war mächtig geladen. Kurz nach der knappen 2:3 (2:2, 0:2)-Niederlage nach Verlängerung im Pokal-Achtelfinale bei Borussia Dortmund redete sich der Trainer des SC Paderborn in Rage. „Langsam wird es lächerlich. Das ärgert mich, das hat keiner verdient. So machen wir uns zum Affen“, schimpfte der Fußball-Lehrer in seiner Wut über die Weigerung des Schiedsrichters, nach dem umstrittenen BVB-Siegtreffer von Erling Haland in der 95. Minute selbst einen Blick auf den Monitor zu werfen.

Das Tor des Norwegers war minutenlang wegen einer möglichen Abseitsstellung im Kölner Videokeller überprüft worden. Schiedsrichter Tobias Stieler gab den Treffer, weil er offenbar eine Ballberührung eines Paderborner Spielers beim Pass auf Haaland festgestellt hatte. Eine Überprüfung mit eigener Sichtung der TV-Bilder hielt er jedoch für nicht notwendig. „Wir stehen da und frieren uns sieben Minuten lang den Arsch ab. Respekt bedeutet auch, sich den Scheiß anzugucken, die Entscheidung zu treffen, und nicht den Kleinen wieder in den Arsch zu treten“, wetterte Baumgart in der ARD. Auch Minuten später in der Pressekonferenz nach dem Spiel hatte sich sein Zorn noch nicht gelegt: „Darf ich das arrogant nennen? Oder wie darf ich das nennen? Uns allen hat er den Abend versaut.“

Baumgart bestritt, dass einer seiner Spieler vor dem Treffer den Ball berührt habe. „Es geht hier für uns um zwei Millionen. Ich bin keine Aktiengesellschaft, wir kämpfen um jede müde Mark“, klagte der 49-Jährige in Anspielung auf die Tatsache, dass der BVB als einziger deutscher Fußballclub an der Börse notiert ist. Er sei nun gespannt, ob er wegen seiner Aussagen einen Brief vom Deutschen Fußball-Bund bekomme.

13. Januar 2021, Thomas Müller vs. Valeska Hombug: Nach einem spannungsgeladenen Wortwechsel beim TV-Interview nach dem Pokal-Aus hat Bayern-Star Thomas Müller versöhnliche Töne angestimmt. „Puh - Der Last Minute Schock sitzt uns noch in den Gliedern. Trotzdem Glückwunsch an dieser Stelle an @holsteinkiel zum Weiterkommen, das ging bei all dem Frust vorhin im Interview ein wenig unter“, schrieb Müller in Sozialen Medien und wandte sich auch an die ARD-Reporterin Valeska Homburg, die das im Internet gerne geklickte Interview geführt hatte. „@homburg_valeska, das hätten wir wohl beide etwas besser hinkriegen können - nichts für ungut.“

Dazu drückte Müller seine Laune unter anderem mit den Hashtags „#verlierenmussmankönnen“, „#istaberüberhauptnichtmeins“ und „#undauchnixzumgewöhnen“ aus. Nach dem Aus im Elfmeterschießen in der 2. Runde bei Holstein Kiel hatte dem angefressenen Müller die Frage nach der Stimmung in der Kabine überhaupt nicht gefallen.

„Sie lachen jetzt hier“, sagte er zur ARD-Reporterin. Woraufhin Homburg antwortete: „Ne, ich lache nicht.“ Müller ließ nicht locker und sagte: „Natürlich haben Sie gelacht!“Erst nach einer weiteren Frage der Reporterin ging das Interview weiter. Die Stimmung sei entsprechend, sagte Müller. „Wir sind natürlich bedient.“ Schon im TV hatte das Gespräch versöhnlich geendet. Homburg hatte sich für das Rauskommen bedankt und einen schönen Abend gewünscht, Müller hatte dies mit „Danke gerne“ kommentiert.

30. Mai 2015, Jürgen Klopp vs. Gerhard Delling: Vor dem DFB-Pokalfinale 2015 deutete vieles darauf hin, dass das in Dortmund bis heute nicht verkraftete Ende von Jürgen Klopps Ära zumindest mit einem Titel gekrönt werden würde. Doch es kam anders. Der VfL Wolfsburg gewann überraschend den DFB-Pokal und Jürgen Klopp musste in seinem letzten Interview als BVB-Trainer geschlagen und sichtlich kraftlos ARD-Moderator Gerhard Delling seine Gefühlslage beschreiben, anstatt in der Kurve mit den Fans zu feiern.

Dass der nicht zu beneidende Delling die deprimierenden Schilderungen über das Finale abkürzen und mit einem „Es ist, wie es ist“ lieber über den bewegenden Abschied von den schwarz-gelben Fans sprechen wollte, bescherte den Fernsehzuschauern eine unvergessene Empörungstirade von Klopp.

