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Albas Peyton Siva (links) kehrte nach einer kurzen Verletzungspause zurück, Johannes Thiemann (rechts) musste als einziger fitter Center viele Minuten spielen.
© Andreas Gora/dpa

100:83 gegen Ulm: Alba Berlin zieht ins Halbfinale ein

Die Berliner Basketballer gewinnen auch das dritte Spiel gegen Ulm souverän und treffen im Halbfinale auf den Hauptrunden-Zweiten Oldenburg.

Zur Basketball-Philosophie des Aito Garcia Reneses gehört es, das Spiel laufen zu lassen. Möglichst viel Fluss will der Trainer von Alba Berlin auf dem Parkett sehen, das Spiel soll nicht ständig unterbrochen werden. Absichtliche Fouls sind gar völlig verpönt. Die amtliche Bestätigung dafür gab es am Sonntag in der Arena am Ostbahnhof vor dem dritten Spiel der Play-off-Viertelfinalserie gegen Ulm: Da wurde das Team für die ligaweit wenigsten Fouls mit dem Fairness-Award der Basketball-Bundesliga ausgezeichnet.

Das anschließende Spiel vor 10 616 Zuschauern hatte zwar anfangs wenig Fluss, am Ende setzten sich die Berliner dennoch souverän mit 100:83 (17:20, 33:23, 25:15, 25:25) durch. „Über die gesamte Serie war offensichtlich, dass Alba immer eine Antwort parat hat“, sagte Ulms Trainer Thorsten Leibenath. „Auch heute wieder.“ Durch den dritten Sieg im dritten Spiel stehen die Berliner nun im Halbfinale und treffen dort auf Oldenburg.

Bei aller Fairness der Berliner kann man sich jedoch fragen, was die Alba-Profis unter der Woche im Training so veranstalten. Auch gegen Ulm fielen wieder zwei Spieler mit Verletzungen aus: Landry Nnoko hatte im Training einen Stoß abbekommen und fehlte mit Rückenproblemen, bei seinem Center-Kollegen Dennis Clifford war es gar ein Schlag an den Kopf, der ihn mit einer Gehirnerschütterung außer Gefecht setzte. Dafür kehrte Peyton Siva ins Team zurück: Der Spielmacher hatte in den ersten beiden Spielen der Serie mit einer Knöchelverletzung – zugezogen im Training – ausgesetzt. Mit 18 Punkten war er direkt wieder Topscorer.

Auch in den ersten 20 Minuten auf dem Parkett ging es dann ziemlich ruppig zu. Alba hatte zügig losgelegt, nach einem Schnellangriff über Rokas Giedraitis stand es 15:7 für die Berliner. Dann nahm Ulms Trainer Leibenath eine Auszeit, und von nun an ging sein Team physischer ans Werk. Auf dem Feld wurde es hektischer, was den Berlinern gar nicht schmeckte: Sie kassierten prompt einen 2:17-Lauf. „Alba ist nervös!“, sangen die Ulmer Fans, als Martin Hermannsson dann auch noch zwei Freiwürfe danebensetzte.

Von nun an gab es kaum noch einen Angriff, der nicht durch ein Foul gestoppt wurde. Fluss und Fairness-Award waren auf einmal weit weg. Schon nach drei Minuten im zweiten Viertel hatten die Schiedsrichter fünf Fouls gegen Alba verhängt. Das Publikum geriet in Rage, und selbst Coach Reneses fuchtelte an der Seitenlinie herum. Das schien jedoch das Team zurück ins Spiel zu holen. Vor allem Peyton Siva drehte auf, als sei er nie weg gewesen. Mit zwei Dreiern und einem Korbleger brachte er Alba zur Halbzeit nach vorne.

Im dritten Viertel machte es sich dann bemerkbar, dass die Ulmer verletzungsbedingt nur zu zehnt angetreten waren. Ihr physisches Level konnten die Schwaben nicht mehr halten. Und so kam auf einmal Albas Fluss zurück. Die Berliner zogen das Tempo an, Ulm konnte nicht mehr mitgehen. „Wir haben da mit sehr viel Energie gespielt“, sagte Hermannsson. Mit 17 Punkten Rückstand vor dem Schlussviertel war das Spiel gelaufen, Alba spielte den Sieg und die Serie souverän nach Hause. Am Sonntag tritt Alba nun zum ersten Halbfinalspiel in Oldenburg an. Eine Woche Zeit also, sich intensiv vorzubereiten – wenn auch um der Gesundheit willen vielleicht einen Tick weniger intensiv als zuletzt.

Leonard Brandbeck

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