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Nando de Colo (links) gehört zu den besten europäischen Basketballern der vergangenen Jahre.
© Athit Perawongmetha/Reuters

Frankreich gegen USA bei der Basketball-WM: Nando de Colo und das Wiedersehen mit Pop

Im Viertelfinale trifft Nando de Colo auf seinen früheren Trainer Gregg Popovich. Die USA sind favorisiert, doch Frankreich rechnet sich durchaus Chancen aus.

Das Verhältnis von Trainern und ihren Spielern ist oft geprägt von gemeinsamen Erfolgen, von Siegen, Titeln, individueller Weiterentwicklung. Läuft es sportlich nicht so gut, leidet in vielen Fällen die Beziehung. Nando de Colo erlebte in seinen 20 Monaten bei den San Antonio Spurs in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA eine der schwersten Phasen seiner Karriere, seinen großen Respekt Gregg Popovich gegenüber hat das aber nicht beeinflusst.

Am Mittwoch (13 Uhr, live bei Magentasport) trifft der mittlerweile 32 Jahre alte Guard im Viertelfinale der Basketball-WM mit der französischen Nationalmannschaft auf die USA – und deren Trainer Popovich. Seit der gemeinsamen Zeit in San Antonio sind mehr als fünf Jahre vergangen, die Begrüßung wird dennoch herzlich sein. De Colo bezeichnete Pop, wie die 70 Jahre alte Trainerlegende in den USA genannt wird, wahlweise als „besten Coach der Welt“ oder Vaterfigur.

Die USA sind nur mit einer C-Mannschaft zur WM nach China gefahren – die Liste der prominenten Absagen ist lang und reicht von A wie Anthony Davis bis Z wie Zion Williamson –, favorisiert ist die Mannschaft von Popovich dennoch. Unterschätzen sollten die US-Amerikaner den Viertelfinalgegner aber nicht.

Mit Evan Fournier, Nicolas Batum, Frank Ntilikina und Rudy Gobert stehen vier NBA-Profis im Kader der Franzosen, die Deutschland im ersten Turnierspiel eine Halbzeit lang dominierten und letztlich knapp besiegten. Dazu kommt Vincent Poirier, der vor Kurzem einen Vertrag bei den Boston Celtics unterschrieben hat. Besonders Center Gobert, in den vergangenen zwei Spielzeiten zum besten Verteidiger der NBA gewählt, genießt höchsten Respekt.

Zu solchen Ehren hat es de Colo in den USA nie gebracht. Als großes Talent wechselte er 2012 nach San Antonio, erreichte mit den Spurs sogar die NBA-Finals, kam aber nie über eine kleine Nebenrolle hinaus. Nach anderthalb Jahren schickte ihn Popovich nach Toronto, ein paar Monate später kehrte de Colo nach Europa zurück.

Klare Zeichen. Gregg Popovich ist an der Seitenlinie mit dabei.
Klare Zeichen. Gregg Popovich ist an der Seitenlinie mit dabei.
© Athit Perawongmetha/Reuters

Bei ZSKA Moskau blühte der Franzose dann auf. Im spanischen Radio „Onda Cero“ sagte er 2017 einmal, in San Antonio sei es schwierig gewesen ohne das Vertrauen, das er gewohnt war, und jeder Basketballer müsse selbst wissen, ob er lieber ein Rollenspieler in den USA oder ein Leistungsträger in Europa sein wolle.

De Colo trifft mehr als die Hälfte seiner Dreier

Was de Colo besser liegt, ist offensichtlich. Mit dem russischen Spitzenklub gewann er 2016 und 2019 die Euroleague und wurde zum besten Spieler gewählt. „Die letzten fünf Jahre haben es mir ermöglicht, mich auf dem europäischen Spitzenniveau zu entwickeln“, sagte de Colo der Zeitung „Ouest France“ vor der WM.

Stark bei den Dreiern. Nando de Colo visiert den Korb an.
Stark bei den Dreiern. Nando de Colo visiert den Korb an.
© Athit Perawongmetha/REUTERS

In den USA wurde er für seine riskante Spielweise und die damit verbundenen Ballverluste noch kritisiert, mittlerweile ist de Colo aber in allen Bereichen gereift. Als vielseitiger und nervenstarker Scorer gehört der 1,96 Meter große Guard zu den dominantesten Spielern Europas – und das beweist er auch bei dieser Weltmeisterschaft. Nach einem unauffälligen ersten Spiel gegen Deutschland erzielte er 19, 15, 21 und 26 Punkte, bei einer Dreierquote von 56 Prozent.

Nun also die USA mit Coach Pop. Von Revanche würde de Colo sicher nicht sprechen, dafür ist er zu reflektiert und respektvoll. Gute Chancen rechnet er sich dennoch aus. „Wenn man eine Medaille gewinnen will, muss man die Großen sowieso irgendwann schlagen“, sagte de Colo. Auch die USA.

Julian Graeber

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