Hertha BSC: Mitchell Weiser ist im Anflug auf Berlin
Der Spieler vom FC Bayern überzeugte bei den Münchnern in der Rückrunde und soll nun zu Hertha BSC kommen.
Der FC Bayern München ist schon wegen seiner anhaltenden Erfolge ein Vorbild im deutschen Fußball. An den Bayern kann man sich in jeder Hinsicht orientieren, im Großen und manchmal auch im Kleinen. Den Bayern wird ja nachgesagt, dass sie gelegentlich Spieler verpflichten, die sich vor allem in Spielen gegen die Bayern positiv hervorgetan haben. Der frühere Aachener Jan Schlaudraff ist so ein Fall gewesen, der gegen die Münchner mal ein schönes und wichtiges Tor erzielt hatte und daraufhin in den Fokus des Rekordmeisters geraten war. Im Fall von Mitchell Weiser sieht es nun fast so aus, als wäre Hertha BSC nach einem ähnlichen Muster verfahren.
Gegen Hertha bereitete Weiser den Siegtreffer vor
Beim Heimspiel der Bayern gegen Hertha, Ende April, hat der 21-Jährige nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht. Die Berliner hielten lange das 0:0 gegen den angehenden Deutschen Meister, zehn Minuten vor Schluss aber kam Weiser auf der rechten Seite an den Ball; er tunnelte Nico Schulz, ließ insgesamt vier Berliner hinter sich und passte schließlich auch noch so formschön in die Mitte, dass Bastian Schweinsteiger zum 1:0 vollenden konnte. Heute weiß man, dass Weisers feine Vorarbeit wohl so etwas wie ein perfektes Bewerbungsschreiben war.
Seit etwa zehn Tagen wabert das Gerücht durch die Stadt, dass Hertha an einer Verpflichtung des Münchners interessiert sei. Am Mittwochnachmittag vermeldete das Fachmagazin „Kicker“ dann Vollzug. Weisers Berater Norbert Nasse zeigte sich allerdings verwundert, dass der Transfer bereits als perfekt vermeldet worden war. Er wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Eine Bestätigung von Seiten Herthas war am Mittwoch ebenfalls nicht zu erhalten. Nach Informationen des Tagesspiegels hat sich Manager Michael Preetz im Präsidium aber zumindest das Okay für den Transfer und die ausgehandelten Rahmenbedingungen eingeholt.
Weiser könnte Marcel Ndjeng ersetzen
Weiser wäre die erste Verpflichtung der Berliner für die neue Saison. Er ist ablösefrei und soll bei Hertha einen Dreijahresvertrag bis 2018 erhalten. Der Sohn des früheren Kölner und Wolfsburger Bundesligaprofis Patrick Weiser ist auf der rechten Außenbahn sowohl defensiv als auch offensiv einsetzbar. Er könnte den 33 Jahre alten Marcel Ndjeng ersetzen, dessen Vertrag ausgelaufen ist.
Als junger deutscher Spieler mit Bayern-Vergangenheit, zudem ohne Ablöse, war Weiser in dieser Transferperiode einer der interessantesten Namen auf dem Markt. Neben Hertha sollen auch Hannover 96, Schalke 04 und Eintracht Frankfurt an ihm interessiert gewesen sein, dazu aus dem Ausland Benfica Lissabon. Der Rechtsfuß war 2012, mit 18 Jahren, für eine Ablöse von knapp einer Million Euro vom 1. FC Köln zu den Bayern gewechselt. In München aber kam er über den Status eines Ergänzungsspielers nie hinaus. Zwischenzeitlich war er für ein halbes Jahr zum 1. FC Kaiserslautern in die Zweite Liga ausgeliehen.
Die Bayern dachten darüber nach, den Vertrag mit Weiser doch noch zu verlängern
Nachdem Weiser in der Hinrunde der abgelaufenen Saison überhaupt nicht gespielt hatte, kam er nach der Winterpause immerhin noch zu 13 Bundesligaeinsätzen für die Bayern, acht Mal spielte er von Beginn an. Beim 6:0 gegen den SC Paderborn erzielte er sein erstes und bisher einziges Bundesligator, dazu bereitete er vier Treffer vor. Die Auftritte in der Rückrunde haben die Bayern zumindest darüber nachdenken lassen, den Vertrag doch noch zu verlängern. Weiser aber scheint sich jetzt für einen neuen Verein und eine neue Stadt entschieden zu haben.
Er ist bereits der vierte Spieler, den Hertha in jüngerer Vergangenheit von den Bayern verpflichtet hat. Die Erfahrungen, die die Berliner dabei gemacht haben, sind gemischt. Thomas Kraft ist seit Jahren Stammtorhüter bei Hertha BSC. Andreas Ottl und Christian Lell aber sind in Berlin längst der Vergessenheit anheimgefallen. Der Unterschied bei Weiser ist: Er ist sehr viel jünger als die drei anderen, die sich bei den Bayern nicht hatten durchsetzen können und deshalb die Freigabe erhalten hatten. Mitchel Weiser dürfte zumindest nicht in die Versuchung geraten, seine Karriere bei Hertha irgendwie austrudeln zu lassen.