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Reinhard Grindel ist seinen Job als DFB-Präsident los. Doch noch hat er gut bezahlte Ämter in Fifa und Uefa inne.
© imago images / Matthias Koch

Zur Affäre um den früheren DFB-Präsidenten: Reinhard Grindel sollte noch zwei weitere Male zurücktreten

Reinhard Grindel hat kein Mitleid verdient. Vielmehr sollte er schnell seine restlichen Fußballämter abgeben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Auf den ehemaligen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel wird in diesen Tagen so viel eingedroschen, dass er einem fast schon leid tun kann. Schließlich, so könnte man argumentieren, ist das Geben und Nehmen in der ranghohen Fußballfunktionärswelt systemimmanent und Grindel hat sich dieser Welt eben nur angepasst. Womöglich ist Grindel in den Kreisen gar ein Leichtgewicht, über dessen 6000-Euro-Uhr am Handgelenk die Kollegen aus Fifa und Uefa nur lächeln konnten.

Man würde dieser Argumentation aus reiner Menschenliebe gerne folgen. Aber sie ist nicht zulässig. Abgesehen von seinen vielen anderen Fehlern hätte Grindel diese Uhr von einem zwielichtigen Funktionärskollegen nicht annehmen dürfen. Und nach Lage der Dinge hat er auch beim DFB mehr eingesteckt, als in der Öffentlichkeit und selbst bei vielen Mitarbeitern bekannt war. Das ziemt sich nicht für einen Mann, der angetreten war in einem Ehrenamt und dessen Maßgabe es war, eine Stimme der Basis zu sein und nach der Sommermärchen-Affäre mehr Transparenz im Verband zu schaffen.

Grindel hat es sich gemütlich gemacht in der Sportfunktionärswelt

Weil Grindels Verhalten so unanständig war, sollte er nun Anstand beweisen und seine Ämter in der Fifa und Uefa – bei Letzterer ist er Vorsitzender der Compliance-Kommission – schnell aufgeben. Grindel werden die Ämter mit wenigen Sitzungen im Jahr mit rund 500.000 Euro vergütet. Das ist auch ohne Verfehlungen eine unverschämt hohe Summe. Sie wird von den Verbänden auch ausgezahlt, damit die Funktionäre nicht aufmüpfig werden, wenn etwa eine Weltmeisterschaft nach Katar vergeben wird und überhaupt alles dafür getan wird, um auch noch den letzten Groschen aus dem professionellen Fußball herauszupressen.

Fußball ist in der Funktionärswelt nichts weiter als ein Geschäft. Ethische Fragen und die Interessen der Milliarden Fußballfans stehen dem Business entgegen. Reinhard Grindel hat es sich in dieser Welt gemütlich gemacht. Das war sein großer Fehler und deswegen hat der 57-Jährige kein Mitleid verdient.

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