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Sheraldo Becker (rechts) kam gegen Kuopio erstmals nach seiner Verletzungspause wieder zum Einsatz.
© imago images/Matthias Koch

1. FC Union in der Englischen Woche: Mit Schwung gegen die Müdigkeit

Die Berliner wollen am Sonntag bei der TSG Hoffenheim an den starken Europapokalauftritt anknüpfen. Doch der enge Spielplan erfordert Umstellungen.

Beim Thema der Doppel- oder Dreifachbelastung steht meistens der physische Aspekt im Mittelpunkt. Schaffen es die Spieler, sich an nur zwei Tagen zu erholen? Wie wirken sich die Reisestrapazen aus? Zwickt der Muskel häufiger als bei nur einem Spiel pro Woche? Natürlich ist die körperliche Belastung eine Herausforderung, doch mindestens genauso bedeutend ist die Umstellung der Arbeitsweise – und das lässt sich gerade ganz gut beim 1. FC Union beobachten.

In der Vergangenheit hatten die Profis praktisch jede Woche einen freien Tag, bevor die ausgiebige Vorbereitung auf das nächste Spiel begann. Damit ist es nun erst mal vorbei. „Der nächste freie Tage kommt irgendwann in der Nationalmannschaftspause“, kündigt Urs Fischer vor dem Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim am Sonntag (15.30 Uhr, Dazn) an. Die Zeit ist knapp und der Trainer muss sie so effizient wie möglich nutzen. „Letzte Saison hatten wir eine Woche Zeit zur Vorbereitung, jetzt sind es zwei Tage“, sagt Fischer. „Das ist eine neue Situation.“

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Gerade für eine Mannschaft wie Union, die nicht in erster Linie über die individuelle Qualität ihrer Spieler, sondern über die mannschaftliche Geschlossenheit und über die Automatismen punktet, stellt das eine große Herausforderung dar. Nach der Rückreise aus Finnland und zwischen physiotherapeutischer Behandlung, Regenerationsübungen, Kältebecken und Ähnlichem gab es am Samstag gerade mal ein kurzes Training. Anschließend ging es schon wieder zum Flughafen und in Richtung Südwesten. So dürfte die spezifische Vorbereitung auf den Gegner Hoffenheim vor allem aus Videoanalysen bestanden haben.

Taiwo Awoniyi (links) und Max Kruse harmonieren im Berliner Angriff ausgezeichnet.
Taiwo Awoniyi (links) und Max Kruse harmonieren im Berliner Angriff ausgezeichnet.
© Andreas Gora/dpa

Beklagen wollen sie sich darüber bei Union aber nicht. Schließlich ist die erste Europapokalteilnahme seit 20 Jahren für Verein, Spieler und Fans ein echtes Highlight. Und positive Ergebnisse wie das 4:0 gegen Kuopio am vergangenen Donnerstag sind auch in Sachen Regeneration nicht zu unterschätzen. Denn zumindest für einen gewissen Zeitraum kann der Schwung eines überzeugenden Sieges die zusätzliche Müdigkeit durchaus überdecken. „Jeder Sieg gibt Selbstvertrauen, das die Jungs mitnehmen“, sagt Fischer und betont: „Ein Profi kann auch drei Spiele in einer Woche absolvieren.“

Das gilt vor allem, wenn eine Woche so positiv verläuft wie jene des 1. FC Union. Dem Punktgewinn gegen Leverkusen zum Bundesligastart folgte der klare Sieg in Finnland – bei dem auch abseits des Ergebnisses alles rundlief. „Wir haben nichts aus Helsinki mit nach Hause genommen, die Jungs sind alle einsatzfähig“, sagt Fischer. Zudem gab ihm der klare Spielverlauf die Chance, frühzeitig zu wechseln und die Kräfte einiger Leistungsträger etwas zu schonen.

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Das gilt etwa für das Sturmduo Max Kruse und Taiwo Awoniyi, das sich in bestechender Frühform befindet und auf das Fischer in Sinsheim kaum verzichten dürfte. Auch sonst dürfte sich die Rotation in Grenzen halten und eher auf das Rückspiel gegen Kuopio verlagern.

Dass sich durch den starken internationalen Auftritt für Union etwas verändert, erwartet der Schweizer Trainer nicht. „An unserer Denkweise hat sich auch in dieser Spielzeit nichts geändert“, sagt Fischer. Nicht erst das 4:0 der Hoffenheimer am ersten Spieltag in Augsburg habe gezeigt, dass es ein starker Gegner sei. „Saisonübergreifend sind es neun Spiele, die sie nicht verloren haben“, sagt Fischer. Wenn es nach den Berlinern und ihren 200 mitreisenden Fans geht, endet diese Serie am Sonntag.

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