„Das ist ja das Geile an ihrem Job, Sie haken das einfach ab.“ Delling: „Nee!“. Klopp: „Na klar! Sie glauben doch nicht wirklich, dass Sie in fünf Minuten noch ein bisschen Mitleid mit uns haben! Die Herausforderung mit Niederlagen umzugehen ist für mich eine riesige. Aber sie können auch noch was dazu lernen“.

30. Juni 2014, Per Mertesacker vs. Boris Büchler: Es war möglicherweise der gesammelte Frust über den Verlauf des Spiels gegen Algerien, den ZDF-Reporter Boris Büchler nach dem Deutschland-Sieg im Achtelfinale am späten Montagabend von Per Mertesacker beim Gespräch in der Mixed-Zone abbekam.

„Herr Mertesacker, Glückwunsch zum Einzug ins Viertelfinale. Was hat das deutsche Spiel so schwerfällig und anfällig gemacht?“ Mertesacker kann es nicht fassen. „Ist mir völlig wurscht. Wir sind jetzt unter den letzten Acht und das zählt“, erwidert der Nationalspieler, ohne Büchler auch nur eines Blickes zu würdigen.

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Dabei war die Frage von Büchler weder anmaßend noch unberechtigt und allemal vernünftiger als sich danach zu erkundigen, wie sich ein Spieler nach solchen nervenaufreibenden 120 Minuten fühlen muss. Doch möglicherweise ist Mertesacker nicht ganz unvoreingenommen in diese Begegnungen zwischen Fußball-Profi und Reporter in die Mixed-Zone gegangen.

„Aber das kann ja nicht das Niveau sein, dass Sie sich vorher ausgerechnet haben. Dass man jetzt, wenn man ins Viertelfinale einzieht, noch steigern muss, dürfte auch Ihnen klar sein“, fragt der ZDF-Mann ebenfalls leicht gereizt weiter. „Was wollen Sie jetzt von mir, so kurz nach dem Spiel? Das kann ich nicht verstehen“, geht der verbale Schlagabtausch nach der Verlängerung weiter.

6. September 2003, Rudi Völler vs. Waldemar Hartmann: Es ist die Mutter aller aus dem Ruder gelaufenen Fernsehinterviews. Nach einem 0:0 der deutschen Nationalmannschaft auf Island rastet Rudi Völler im Gespräch mit ARD-Moderator Waldemar Hartmann aus.

Es fallen aus heutiger Sicht beinahe unvorstellbare Sätze. „Ich kann diesen Käse nicht mehr hören nach jedem Spiel, in dem wir kein Tor geschossen haben, dann ist noch ein tieferer Tiefpunkt erreicht. Das ist das Allerletzte“, sagte der damalige Teamchef und holte zum Rundumschlag in Richtung prominenter Experten wie Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Günter Netzer aus: „Alle Gurus, diese Ex-Gurus, die irgendwann mal Fußball gespielt haben. Ich sitze jetzt seit drei Jahren hier und muss mir den Schwachsinn immer anhören.“

Und dann zielte Völler sogar persönlich in Richtung von Hartmann: „Du sitzt hier locker auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker.“ Später war dann alles nicht mehr so schlimm, alle versöhnten sich wieder und dürfen sich heute darüber freuen, ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben zu haben.

1995, Willi Konrad vs. Spiegel TV: Gegen das, was in den Neunziger Jahren im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion zutrug, war der Streit zwischen Hartmann und Völler geradezu Kuscheljournalismus.

Konrad war bei Dynamo Dresden als Technischer Direktor tätig und hatte dem Traditionsklub aus dem Osten eine goldene Zukunft prophezeit. Dummerweise waren seine Geschäfte nicht ganz sauber und statt Dynamo nutzten sie vor allem Konrad selbst. Die Spiegel-Reporter fragte nach dem Verbleib von 1,6 Millionen Euro auf einem Züricher Konto – was er besser nicht getan hätte: „Was soll die doofe Frage?“, reagierte Konrad und weiter: „Sind Sie in Ihrem Kopf nicht normal oder was? Ich haue Ihnen in die Fresse, mehr sind Sie nicht wert. Unverschämtheit, mir solch' eine Frage zu stellen. Dreckschwein.“

Daneben stehen sympathisch ausschauende Sicherheitskräfte, was die gesamte Atmosphäre ein bisschen wie ein Mafia-Setting erscheinen lässt. Noch im selben Jahr musste sich Konrad vor Gericht verantworten und gab sich dort dann ganz kleinlaut. (mit dpa)

Natürlich ist das hier nur eine kleine Auswahl, es gab noch viele weitere legendäre Interviews. Wir hätten das Feld auch noch viel weiter stecken können und auch Pressekonferenzen hier aufführen können. Dann hätten Giovanni Trapattoni und Klaus Augenthaler hier auch noch ihren Platz gefunden. Was ist Ihr Favorit? Posten Sie Ihre Antwort gern als Kommentar unter diesem Text.

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