Vor dem Play-off-Halbfinale gegen Oldenburg: Neue Runde, neues Glück für Alba Berlin
Alba Berlin nutzt die Vorbereitungszeit aufs Play-off-Halbfinale. Gegen Oldenburg winkt dem Basketball-Bundesligisten sogar mehr als der Finaleinzug.
Ein Raunen geht am Donnerstagvormittag durch das Trainingszentrum von Alba Berlin: Die Spieler des Basketball-Bundesligisten haben gerade ihr Warm-up beendet und verlassen das Parkett für eine Besprechung, Aufbauspieler Martin Hermannsson lässt den Ball dabei noch einmal lässig von der Mittellinie über seine Schulter in Richtung Korb segeln – der Ball klatscht erst ans Brett und schwuppst dann tatsächlich durch die Reuse. „Hat das jemand gefilmt?“, fragt Hermannsson. Hat natürlich niemand.
Gut für einen Verein, wenn das die erwähnenswerteste Szene einer Trainingseinheit ist. In der vergangenen Woche hatte das noch anders ausgesehen: Da hatten vor dem dritten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie gegen Ulm auf einmal die beiden Center-Kollegen Landry Nnoko und Dennis Clifford gefehlt, weil sie sich im Training verletzt hatten. Eine Woche zuvor war dort zudem Spielmacher Peyton Siva umgeknickt und hatte deshalb die ersten Partien der Serie verpasst. Er kehrte in Spiel drei ins Team zurück und machte dort mit Alba den Einzug ins Halbfinale klar. Und vor dem ersten Duell mit Oldenburg am kommenden Sonntag (15 Uhr, live bei Magentasport) ist zumindest kein weiterer Verletzter dazugekommen – im Gegenteil: Clifford begann am Donnerstag wieder leicht mit dem Training, Nnoko ist laut Aito Garcia Reneses sogar schon wieder „bei 90 Prozent“.
Da könnte der Berliner Trainer eigentlich gute Laune haben. „Das sind die Spiele, die wir wollen“, sagt er auch. Aber seinen ewigen Groll gegenüber dem eng getakteten Spielplan zwischen Liga, Eurocup, Pokal und Länderspielen kann er noch immer nicht verhehlen: „Das ist das erste Mal seit der Vorbereitung, dass wir eine ganze Woche Zeit haben zu trainieren“, sagt er. „Das ist unglaublich.“
Ob er sich das in der kommenden Saison noch einmal antun wird, ist derzeit noch offen. Der Serie gegen Oldenburg könnte dabei eine besondere Bedeutung zukommen. Denn sollte sich Bayern München im zweiten Halbfinale gegen Vechta durchsetzen, so würde sich zwischen Berlin und Oldenburg entscheiden, wer als zweites Team in der kommenden Saison in der Euroleague, im höchsten europäischen Wettbewerb, antreten dürfte. Das würde zwar noch mehr Spiele bedeuten, für den Verein wäre es jedoch der nächste Entwicklungsschritt: „Dann sind wir sicherlich nicht nur der perfekte Ort für unsere Spieler, sondern für alle Spieler in Europa“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda. „Das Einzige, das uns dann noch fehlt, ist das große Geld, um verrückte Verträge zu machen. Aber alles andere haben wir dann.“ Sein Coach will von einem Finale um die Euroleague jedoch nichts wissen: „Ich weiß, dass die Leute sich gerne Gedanken darüber machen, aber für uns ist das nicht gut“, sagt Reneses. „Ich habe nur den ersten Angriff und die erste Defensive im Kopf.“
Leonard Brandbeck