Der 1. FC Union besiegt Borussia Dortmund 2:1: Nüchtern, cool und effizient zur nächsten Überraschung
Der 1. FC Union gewinnt wie in der Vorsaison sein Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Beim 2:1 machen die Standards einmal mehr den Unterschied aus.
Die Erinnerung an den direkten Vergleich tut besonders weh. Selber Ort, selbe Mannschaften – ganz anderes Gefühl. Vor genau 475 Tagen gewann der 1. FC Union gegen Borussia Dortmund sein erstes Spiel in der Fußball-Bundesliga.
Das Stadion An der Alten Försterei war bis auf den letzten Platz ausverkauft, die 22 012 Zuschauer ließen den Boden erzittern und schufen eine Atmosphäre aus Ekstase, Überraschung sowie purem Glück, die es in dieser Intensität selbst bei Union nur ganz selten zu erleben gibt. Der damalige Neuling gewann nicht nur drei Punkte, sondern auch die Gewissheit: Wir gehören hier wirklich hin!
Nun, knapp 16 Monate später, fehlten die Emotionen aus dem Spätsommer 2019 komplett. Union zeigte wieder eine engagierte Leistung, machte es dem BVB schwer – und siegte erneut. Ein denkwürdiges Erlebnis wie vor 475 Tagen war das 2:1 (0:0) durch Tore von Taiwo Awoniyi und Marvin Friedrich aber allenfalls durch den Rekordtreffer des 16-jährigen Dortmunders Youssoufa Moukoko – und den Fakt, dass Union nach 13 Spielen mit nun 21 Punkten nur einen Zähler hinter dem BVB liegt.
Unions Trainer Urs Fischer veränderte seine Startaufstellung im Vergleich zum 2:2 beim VfB Stuttgart am Dienstag auf einer Position. Für Niko Gießelmann startete Marius Bülter, der beim letzten Heimspiel gegen den BVB zwei Tore erzielt hatte. Damit einher ging die Rückkehr zur Viererkette.
Das Spiel war 90 Sekunden alt, als Christopher Trimmel und Awoniyi beinahe eine Kopie der ersten Chance gegen die Bayern vor einer Woche fabrizierten. Der Kapitän trat einen guten Pass aus der eigenen Hälfte in den Rücken der aufgerückten Abwehr und der nigerianische Stürmer hatte viel Platz. Seinen Schuss hielt Dortmunds Torwart Roman Bürki in höchster Not. Zwar hob der Linienrichter im Nachhinein seine Fahne, lag mit seiner Abseitsentscheidung aber falsch.
Youssofa Moukoko traf für den BVB und ist nun der jüngste Bundesliga-Torschütze
Nach der Berliner Chance erhöhte der BVB den Druck und versuchte früh zu pressen. Das klappte zwar nicht allzu häufig, ermöglichte aber zumindest eine große Möglichkeit. Friedrich wollte unter Druck einen weiten Ball spielen, traf aber einen Dortmunder am Rücken und so hatte Moukoko viel Platz, den er für einen cleveren Pass auf Jadon Sancho nutzte. Der Engländer scheiterte aber an Andreas Luthe.
Viel mehr brachte Dortmund für lange Zeit nicht zustande. Der neue Trainer Edin Terzic agierte an der Seitenlinie zwar sehr aktiv und gab viele Anweisungen, musste sich allerdings auch über einige unerklärliche Fehler im Spielaufbau ärgern. Thomas Meunier verlor den Ball in der Vorwärtsbewegung und nach einem Pass von Cedric Teuchert ergab sich für Awoniyi die nächste große Chance. Erneut scheiterte er aber mit einem zu unplatzierten Abschluss an Bürki.
Etwas später leistete sich Akanji einen ähnlichen Schnitzer und hatte Glück, dass auch Sheraldo Becker viel zu zentral aufs Tor schoss. Dem BVB war trotz des Trainerwechsels und des Sieges unter der Woche gegen Bremen die Verunsicherung anzumerken.
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Es fehlten Esprit, Schnelligkeit, Bewegung ohne Ball – und Torjäger Erling Haaland. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff wäre Dortmund dennoch fast in Führung gegangen. Raphael Guerreiro steckte gut durch in die Schnittstelle zu Moukoko und der BVB-Stürmer knallte den Ball an den Pfosten.
In der zweiten Halbzeit erhöhte der BVB den Druck, machte es Union durch das meist behäbige Tempo aber nicht allzu schwer. Auf der anderen Seite nutzte Union die eigenen Stärken effizient. Eine Ecke von Trimmel verlängerte Grischa Prömel am kurzen Pfosten, so dass Awoniyi aus drei Metern keine Mühe hatte.
Wie vor einem Jahr reagierte Dortmund jedoch umgehend. Nach einer Balleroberung passte Guerreiro auf Moukoko und mit einem strammen Linksschuss trug sich das Supertalent mit 16 Jahren und 28 Tagen als jüngster Torschütze in die Bundesliga-Geschichtsbücher ein.
Union hat nach 13 Spielen nun schon 21 Punkte - nur einen weniger als Titelaspirant Dortmund
Der BVB nahm nun doch noch Fahrt auf, fand gegen die kompakte Berliner Defensive allerdings kaum Lücken. Union konnte nur noch selten für Entlastung sorgen. Eine klare Torchance erspielte sich Union nicht mehr, ein Tor gelang den Berlinern dennoch.
Nach einer erneuten Ecke, dieses Mal getreten von Teuchert, erzielte Innenverteidiger Friedrich bereits sein viertes Saisontor. Natürlich erneut per Kopf. „Super, dass wir durch zwei Standards das Spiel gewinnen“, sagte Trimmel. „Kein Gegner hat es leicht gegen uns.“
Auf der Dortmunder Bank schüttelte Sportdirektor Michael Zorc den Kopf und besser wurde es für die Gäste nicht mehr. Ihre Schlussoffensive blieb erfolglos und so konnte Union im zweiten Heimspiel gegen Dortmund den zweiten Sieg feiern.