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Zur Lage der Nationalmannschaft: Nicht dabei ... Löw, Bierhoff und Köpke!

Man stelle sich einmal vor, es hätte Löw, Bierhoff und Köpke statt Boateng, Hummels und Müller getroffen. Eine Polemik.

Stellen wir uns doch mal vor, es hätte vor zwei Wochen nicht Jerome Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller erwischt, sondern – sagen wir mal – Joachim Löw, Oliver Bierhoff und Andreas Köpke. Also DFB-Präsident Reinhard Grindel hätte die drei Herren in der Verbandszentrale einbestellt, sie einzeln und hintereinander in sein Dienstzimmer gebeten und ihnen jeweils in fünf Minuten erklärt, dass er nicht mehr mit ihnen plane. Grindel hätte dabei ganz ähnliche Worte finden können für den Bundestrainer, den Nationalmannschaftmanager und den Bundestorwarttrainer, zum Teil auch dieselben, die Löw vor zwei Wochen gewählt hatte. Grindel hätte diese Maßnahme als Zeichen der nötigen Erneuerung verkaufen, dabei die außergewöhnlichen Verdienste der drei Herren hervorheben können. Schon deshalb habe er ihnen das Aus auch persönlich überbringen und eben keinen „Eiertanz“ aufführen wollen. Das hätten sie einfach nicht verdient gehabt.

Womöglich hätte die Nachricht die halbe Fußballnation in ähnlichen Aufruhr versetzt wie die Aussortierung der drei Bayernspieler. Sehr wahrscheinlich hätte es eine Debatte über den Zeitpunkt und die Art und Weise der Aussortierung ausgelöst und dann hätte Grindel ganz bestimmt auch eine Rechtfertigungs-Pressekonferenz einberufen, wie sie Löw am vergangenen Freitag abhielt. Das Praktische daran wäre gewesen, dass Grindel bei dieser Gelegenheit gleich hätte noch erklären können, weshalb er vor wenigen Tagen mitten in einem Interview mit der Deutschen Welle einfach aufstand und das Gespräch für beendet erklärte, weil ihm die Fragen nicht gepasst haben.

Grindel und Löw brauchen ganz schnell neue Bilder

Nein, es sieht derzeit überhaupt nicht gut aus um das Flaggschiff des deutschen Fußballs. Die Führung des Verbandes und auch die der ersten Mannschaft des Landes geben derzeit ein ziemlich schräges Bild ab.

Mit anderen Worten: Vor allem Grindel und Löw brauchen jetzt wieder ganz schnell neue Bilder, frische, in die Zukunft weisende. Insofern ist es ganz gut, dass am Montag der Clan in Wolfsburg zusammengekommen ist. Dort steht am Mittwoch das erste Länderspiel des Jahres an, ein Testspiel gegen Serbien.

Der 59 Jahre alte Löw hat dafür die drei Neulinge Niklas Stark (Hertha), Maximilian Eggestein (Bremen) und Lukas Klostermann (Leipzig) eingeladen. Vier Tage später beginnt die EM-Qualifikation mit dem Auswärtsspiel in Amsterdam gegen die Niederlande.

„Wir brauchen Spieler, die handlungsschnell und handlungssicher sind. Die schnelle Lösungen unter Druck finden können“, sagte Löw und beschrieb damit die Anforderungen an seine Spieler für das Umbruch-Jahr 2019. Man brauche eine neue Spielweise mit mehr Dynamik, Zielstrebigkeit und Enthusiasmus. Bleibt zu hoffen, dass er sich dabei nicht ausnimmt, auch vom Bundestrainer muss wieder mehr kommen. Im Idealfall überträgt sich die Leidenschaft und der Enthusiasmus eines Trainers auf die Mannschaft.

Joachim Löws Vorgänger, der frühere Bundestrainer Jürgen Klinsmann, hat die derzeitige Situation des Nationalteams in der „Bild am Sonntag“ als „ein Pulverfass“ betitelt. Nach dem Sieg bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien habe sich „ein Gefühl der Überheblichkeit eingeschlichen“, sagte der 54-jährige Klinsmann. Der deutsche Fußball habe insgesamt den Anschluss an die internationale Spitze verloren. Es herrsche „Alarmstufe Rot“. Sein Nachfolger müsse jetzt Erfolg haben, die Ergebnisse müssen stimmen. Ansonsten könnte es ganz schnell knallen.

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