Vierschanzentournee: Norweger Anders Jacobsen siegt in Garmisch
Auch beim Neujahrspringen gab es nicht den erhofften Sprung nach vorne für die Deutschen: Es siegte der Norweger Anders Jacobsen. In der Gesamtwertung führt zur Halbzeit der Vierschanzentournee der Österreicher Stefan Kraft.
Nur der Sprecher im altehrwürdigen Olympiastadion von Garmisch-Partenkirchen wollte sich nicht dem hohen Niveau seiner Umgebung anpassen. Bei traumhaften Wetterbedingungen, Sonne und Schnee satt, glaubte er die 20.000 Zuschauer beim Neujahrsspringen mit Herrenwitzen unterhalten zu müssen. Die Landung des japanischen Skispringers Daiki Ito versah er beispielsweise mit der nicht zwingend notwendigen Information: „Eine Granate, sein Weibchen.“ Und Werner Schuster dichtete er gleich mehrfach nach etwas besseren deutschen Sprüngen ein „feuchtes Höschen“ an. Den deutschen Bundestrainer dürfte diese Zote kaum zum Lachen gebracht haben - aber das hat noch einen anderen Grund.
Die deutschen Skispringer zeigten sich beim Neujahrsspringen mit Platz neun für Richard Freitag und Rang zehn für Severin Freund zwar verbessert, für einen Platz auf dem Siegerpodest aber hat es erneut nicht gereicht. Es siegte der Norweger Anders Jacobsen, der auch schon die Qualifikation gewonnen hatte. „Ich bin selber überrascht von mir, die zwei Tage sind wie ein Traum“, sagte er, „das ist magisch.“ Jacobsen hat zwar 2007 die Tournee gewonnen, wäre aber vor wenigen Wochen wegen schlechter Leistungen beinahe aus dem norwegischen Team geflogen. Auf Platz zwei landete der Schweizer Simon Amman, der in Oberstdorf im ersten Durchgang noch gestürzt war, vor dem Slowenen Peter Prevc.
In der Gesamtwertung ist vor dem dritten Springen am Sonntag in Innsbruck ein Dreikampf entbrannt. Weiterhin führt der Oberstdorf-Sieger Stefan Kraft, der allerdings in Garmisch-Partenkirchen nur noch auf Rang sechs kam. Der Österreicher besitzt allerdings nur noch den minimalen Vorsprung von 1,1 Punkten auf den Slowenen Prevc, der wiederum knappe sechs Punkte vor dem Österreicher Michael Hayböck liegt. Die deutsche Mannschaft hingegen sollte sich mit der Gesamtwertung vorerst besser nicht beschäftigten. Dort wird Severin Freund mit Rang zwölf als bester Deutscher geführt, Richard Freitag folgt auf Rang 13.
„Es ist grundsätzlich kein berauschendes Ergebnis, wenn man die nackten Zahlen sieht“, sagte Werner Schuster. Bereits nach dem ersten Durchgang hatten sich Severin Freund und Richard Freitag aller Chancen auf eine vordere Platzierung beraubt, im zweiten Durchgang lief es diesmal bei beiden deutschen Hoffnungsträgern besser, Richard Freitag gelang mit einem Flug auf 134,5 Meter immerhin das viertbeste Ergebnis dieser Runde. „Der zweite Durchgang war in Ordnung“, sagte Richard Freitag, „aber insgesamt ist es eine durchwachsene Tournee für uns.“ Und auch Severin Freund hatte mehr erwartet von sich. „Das ist bei einem Großereignis bitter, aber ich werde nicht aufhören alles zu versuchen.“ Erfreulichere Ergebnisse verzeichneten hingegen die deutschen Nachwuschsspringer Marinus Kraus mit Rang 13 und Stephan Leyhe mit Rang 16. Doch das genügt nicht, um den Bundestrainer zufrieden zustellen.
Werner Schuster rätselt weiterhin, warum seine Besten ausgerechnet bei der Vierschanzentournee ihren eigenen Ansprüchen nicht genügen. „Den Spitzenleuten fehlt noch etwas“, sagte der Österreicher in Diensten des Deutschen Skiverbandes, „für den Alltagsgebrauch reicht es, doch es scheint eine gewisse Stressresistenz noch nicht gegeben sein.“ Dabei genau die deutsche Angst vor Großereignissen mit der Mannschaftsgoldmedaille in Sotschi eigentlich überwunden zu sein.
Als erste Konsequenz hat Schuster Team-Olympiasieger Andreas Wank aus der siebenköpfigen Weltcup-Mannschaft verbannt und stattdessen Daniel Wenig aus der nationalen Gruppe für die Springen in Innsbruck und Bischofshofen nominiert. „Wanks Olympia-Bonus ist aufgebraucht. Er kommt nicht vom Fleck. Man hat nicht das Gefühl, dass er noch mal eine Rakete zünden kann“, sagte Schuster. Der Bundestrainer baut nun auf den besseren zweiten Durchgang von Garmisch und hat seinen Springern nun eine Verbesserung in der Gesamtwertung zum Ziel gesetzt. „Beide können noch ihre bisher beste Tourneeplatzierung erreichen“, sagt Werner Schuster. Die aktuellen Siegspringer aber finden sich in anderen Nationen.
Zum Beispiel in Norwegen mit Anders Jacobsen. „Das ist schon ein bisschen erstaunlich“, sagte Werner Schuster, „er hat seit längerer Zeit nichts mehr gezeigt.“ In Oberstdorf war der Norweger mit Rang 14 noch in ähnlichen Gefilden gelandet wie die deutschen Springer. Doch wenige Tage später ist alles anders. „Plötzlich kommt alles raus“, wundert sich Anders Jacobsen über sich selber. Plötzlich wird er in der Gesamtwertung auf Rang vier geführt und hat sogar wieder Chancen auf seinen zweiten Sieg bei der Vierschanzentournee. Und genau das sollte auch den deutschen Springern Hoffnung geben, denn das Beispiel Jacobsen zeigt: Im Skispringen kann es auch ganz schnell wieder aufwärts gehen.
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