Handball-EM: Paul Drux fällt lange aus
Der Spieler der Füchse Berlin wird den deutschen Handballern fehlen – optimistisch ist das Team von Trainer Christian Prokop trotzdem noch.
In den jüngsten zehn, elf Tagen ist viel geschrieben und berichtet worden aus dem Lager der deutschen Handball-Nationalmannschaft, die Sendefrequenz war extrem hoch. Angesichts des holprigen Turnierverlaufs und der schwankenden Formkurve überwog dabei größtenteils Skepsis und Kritik. "Ich habe den Eindruck, das Glas ist für die meisten halbleer und nicht halbvoll, obwohl ich das nicht teilen kann", sagte der Vizepräsident und inoffizielle Verteidigungsminister des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Bob Hanning. Wenn man sich auf der Suche nach ausnahmslos positiven Nachrichten auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnte, war es bisher der Umstand, dass sich immerhin niemand ernsthaft verletzt hatte. Anders etwa als bei den Kroaten, die gleich im ersten Spiel und auf selten dämliche Art ihren besten Mann verloren; Domagoj Duvnjak humpelte drei Minuten vor dem Ende beim Spielstand von 30:22 vom Feld.
Am Sonntagabend hat es nun den ersten Schlüsselspieler im deutschen Team erwischt, dessen Verletzung besonders in Berlin hohe Wellen schlagen wird: Beim 25:26 gegen Olympiasieger Dänemark verdrehte sich Paul Drux das Knie und musste umgehend behandelt werden. Am Morgen danach bestätigte sich der böse Verdacht, dass damit eine lange Pause für den jungen Mann von den Füchsen verbunden sein wird; eine MRT-Untersuchung in Zagreb ergab die Diagnose Meniskusriss. Drux soll in den nächsten Tagen operiert werden und wird seinem Verein voraussichtlich mindestens drei Monate fehlen.
"Das ist ein schwerer Schlag für Paul, die Nationalmannschaft und die Füchse Berlin", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Auch Füchse-Trainer Velimir Petkovic, der unter den Zuschauern in der Arena von Varazdin weilte, dürfte heftig zusammengezuckt sein. Neben Petar Nenadic, der zum ungarischen Spitzenklub Veszprem wechselt, verliert Petkovic bis auf Weiteres den nächsten wichtigen Rückraumspieler.
Bemüht sich Bob Hanning um Kiels Spielmacher Miha Zarabec?
Gut möglich, dass DHB-Vize Hanning in seinem Hauptberuf als Füchse-Manager noch einmal tätig werden muss auf dem Transfermarkt. Bei der Europameisterschaft in Kroatien hält sich jedenfalls hartnäckig das Gerücht, die Füchse würden sich um den slowenischen Spielmacher Miha Zarabec bemühen, dessen Vertrag beim THW Kiel am Saisonende ausläuft.
Für das abschließende Hauptrundenspiel gegen Spanien am Mittwochabend (20.30 Uhr, ZDF) wird Bundestrainer Christian Prokop seinen Kader also zwangsläufig noch einmal modifizieren müssen: Am Dienstag hieß es, der zwischenzeitlich für den nachnominierten Rune Dahmke aussortierte Maximilian Janke werde Drux’ Planstelle im 16er Kader einnehmen, die formelle Entscheidung muss Prokop bis Mittwochmorgen treffen. Für Drux, 22, ist es nach einer Schulter-Operation am Wurfarm vor zweieinhalb Jahren bereits die zweite große Verletzung seiner jungen und hoffnungsvollen Karriere.
So groß die persönliche Enttäuschung nach dem neuerlichen Rückschlag für den Berliner auch sein mag, hatte der zweite Hauptrunden-Spieltag in Varazdin tatsächlich noch etwas Positives aus deutscher Sicht – nämlich die Tatsache, dass das Nationalteam weiterhin das Halbfinale erreichen kann. Dazu benötigt es an den kommenden beiden Tagen zwar Schützenhilfe der Konkurrenz, aber das entsprechende Szenario ist alles andere als ausgeschlossen: Wenn Mazedonien nicht seine beiden Begegnungen gegen Tschechien am Dienstag und Dänemark am Mittwoch gewinnen sollte, dürfen sich Deutschlands Nationalspieler am Mittwoch auf ein echtes Endspiel um den Halbfinal-Einzug gegen Spanien freuen, das steht durch die Niederlage Mazedoniens gegen Spanien am späten Sonntagabend fest. "Leider liegt das nicht mehr in unserer eigenen Macht", befand DHB-Vize Hanning. "Aber wenn wir tatsächlich ein Endspiel gegen Spanien bekommen sollten, kann ich versprechen, dass wir es gewinnen."