Personalentscheidungen beim FC Bayern München: Pep Guardiola muss sich als Manager weiterentwickeln
Beim FC Bayern München richtet sich nach der Meisterschaft der Blick auf Pokal und Champions League. Danach muss der Trainer zeigen, dass er ein guter Manager ist - und einen Umbruch einleiten. Ein Kommentar.
Unbeteiligt vor dem Fernseher, weil der Verfolger sein Spiel nicht gewinnt – es gibt emotionalere Konstellationen, um Deutscher Meister in der Fußball-Bundesliga zu werden. Die Verantwortlichen des FC Bayern München dürften darüber trotzdem nicht traurig gewesen sein. Es bleibt keine Zeit zum Feiern. Am Dienstag kommt Borussia Dortmund in die Münchner Arena zum Halbfinale im DFB-Pokal. Eine Woche später steht dann das erste von zwei Halbfinals in der Champions League gegen den FC Barcelona an.
Dortmund und Barcelona sind zwei weitere Hürden auf dem Weg, aus einer guten eine perfekte Saison zu machen. Perfekt, das heißt im Fall des FC Bayern Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League zu gewinnen. Die Meisterschaft war, das lässt sich ohne jede Geringschätzung sagen, nur das Erreichen eines Etappenziels. Bayern hat es souverän erledigt. In der Hinrunde blieb die Mannschaft unbesiegt und kassierte nur vier Gegentore – eine überragende Bilanz. Zuletzt war die Dominanz – auch aufgrund vieler Verletzter – etwas weniger erdrückend aber immer noch groß genug, um vier Spieltage vor dem Ende uneinholbar vorn zu liegen.
Die biologische Uhr tickt beim FC Bayern München
Die jüngste Epoche der Münchner Überlegenheit dauert nun schon wieder drei Jahre an und es scheint, als könnten die Bayern nur selbst etwas an diesem Zustand ändern. Etwa indem sie sich bei der Planung der nahen Zukunft personell vertun. Nach dem Ab und Auf gegen Porto werden erst die Spiele gegen Barcelona zeigen, welches Leistungsniveau die Mannschaft im Vergleich zur internationalen Spitzenkonkurrenz tatsächlich noch besitzt. Die biologische Uhr tickt, Franck Ribery, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm werden nicht mehr ewig Spiele auf höchstem Niveau entscheiden können.
Fußballmannschaften bleiben, das haben zuletzt Spanien und der FC Barcelona gezeigt, höchstens vier Jahre, um mit einer Generation alles abzuräumen. Es wird nun darauf ankommen, Jerome Boateng, David Alaba, Thiago und Thomas Müller die richtigen Mitspieler zur Seite zu stellen. Beim FC Bayern keine Frage des Geldes, eher eine des Gespürs. Wer wird das letzte Wort bei den Transfers haben?
„Thiago oder nix“, hatte Guardiola einst vehement gefordert und damit einen Spieler nach München geholt, der die Zukunft des Klubs maßgeblich gestalten kann. Beide kannten sich aus Barcelona gut. Dort hatte Guardiola bei Transfers und Personalentscheidungen keine glückliche Hand. Aleksandr Hleb, Dimitri Tschigrinski, Zlatan Ibrahimovic, Martin Caceres, Keirrison und Alexandre Song kosteten die Katalanen rund 200 Millionen Euro und brachten kaum Gegenleistung.
Abgesehen von Thiago und Juan Bernat hat Guardiola als Bayern-Trainer bei einer Personalie auch schon daneben gelegen. Medhi Benatia kam im Spätsommer für rund 26 Millionen Euro aus Rom. Kosten und Nutzen stehen bei ihm im Missverhältnis. Dass Pep Guardiola ein großartiger Fußball-Trainer ist, steht außer Frage. Entscheidender für den sportlichen Erfolg der Mannschaft wird sein, inwiefern sich ihr Trainer als Manager weiterentwickelt.