Spitzenspiel beim VfL Wolfsburg: Hertha BSC verspielt kurz vor Schluss Platz zwei
Nach dem 2:1 in der Nachspielzeit sieht Hertha BSC schon wie der Sieger aus, kassiert dann aber noch den 2:2-Ausgleich des VfL Wolfsburg.
Es war die verrückteste Schlussphase der jungen Spielzeit. Innerhalb von einer Handvoll Minuten fielen in Wolfsburg drei Tore, die sich am Ende zu einem gerechten 2:2 (0:0) zusammensetzten. Bis kurz vor Spielende hatte Hertha BSC durch ein Tor des erst 20 Jahre alten Startelfdebütanten Javairo Dilrosun geführt. Dann glich Wolfsburg durch einen fragwürdigen Elfmeter, ausgeführt von Yunus Malli, aus. Kurz darauf brachte Ondrej Duda die Berliner per Freistoß erneut in Front, doch im Gegenzug glich Admir Mehmedi aus.
„Wenn das ein Elfmeter war, dann weiß ich auch nicht mehr“, sagte nach dem Abpfiff Arne Maier, der ein angeblich strafstoßwürdiges Foul begangen haben soll. Dann stapfte er bedient in die Kabine. Es waren hektische Schlussminuten in der Wolfsburger Arena vor 25 090 Zuschauern. Am Ende waren beide Seiten nicht unzufrieden, beide Mannschaften bleiben ungeschlagen und können mit ihrem Saisonstart zufrieden sein. „Wir haben zwei Mal geführt, aber letztlich ist das Unentschieden gerecht“, sagte hinterher Pal Dardai. Auch wenn er den Strafstoß nicht verstand.
Im Vergleich zum erfolgreichen Auswärtsspiel vor zwei Wochen in Gelsenkirchen nahm Herthas Trainer zwei Wechsel vor: Für die verletzten Maximilian Mittelstädt und Karim Rekik rückten der genesene Marvin Plattenhardt und Dilrosun in die Startelf gegen die Wolfsburger, die mit viel Wucht in das Spiel gingen.
Nach einer turbulenten Anfangsviertelstunde hatte Herthas Torwart Rune Jarstein bereits dreimal beherzt zugreifen müssen. Zunächst parierte er einen Gewaltschuss von Jerome Roussillon, den er über die Latte wickelte. Dann wehrte er gegen Yannick Gerhardt ab und hielt fast schon artistisch einen abgefälschten Schuss von William.
Hertha brauchte etwas, um halbwegs ins Spiel zu kommen. Gegen Mitte der ersten Halbzeit eroberte Salomon Kalou gegen den früheren Herthaner John Anthony Brooks den Ball, setzte seinen Schuss aber etwas zu hoch an. Ein Abspiel zum mitgelaufenen Vedad Ibisevic wäre vermutlich klüger gewesen.
Dilrosun erzielte sein erstes Tor für Hertha
Es war ein sehr intensiv geführtes Spiel, das Hertha im ersten Abschnitt nie unter Kontrolle brachte. Das eigene Aufbauspiel blieb grobes Stückwerk, vor allem Spielmacher Ondrej Duda, der gegen Schalke noch glänzte, versank in Unauffälligkeit.
Die Mannschaft von Bruno Labbadia betrieb auch gegen die Berliner einen enormen Aufwand. Zwischen der 30. und 40. Minute musste sich Hertha eines regelrechten Sturmlaufs erwehren. Entlastung gab es kaum. Und doch sollten die Berliner kurz vor dem Halbzeitpfiff die beste Chance des ersten Abschnitts haben. Nach einer Flanke von Plattenhardt kam Kalou zum Kopfball, doch Koen Casteels parierte diesen.
Es war wirklich erstaunlich, dass es zur Pause noch 0:0 stand. Die Frage zu Wiederbeginn lautete, ob der Gastgeber seinen Tempofußball würde durchhalten können? Zumindest kamen die Berliner mutiger aus der Kabine. Sie agierten mehr. Offenbar hatte Dardai gerade auch Duda ein paar deutliche Worte mit auf den Weg gegeben, der nun präsenter war. Nach einer Stunde ging dann plötzlich Hertha in Führung. Dilrosun fing einen schlampigen Pass der Wolfsburger ab, marschierte los und traf mit links ins lange Eck.
Der Jubel auf der Hertha-Bank war riesig. Doch wenig später sackte Torunarigha zusammen, der unter der Woche Probleme mit der Achillessehne hatte. Zunächst spielte er weiter. Dann war es wieder einmal Jarstein, der grandios einen Kopfball von Wolfsburgs Mittelstürmer Wout Weghorst aus Nahdistanz parierte.
Zwanzig Minuten vor dem Ende musste Torunarigha verletzt vom Feld. Für ihn kam Fabian Lustenberger. Gleichzeitig kam Davie Selke, der im Juli noch an der Lunge operiert wurde, für Ibisevic. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst brachte Maier mit einem harmlosen Rempler Maximilian Arnold auf der Strafraumlinie zu Fall. Schiedsrichter Dingert entschied auf Freistoß, doch nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten gab es Strafstoß. Auf der Gegenseite schoss Duda einen Freistoß raffiniert unter der Mauer der Wolfsburger hindurch und brachte die Berliner wieder in Führung. Doch der Jubel war kaum verklungen, da glich der VfL erneut aus.