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Berlins Ondrej Duda jubelt derzeit ständig.
© dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Bei Hertha BSC tut sich wirklich was

Eine ganz neue Stimmung: Unser Kolumnist ist überaus optimistisch, was Herthas Aussichten für diese Bundesliga-Saison angeht.

Es sind erst drei Spieltage in dieser Saison absolviert, aber auch mit profundem Halbwissen lassen sich erste Tendenzen erkennen. Unter den ersten vier Mannschaften der Tabelle finden sich schon wieder die drei Großen des deutschen Fußballs: Bayern, Dortmund und Hertha. Während die beiden Erstgenannten ihre Großmachtstellung auch schon in der Realität nachgewiesen haben, liegt ein stattlicher Anteil Berliner Leistungsfähigkeit seit jeher im Optionalen. Hier ist vieles möglich. Das ist das Credo des Berliner Fußballs. Man spricht gar vom „schlafenden Riesen“.

Ich weiß nicht, ob das in dieser Glosse bislang so rübergekommen ist, aber ich bin ein glühender Anhänger von Hertha BSC. Das geht sogar so weit, dass ich für diese Mannschaft Elfmeter fordere oder ablehne, obwohl mir mein Gerechtigkeitssinn etwas anderes nahelegt. Ich bin etwas parteiisch, könnte man sagen. Wenn ich allerdings überlege, welche Begriffe mir einfallen, denke ich an das Objekt meiner Fußballbegierde, so muss ich einräumen, dass die Vokabel „Optimismus“, ääääh … eher hinten … wenn Sie verstehen, was ich meine.

Jetzt dürfen die Hertha-Fans nur nicht großkotzig werden

Das hat sich nun geändert. Ich muss wirklich sagen, ich bin optimistisch, was die neue Saison angeht. Ich habe die drei Spiele gesehen und muss sagen, da tut sich was. Wir haben viele junge, sehr talentierte Spieler. Einen tollen Torwart. Eine sehr gute Abwehr mit vielen Alternativen. Auch vorne geht was. Aber vor allem: Neuerdings spielen wir sogar mit Mittelfeld! Die Leistungsexplosion von Ondrej Duda ist mir ein absolutes Rätsel, aber ich nehme sie mit Begeisterung zu Kenntnis. Arne Maier ist sowieso die große Hoffnung. Und dann ist da noch dieser Leihspieler aus Liverpool, den die Kommentatoren eines Bezahlsenders stets „Grujev“ nennen, der meines Wissens aber „Grujic“ heißt. Spieler G. verbessert nicht nur seine Arbeitskollegen, sondern hebt das sportliche Geschehen insgesamt auf ein höheres Niveau. Wie gesagt, leider nur für ein Jahr geliehen, der Mann.

Irgendwo wurde er als „Gerrard Serbiens“ bezeichnet. Da ich vermute, dass die Kopie billiger sein wird als das Original, aber immer noch zu teuer, möchte ich hiermit etwas anregen: Wir sollten frühzeitig Sammelbüchsen im Stadion herumreichen, um den Erwerb dieses Spielers über diese Saison hinaus doch noch zu ermöglichen.

Sie merken schon, hier schwappt Optimismus in die Tastatur. Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Nicht großkotzig werden oder arrogant, wie uns das Berlinern ja manchmal nachgesagt wird. Und dann holen wir auch die zwei Punkte Rückstand auf die Bayern auf.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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