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Einsatz, Fleiß und Hingabe - das sind die Eigenschaften von Per Skjelbred auf dem Platz.
© imago

Abschied nach sieben Jahren: Per Skjelbred hat sich in Herthas Ahnengalerie eingereiht

Vor leeren Rängen muss sich Per Skjelbred von Hertha BSC verabschieden. Sein Fleiß und seine soziale Kompetenz machten ihn zu einem Geschenk für den Verein.

Am Sonntag wollen sie alle noch mal zusammenkommen, die Profis von Hertha BSC. Ganz gleich, wie tags zuvor das Spiel in Mönchengladbach auch ausgehen mag, es wird ein gemeinsames Frühstück geben, wie Trainer Bruno Labbadia angedeutet hat. Man wolle sich von jenen Spielern verabschieden, die den Klub verlassen werden. Wie Salomon Kalou beispielsweise, oder Per Skjelbred. Der Ivorer Kalou hatte keinen guten Abgang. Ein Video aus der Kabine inmitten der Coronavirus-Pandemie war ihm zum Verhängnis geworden. Der Klub suspendierte ihn. Für Kalou bleibt es bei 151 Bundesligaeinsätzen und 48 Toren sowie 17 Assists für die Berliner. Das sind sehr ehrenhafte Werte, Skjelbred hat andere, nicht minder wertvolle.

Die Währung des 33-jährigen Norwegers sind Einsatz, Fleiß und Hingabe. Spieler wie Skjelbred verrichten ihre Arbeit verlässlich im Schatten der Stars, der Künstler, der Torjäger, wie Kalou einer war. Doch Spieler mit den Attributen Skjelbreds sind unverzichtbar für jede Mannschaft. Skjelbred ist derjenige, der Räume zuläuft, der Bälle erobert, auch sogenannte zweite Bälle. So hat er sich in die Herzen der Herthafans gespielt.

„Noch ein letztes Mal mit den Jungs unterwegs sein und ein bisschen spielen“, sagt Skjelbred in einer Videorunde am Dienstag. „Mein Ziel ist, dass ich mitfahren und ein letztes Mal für Hertha spielen darf.“ Der zentrale Mittelfeldspieler hatte zuletzt zwei Spiele verletzungsbedingt pausieren müssen. „Ich habe alles gemacht, um dabei sein zu können.“

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Der frühere Kapitän der norwegischen Nationalmannschaft wird Hertha nach beinahe sieben Jahren verlassen und zu seinem Heimatverein nach Trondheim zurückkehren, „zu Rosenborg, wo alles angefangen hat“, sagt Skjelbred. Bei Hertha wird er eine große Lücke hinterlassen, nicht nur weil er so etwas wie das soziale Gewissen des Kaders war. „Das ist wirklich sehr schade“, sagte Labbadia. „Per ist ein toller Mensch und ein fantastischer Mannschaftsspieler. Manchmal merkt man das erst, wenn man ihn trainieren darf.“

Skjelbred zieht es zurück in die Heimat

Skjelbred zieht es zurück zu seiner Frau und seinen Kindern, die bereits vor einem Jahr in die Heimat zurückgekehrt waren. „Sieben Jahre sind im Fußball eine lange Zeit“, sagt Skjelbred, „jetzt Tschüss zu sagen, fühlt sich jetzt komisch an.“

Vor einem Jahr hat Hertha Fabian Lustenberger verabschiedet, der in die Schweiz zurückgekehrt ist. Er bekam nach zwölf Jahren im Klub die große Bühne vor der vollbesetzten Ostkurve des Olympiastadions. Das wird Skjelbred verwehrt bleiben. Vielleicht, so hofft Labbadia, ergebe sich zu einem späteren Zeitpunkt, wenn wieder Zuschauer in Fußballstadien erlaubt sind, die Gelegenheit für einen gebührenden Abschied.

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Nach seiner Ankunft in Trondheim wird Skjelbred für zehn Tage in Quarantäne müssen. „Das wird dann mein Urlaub sein“, dann müsse er gleich für Rosenborg ran. Die Saison hat gerade erst begonnen.

Sollte Per Skjelbred am Samstag auflaufen können, wäre es sein 205. Bundesligaeinsatz, inklusive der 28 Spiele für den HSV. In die Ahnengalerie Herthas hat er sich schon längst eingereiht. Gleich hinter Klub-Größen wie Hans Weiner, Gabor Kiraly oder Wolfgang Sidka. Durch seinen Charakter und seine soziale Kompetenz sowie seine hingebungsvolle Art Fußball zu spielen, wird er für Hertha BSC aber vor allem eines immer bleiben – ein Geschenk.

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