Wechsel von Bayern München zu Manchester City: Pep Guardiola ist keine lebende Legende mehr
Bayern München dürfte von Pep Guardiolas Wechsel zu Manchester City mehr profitieren als der englische Klub - auch in dieser Saison. Ein Kommentar.
Es gibt dann doch noch eine Nachricht am D-Day, dem zum Tag der Entscheidungen hochgejazzten Countdown, an dem das Transferfenster in Europas großen Fußballligen zuklappte. Es ist eine Nachricht von großer Strahlkraft – und geringem Nachrichtenwert. Pep Guardiola stellt sich vom 1. Juli an in die Dienste von Manchester City und wird sich dort nicht nur dumm, sondern auch dämlich verdienen. Nichts anderes war erwartet worden nach Guardiolas vorweihnachtlicher Ankündigung, sein Münchner Projekt zu beenden und eine neue Herausforderung zu suchen.
Interessant ist die Begründung, mit der das arabisch-englische Fußballkonglomerat die Personalie verkündete: Im Ton eines fürsorglichen Arbeitgebers sprach der Scheich von Manchester vom Respekt vor dem jetzigen Trainer Carlos Pellegrini. Als sei dessen Autorität nicht über Monate beschädigt worden, als immer wieder der katalanische Geist durch die Katakomben des Etihad Stadiums geisterte und sich niemand dort um ein auch nur halbherziges Dementi bemüht hatte.
Die Bayern wird das eher am Rand interessieren, wie auch der in Manchester offensichtlich nicht ganz so stark ausgeprägte Respekt vor ihren Dispositionen. Was soll’s, die mit fremdem Kapital alimentierten Klubs der Premier League sind nach Münchner Maßstäben ohnehin nicht satisfaktionsfähig. In diesem Sinne gereicht ihnen eine weitere Indiskretion sogar zum moralischen Vorteil. Dass Manchester City den Mestre nämlich schon seit drei Jahren umgarnt, mit bekanntlich bescheidenem Erfolg. Nach seinem Rückzug aus Barcelona und dem Sabbatical in New York war Guardiola der begehrteste Trainer der Welt. Das ist er immer noch, aber sein Zauber hat gelitten unter dem zweimaligen Scheitern mit den Bayern in der Champions League. München bekam eine lebende Legende. Manchester bekommt einen sehr guten Trainer.
Mag sein, dass sich beide Klubs noch in der Champions League treffen. City wird dann mit einer aus eigener Kraft beschädigten lame duck antreten. Die Bayern dürfen den Abschied des im Guten scheidenden Guardiola zelebrieren und sich auf den ausgeruhten Carlo Ancelotti freuen. Das erinnert an den Frühling 2013, an das lang anhaltende Servus für Jupp Heynckes und die Vorfreude auf Pep Guardiola. Es ist bekannt, wie die Sache ausging.
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