Regionalliga-Reform: Neuer Alibi-Kompromiss, doch das Problem bleibt
Der neue Vorschlag zur Regionalliga-Reform sieht vor, dass ein Meister nicht aufsteigt. Damit haben die Vereine wieder nichts erreicht. Ein Kommentar.
Die nächste Rolle rückwärts im Poker um die Fußball-Regionalliga-Form. Noch Anfang März hatten sich die 20 Drittliga-Vereine mit nur einer Ausnahme, Energie Cottbus, auf einen Kompromiss geeinigt, der vorsah, dass es vier direkte Absteiger aus der Dritten Liga geben soll, wenn die Zahl der Regionalligen auf vier reduziert wird. Damit hatten sie den Weg dahin geebnet, dass der jeweilige Meister aufsteigen würde. So einfach wird es nun aber nicht. Stattdessen ist der Weg frei für den nächsten Alibi-Kompromiss. Und der ist nur unwesentlich besser als jener, der auch derzeit vorsieht, dass ein Meister nicht aufsteigt.
Denn die mögliche Zerschlagung der Regionalliga-Nordost ist vom Tisch. Die war angedacht, da bei einer Reduzierung auf vier Ligen die drei Staffeln aus dem Norden, Nordosten und Bayern zu zwei Ligen zusammengelegt hätten werden müssen. 47 von 51 Vertreter der Fußball-Drittligisten sowie der Regionalliga-Vereine aus dem Norden, Nordosten und Bayern stimmten allerdings dagegen. Der neue Vorschlag sieht stattdessen vor, dass die Meister der Regionalligen Südwest und West ab der Saison 2020/2021direkt aufsteigen sollen und die Staffelsieger aus dem Norden, Nordosten und Bayern zwei Aufsteiger ermitteln - wahrscheinlich in einer Aufstiegsrunde.
Damit haben die Vertreter, die sich stundenlang beraten hatten, de facto wieder nichts erreicht. Das eigentliche Problem ist ebenso wenig wie die Regionalliga Nordost vom Tisch. Nachdem die Drittliga-Klubs den Spielball mit ihrem Kompromissvorschlag geschickt zu den Regionalliga-Klubs gespielt haben, haben diese nun gemeinsam den Ball an den Innenpfosten geschossen. Mit dem Vorschlag, der nun mal vorsieht, dass weiterhin ein Regionalliga-Meister nicht aufsteigt, schlittert der Ball über die Torlinie. Und es bleibt fraglich, ob die betroffenen Vereine es mit dem DFB zusammen schaffen, ihn in naher Zukunft über die Linie zu drücken.
Ein wenig Hoffnung bleibt allerdings, dass es beim jetzigen Modellvorschlag nicht bleibt. Denn durchgesetzt werden kann er erst auf dem DFB-Bundestag im September.
Christopher Stolz