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Nico Schulz hat die große Chance zur Führung auf dem Fuß, als er allein auf das Bayern-Tor zulief.
© rtr
Update

0:1 beim FC Bayern München: Hertha BSC: Defensiv verliert

Hertha BSC unterliegt nach zähem Kampf beim FC Bayern München mit 0:1 - und trauert einer vergebenen Großchance nach. Bastian Schweinsteiger erzielte das entscheidende Tor nach starker Vorarbeit von Mitchell Weiser.

Die Serie ist gerissen, aber die Enttäuschung von Pal Dardai hielt sich in Grenzen. „Ganz traurig bin ich nicht“, sagte der Trainer von Hertha BSC nach dem 0:1 (0:0) gegen den FC Bayern, der ersten Niederlage seit Ende Februar. In erster Linie wegen einer glänzenden ersten Halbzeit, aber Dardai gefiel am Samstag, „ dass der offensive Fußball gegen den defensiven gewonnen hat“.

Für die Münchner reicht dieser mühevolle Sieg, um womöglich schon am Wochenende den 25. Meistertitel der Vereinsgeschichte zu feiern. Selbst bei einem Sieg des VfL Wolfsburg in Mönchengladbach wäre die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola bei dann zwölf Punkten und einem deutlich besseren Torverhältnis nur noch theoretisch von der Spitze zu verdrängen.

Dardai hatte sein System in München „international überprüfen“ wollen, wie er in einem Interview mit dieser Zeitung angekündigt hatte. Da kamen ihm die Bayern gerade recht. Man müsse gegen den Rekordmeister „noch enger zusammenstehen“, hatte er gesagt, damit die Abstände „zum Helfen, zum Doppeln, zum Absichern“ nicht zu groß seien. Das gelang seiner Mannschaft lange Zeit sehr gut. Die Bayern fanden kaum einmal eine Lücke in der gut geordneten Defensive. Die Berliner versteckten sich zwar nicht, suchten bei Balleroberung Salomon Kalou, der die Münchner Verteidigung vor allem in der Anfangsphase ein paar Mal beschäftigte, aber meistens hielten sie sich in der eigenen Hälfte auf.

Auch nach dem Seitenwechsel schaffte es Hertha, das Münchner Spiel zu zerstören

Bei knapp 80 Prozent Ballbesitz in der ersten Hälfte brachten es die Münchner gerade einmal auf sechs Torschüsse, und davon war kein einziger gefährlich für Herthas Torhüter Sascha Burchert. Der Vertreter des ehemaligen Münchners Thomas Kraft, der sich im Abschlusstraining eine Rippenprellung zugezogen hatte, verlebte eine ruhige erste Halbzeit. Auch für Guardiola hatte es vor dieser Partie mal wieder ein paar schlechte Nachrichten gegeben. Neben Holger Badstuber, der wegen eines Risses im Oberschenkel einige Monate ausfällt, fehlte gegen Hertha auch der leicht angeschlagene Rafinha (Adduktoren). Außerdem gönnte er Xabi Alonso, Thiago und Juan Bernat vor dem DFB-Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen Dortmund eine Pause.

Auch nach dem Seitenwechsel schaffte es Hertha, das Münchner Spiel zu zerstören. Die Bayern wirkten müde in den Beinen und nicht frisch im Kopf. „Es ist manchmal nicht einfach, wenn du vier Tage vorher Champions League gespielt hast“, gab Guardiola zu, der in der 55. Minute mitansehen musste, wie seine Mannschaft beinahe in Rückstand geraten wäre. Genki Haraguchi überraschte mit seinem Pass die Münchner Innenverteidigung, und Nico Schulz war plötzlich allein Richtung Tor unterwegs. Seinen platzierten Schuss parierte jedoch der Münchner Keeper Manuel Neuer glänzend. „Den muss ich einfach machen“, sagte der Berliner Mittelfeldspieler später zerknirscht. Sein Trainer hatte Nachsicht. „Er ist ein guter Junge, der kämpft bis zum letzten Blutstropfen. Er spielt trotzdem wieder nächste Woche“, sagte Dardai.

Die vergebene Chance war der Anfang vom Ende für Hertha. Die Kräfte schwanden, und Guardiola wechselte in Thiago den Ideengeber ein, der den Bayern zuvor gefehlt hatte, und kurz darauf in Claudio Pizarro eine zweite Sturmspitze. Die Wechsel waren das Signal für eine schwungvolle Schlussphase der Münchner. Plötzlich eröffneten sich Räume – und Chancen für den Gastgeber. Die erste, ein Kopfball von Robert Lewandowski, vereitelte Burchert, die zweite setzte Bastian Schweinsteiger an den Pfosten und die dritte nutzte er (80.). Mitchell Weiser ließ sich auf der rechten Seite auf dem Weg nach vorne nicht aufhalten und spielte präzise zu Schweinsteiger in die Strafraummitte. Der Münchner Vizekapitän drosch den Ball unhaltbar für Burchert zum 1:0 in den Winkel. Dardai ärgerte vor allem die Entstehung des Treffers, dass niemand Weiser stoppte. „Da muss man ein taktisches Foul machen – und Schluss.“

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Elisabeth Schlammerl

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