Pokal-Finale in der ARD: Jürgen Klopp zofft sich mit Gerhard Delling
Jürgen Klopp und die Medien - ein ewiges Thema. Der BVB-Trainer war nach der Niederlage im Pokalfinale bedient. Im Interview mit ARD-Moderator Gerhard Delling lief er noch mal zur Hochform auf
Sind Fernsehmoderatoren empathielose Gesellen? Auch diese Frage stellt sich im medialen Nachgang zum Pokalfinale am späten Samstagabend. Der Reihe nach: Es war eine bittere Niederlage zum Abschied. Nach sieben Jahren verlässt Jürgen Klopp Borussia Dortmund. Nichts hätte sich der Trainer mehr gewünscht als den Pokalsieg auf großer Bühne. Stattdessen setzte es eine 1:3-Niederlage gegen Wolfsburg.
Danach musste Klopp seine Pflicht tun. Interview mit der ARD, mit Moderator Gerhard Delling und Experte Mehmet Scholl. Delling begann das Gespräch über das Spiel mit den Worten "Ist ja jetzt auch vorbei. Es ist so wie es ist". Klopp konterte: "Sehen Sie, dass ist der gravierende Unterschied bei Ihnen. Sie haken das so einfach ab. Das ist das Geile an ihrem Job." Es hatte ein bisschen was von der berühmten Weißbier-Tirade von Ex-Nationaltrainer Rudi Völler nach einem Gurkenspiel als Gast bei Waldemar Hartmann.
Delling darauf: "Nee." Klopp: "Na klar. Sie glauben doch nicht, dass sie in fünf Minuten noch irgendwie ein bisschen Mitleid mit uns haben. Die Stimmung ist ein bisschen schwierig. Die Herausforderung, mit der Niederlage umzugehen, ist für mich eine riesige. Aber sie können auch noch ein bisschen dazulernen. Wenn sie hier mit jemandem stehen, der grad verloren hat, dann: 'Jetzt ist ja vorbei, ufftata.' Wollt ich ja nur mal sagen."
Dazu lernen? Delling? Zwölf Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen waren verdutzt. Der Moderator auch. Er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und erklärte dem Coach, dass er lediglich auf die BVB-Fans überleiten wollte, die ein großes Banner mit den Worten "Danke Klopp für sieben Jahre" auf der Tribüne zeigten und den Trainer feierten. Klopp blieb nur noch zu sagen, dass seine Stimmung jetzt "unterduchschnittlich" sei. Und: "Jedes Mal, wenn ich einen meiner Spieler im Arm habe, und weiß, dass ich ihn möglicherweise zum letzten Mal im Arm habe, dann sind sofort die Tränen da. Das ist brutal." Und über die Fans: "Die Leute wissen, dass ich ihnen total dankbar bin. Und sie zeigen es mir auch. Das ist eine wunderschöne Geschichte."
Der Vorfall erinnerte an einen Studioauftritt von Klopp im vergangenen Jahr. Als ob die Uhr danach hätte gestellt werden können, ist Jürgen Klopp nach der klaren Champions-League-Niederlage gegen Real Madrid mit einem ZDF-Mann aneinandergeraten. Moderator Jochen Breyer ließ kaum eine Gelegenheit aus, dem genervten Klopp Antwortmöglichkeiten zu nehmen. Zum Abschied versuchte es Klopp damals versöhnlich. „Entschuldigung, ich möchte nicht im ZDF-Studio schon wieder mit jemandem aneinandergeraten. Aber auf doofe Fragen kann ich nur doof antworten.“ Dann blickte er genervt zu Breyer: „Sind wir fertig?“ Der ZDF-Mann: „Wir sind fertig, Sie dürfen gehen.“
Man wird diese Auftritte kaum vermissen, wenn Jürgen Klopp jetzt eine Pause als Trainer einlegen sollte. Doch ob Spieler, Trainer oder Moderator - im Grunde sind diese "Wie-fühlen-Sie-sich?"-Gespräche nach Spielschluss sowie der unvermeidliche "Sportschau-Club" genauso ernst zu nehmen wie die "Muppet Show". Wolfsburg ist Pokalsieger. Punkt.