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Gut in Schuss. Franziska Preuß wurde in Oberhof Sechste.
© Foto: Martin Schutt/dpa

Biathlon: Ohne Laura Dahlmeier, fast ohne Chance

Ohne Laura Dahlmeier haben es die deutschen Biathletinnen schwer - doch die jüngsten Ergebnisse in Oberhof geben Hoffnung.

Dick eingepackt, die Kapuze ihres grünen Anoraks tief ins Gesicht gezogen, stapfte Franziska Preuß aus der Arena am Rennsteig. Aus den Lautsprecherboxen dröhnte Gloria Gaynors Hit „I will survive“ – für Preuß und ihre Teamkolleginnen ein recht passendes Motto nach dem Verfolgungsrennen in Oberhof. Aus dem Sprint am Donnerstag hatten Deutschlands Biathletinnen am Samstag ein historisch schlechtes Ergebnis – Karolin Horchler war als 34. noch die Beste – mit auf die zehn Kilometer mit vier Schießeinlagen genommen. Und nun hatten sich bis auf Horchlers Schwester Nadine alle Frauen des Deutschen Skiverbandes (DSV) klar verbessert. Am deutlichsten die 24 Jahre alte Preuß, die beim Start-Ziel-Sieg der Italienerin Lisa Vittozzi von Platz 45 auf Rang sechs vorlief.

„Ich bin das Rennen schon aggressiv angegangen und dachte mir: ’Heut’ hau’ ich euch weg, ihr blöden Scheiben’“, erzählte Preuß und betonte erkennbar erleichtert: „Das tut der ganzen Mannschaft extrem gut.“ Mitfreuen durften sich der Leitende Disziplintrainer Kristian Mehringer und sein Assistent Florian Steirer.

"Die ständigen Vergleiche sind für niemanden schön"

Das bayerisch-österreichische Duo steht seit dieser Saison in der Verantwortung, wartete bisher aber meist auf positive Resultate. Nur Laura Dahlmeier schaffte es kurz vor Weihnachten auf das Siegerpodest, als Sprint-Zweite von Nove Mesto. Für die Doppel-Olympiasiegerin von Pyeongchang war es nach einer problematischen Vorbereitung – mit einer Radsport-Verletzung und einer Weisheitszahn-Operation – das erste von bislang nur zwei Rennen im Weltcup. In Ruhpolding soll die 25-Jährige in der nächsten Woche wieder mitmischen. Ebenso wie Vanessa Hinz, die in Oberhof wegen einer Erkältung fehlt.

„Die beiden werden dazukommen“, betont Co-Trainer Steirer. Dem 37-Jährigen war in den vergangenen Wochen die Dauerdiskussion um die vermeintliche Abhängigkeit von Dahlmeier zunehmend auf die Nerven gegangen. „Nächste Woche ist Laura wieder dabei. Dann sind wieder alle glücklich. Aber für uns ändert sich nichts“, platzte es nach dem Sprint-Desaster am Grenzadler aus Franziska Preuß heraus. Dazu gab Florian Steirer einen Einblick in das Innenleben der Mannschaft: „Wenn du versuchst, deine Leistung zu bringen und dabei immer verglichen wirst – das ist für niemanden schön. Und als Spitzensportler magst du so etwas schon gar nicht.“

Auf den großen Schreck im Sprint und die wachsende Kritik reagierten die deutschen Biathletinnen und das neue Trainergespann mit einem Rückzug. Am Freitag trainierten sie für sich, gaben keine Interviews – und fanden tags darauf auf der Strecke und am Schießstand eine passable Antwort. „Der Sprint war ein Schuss vor den Bug zur richtigen Zeit“, sagte Steirer nach der Verfolgung, in der neben Preuß (39 Plätze) auch Denise Herrmann auf Rang neun (27), Karolin Horchler als Elfte (23) und Franziska Hildebrand auf Platz 24 (16) viel Boden gutmachten.

„Der Druck war schon gehörig“, sagte Steirer. Franziska Preuß legte allerdings Widerspruch ein und erklärte: „Bei mir war mehr Lockerheit dabei – weil ich wusste: Ich hab’ nichts zu verlieren.“ Einen weiteren Schritt nach vorne können die Oberbayerin und ihre Teamkolleginnen an diesem Sonntag in der Staffel machen – wenn sie in Oberhof noch einmal ohne ihren langen Schatten Laura Dahlmeier um einen Platz auf dem Podest kämpfen. „Heute haben wir gezeigt, wo wir hingehören“, sagte Denise Herrmann nach der Verfolgung – und brach eine Lanze für das junge Trainergespann der deutschen Frauen: „Sie machen einen sauguten Job. Es ist bloß schade, dass wir das in diesem Winter noch nicht so oft richtig zeigen konnten.“

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