Personalprobleme bei Hertha BSC: Pal Dardai muss in der Abwehr improvisieren
Vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach hat Herthas Trainer Dardai ein Problem: Ihm fehlt ein Linksfuß in der Abwehr. Zwei Kandidaten kommen in Frage.
Kurz bevor am Dienstagnachmittag auf dem Schenckendorffplatz die Trainingseinheit von Hertha BSC begann, startete der große Exodus. Die Spieler des Berliner Fußball-Bundesligisten hatten gerade das amtliche Mannschaftsfoto anfertigen lassen, dazu noch ein paar zusätzliche Wünsche für die wichtigsten Sponsoren erfüllt, da verließ die Gruppe der Verletzten den Trainingsplatz. Es schien ein nicht endender Fluss zu sein.
„Ihr kennt mich“, pflegt Pal Dardai, Herthas Trainer, in solchen Situationen zu sagen. „Ich heule nicht.“ So schwer aber wie im Moment dürfte ihm das selten gefallen sein – zumindest was die personelle Situation in der Abwehr angeht. Zwei Innenverteidiger mit starkem linken Fuß hat Dardai in seinem Kader. Beide fehlen am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach, im Spiel des Vierten der Tabelle gegen den punkt- und torgleichen Vierten. Und während Karim Rekik zwar noch nicht wieder trainiert hat, aber langsam ein bisschen ungeduldig wird, könnte es bei Jordan Torunarigha ein paar Wochen, wenn nicht gar Monate dauern.
„Alles gut“, sagte der 21-Jährige kurz und knapp, als er nach dem Fotoshooting vom Platz humpelte. Am rechten Fuß trug er einen sogenannten Airwalker, eine Art orthopädischen Skischuh zum Schutz seiner lädierten Achillessehne. Beim 2:2 in Wolfsburg am Samstag war Torunarigha kurz vor Schluss ausgewechselt worden. Eine MRT-Untersuchung am Montag brachte dann die Gewissheit, dass der Innenverteidiger bis auf Weiteres vom Sport befreit ist. Über die Art der Achillessehnenverletzung machte Hertha keine Angaben, Dardai bezeichnete sie lediglich als „empfindlich und schmerzhaft“.
Mathew Leckie ist nach sechs Wochen Pause zurück
Der Ungar hat es am liebsten, wenn die halblinke Position in der Viererkette von einem Linksfuß besetzt wird. Dieses Kriterium erfüllt keiner der beiden verbliebenen Kandidaten für den Posten, weder Routinier Fabian Lustenberger noch Neuzugang Derrick Luckassen. Am Dienstag durfte sich Lustenberger an der Seite von Niklas Stark versuchen. Auf den ersten Blick ist das die wahrscheinlichere Variante: Der Schweizer kennt die Bundesliga; allerdings ist er kein gelernter Innenverteidiger, was sich beim späten Ausgleich des Wolfsburgers Admir Mehmedi zumindest erahnen ließ.
Luckassen, Ende August vom PSV Eindhoven verpflichtet, stand bei Hertha bisher noch kein Mal im Kader. „Neue Kollegen, ein anderes System“, daran müsse er sich erst noch gewöhnen, sagte Dardai – zumal der 23-Jährige zuletzt in Eindhoven kaum Spielpraxis sammeln konnte. Am Dienstag im Training war seine erste Aktion ein Pass ins Seitenaus, bei der letzten fälschte er einen Schuss von Vedad Ibisevic ins eigene Tor ab. Trotzdem fand Dardai: „Er hat gut trainiert. Die Fitness wird besser, die Zweikampfführung sieht gut aus.“
Am Dienstag nahm auch Mathew Leckie nach sechs Wochen Pause erstmals wieder am Mannschaftstraining teil. Der Australier, so Trainer Dardai, müsse aber in den nächsten zwei, drei Wochen noch zusätzliche Laufeinheiten einlegen, um seinen Fitnessrückstand aufzuholen. Als Innenverteidiger käme Leckie ohnehin nicht in Frage.