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Dunkle Wolken über dem Fifa-Hauptquartier in Zürich.
© AFP/FABRICE COFFRINI

Joseph Blatter und die Korruption: Nur die Vereinten Nationen können die Fifa retten

Das System Fifa ist die dunkle Seite der Macht. Und dieses System hat Joseph Blatter geformt. Jetzt helfen dem Fußball nur noch radikale Maßnahmen. Ein Kommentar.

Jetzt können eigentlich nur noch die Vereinten Nationen helfen. Die Unesco erklärt den Fußball zum Weltkulturerbe und richtet die nächsten Weltmeisterschaften selbst aus. Eröffnet werden sie feierlich vom UN-Generalsekretär. Und wenn noch die Internationale Arbeitsorganisation eingebunden ist, sterben auch nicht mehr so viele Menschen auf den WM-Baustellen.

So groß müsste man schon denken, wenn man sich den Fußball ohne die Fifa vorstellen möchte. Weil auch der Fußball so groß geworden ist und mit ihm der Weltverband. Vor allem ist die Fifa dank der Milliardenspritzen von Fernsehsendern und Sponsoren unglaublich schnell und unkontrolliert in die Höhe geschossen. Gerade deshalb sieht sie jetzt so hässlich aus mit all den Auswüchsen an Korruption, den Pestbeulen von persönlicher Bereicherung.

Einer lächelt jedoch immer fröhlich weiter. Einer hat immer den Überblick behalten, erst als Generalsekretär und seit 17 Jahren schon als Präsident. Wie Joseph Blatter sich durch all die Skandale dribbelt, jeden, der sich ihm entgegenstellt, umkurvt, das hat der Fußball auf dem Spielfeld noch nicht erlebt. Wer ihn näher kennengelernt hat, sagt, selbst Machiavelli hätte von ihm lernen können. Blatter hat die Fifa in den Sumpf geführt und sie gleichzeitig aus diesem Dreck zu ziehen versprochen. Ab und an verfängt sich mal einer seiner Gefolgsleute in den Schlingen der Gesetze, Blatter schaut dabei zu und tut, als sei nichts gewesen.

An Blatter und der Fifa zu verzweifeln, bedeutet jedoch, an der Welt zu verzweifeln. Es sind zu viele um ihn herum gierig auf Vorteile, das weiß er und das nutzt er. So überlebt der 79-Jährige immer weiter an der Spitze. Er beruft Kommissionen ein und lässt Untersuchungsberichte anfertigen, um alles Übel aufzudecken. Nur lässt er sie nichts finden.

Sepp Blatter und seine Märchen

Nach den ersten Korruptionsvorwürfen um die WM-Vergaben 2018 und 2022 an Russland und Katar kündigte Blatter einfach an, dass nicht mehr das Exekutivkomitee über die Ausrichter entscheidet, sondern die Mitgliedsverbände. Das sah wunderbar demokratisch aus. Die ganze Welt entscheidet über ihr wichtigstes Turnier. Was sich dadurch ändert? Natürlich nichts. Denn die Verbandsfunktionäre aus Diktaturen und Scheindemokratien wollen auch weiterhin schönen Reisen machen und Zuschüsse von der Fifa bekommen. Also machen und stimmen sie weiter wie bisher.

Das war zu viel. Den Ärger um die WM-Vergabe an Russland und Katar wird Joseph Blatter nicht mehr los.
Das war zu viel. Den Ärger um die WM-Vergabe an Russland und Katar wird Joseph Blatter nicht mehr los.
© Reuters

Das System Fifa ist die dunkle Seite der Macht. Wie will man denn Fußballpräsidenten aus einer Diktatur überzeugen, doch mal auf Transparenz zu pochen? Ihnen kann Blatter seine Märchen weiter erzählen. Auch jetzt beruft er sich auf die Formulierung, die Fifa sei eigentlich die Geschädigte der aufgedeckten Bestechungen. Irgendwelche Bösewichte hätten sich am schönen Fußball vergangen. Es wäre ein Wunder, wenn der einzig verbliebene Herausforderer ihn am Freitag vom Thron stoßen würde. So als gewinne ein Zweitligist die Champions League.

Was da bleibt außer Wut? Die Hoffnung auf Staatsanwälte und Polizisten, die sich die Funktionäre vornehmen? Bisher schien auf jeden empfänglichen Funktionär ein neuer zu folgen. Ein WM-Boykott? Der würde nur funktionieren, wenn alle mitmachen, Sponsoren, Fernsehanstalten und die Fans. So lange die Fifa die WM sicher in ihren Händen hält, hat sie auch die Fans in ihrer Hand. Der europäische Verband Uefa könnte die Besten der Welt zu einer erweiterten EM einladen und die Fifa ausstechen. Aber auch europäische Funktionäre haben oft mitgemauschelt und beispielsweise für eine WM in der Wüste von Katar gestimmt.

So hoch der Preis dafür auch wäre – eine Milliardenentschädigung für Russland und Katar –, weniger als eine Neuvergabe der nächsten Turniere und eine Abwahl der Führung sollte man gar nicht erst versuchen. Sonst bleibt die Korruption treu an der Seite der Fifa. Bis dahin hilft nur der Traum, UN-Blauhelme besetzten die Fifa-Zentrale. Im Namen aller Fans des beliebtesten Spiels der Welt.

Friedhard Teuffel

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