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Danke schön und auf Wiedersehen. Unions Spieler nach dem Spiel mit ihren Fans.
© AFP

Endlich mal ein Auftaktpunkt: 1:1 - der 1. FC Union schlägt sich wacker gegen Bayer

Der Saisonstart des 1. FC Union ist gelungen. Mehr als 11.000 Zuschauer in Köpenick sehen ein verdientes Unentschieden gegen Bayer Leverkusen.

Christian Arbeit stand auf dem Rasen und las die Mannschaftsaufstellung vor, doch die Anzeigetafel wollte nicht so wie der Stadionsprecher des 1. FC Union. Immer wieder wurden die falschen Spieler eingeblendet. Es kann halt nicht alles rundlaufen am ersten Spieltag einer Saison. Das galt anfangs auch im sportlichen Bereich, denn Robert Andrich fehlte gegen Bayer Leverkusen im Kader, offiziell ist er angeschlagen. Doch es wirkte schon seltsam, dass der Mittelfeldspieler ausgerechnet gegen den Verein, der ihn gerne verpflichten würde, überraschend fehlte.

Dass Timo Baumgartl in der zweiten Minute bei einem langen Ball stolperte und so eine gute Chance von Patrik Schick ermöglichte, passte in dieses unglückliche Bild. „So viel falsch machen wie wir kannst du eigentlich gar nicht“, sagte Trainer Urs Fischer über die erste Halbzeit. Ganz so schlecht war der Auftritt der Berliner nach den Anfangsschwierigkeiten dann aber doch nicht. Gegen Leverkusen reichte es am Samstag im halbvollen Stadion An der Alten Försterei durch ein Tor von Taiwo Awoniyi zu einem 1:1 (1:1). Damit ist Union saisonübergreifend seit 17 Heimspielen ungeschlagen.

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Während bei den Gästen einige Leistungsträger fehlten, konnte Fischer weitgehend auf seine beste Mannschaft zurückgreifen. Im Vergleich zum Pokalspiel gegen Türkgücü vor einer Woche nahm der Schweizer zwei Wechsel vor. Für Andrich und Andreas Voglsammer spielten Genki Haraguchi und Marcus Ingvartsen.

Nach dem frühen Schreck durch den Stolperer von Baumgartl kam Union schnell in der Partie an. Es waren keine sechs Minuten, da überraschten die Berliner den Gegner mit mustergültigem Pressing. Der aufgerückte Rani Khedira eroberte am Leverkusener Strafraum den Ball, ließ dann aber den richtigen Moment für den Abschluss verstreichen. Viel Zeit, um sich darüber zu ärgern, blieb allerdings nicht. Denn nur eine Minute später spielte Kruse einen perfekten hohen Pass in den Lauf von Awoniyi, der sich den Ball auf den rechten Fuß legte und unter die Latte knallte.

Der Jubel der Berliner Fans war dermaßen laut, dass unweigerlich Erinnerungen an unbeschwerte Zeiten ohne Pandemie und Zuschauereinschränkungen aufkamen. Mehr Lärm kann auch ein volles Stadion kaum machen – und beim Blick auf die roten Tribünen drängte sich ohnehin die Frage auf, wo die anderen 11 006 Zuschauer bei Vollauslastung noch Platz finden sollen? „Die Stimmung war überragend, mit Zuschauern ist Fußball ein anderer Sport“, sagte Unions Abwehrchef Marvin Friedrich.

Mit fortlaufender Spieldauer wurde Leverkusen immer dominanter

Leverkusen wirkte durch das frühe Gegentor und vielleicht auch durch die Kulisse durchaus beeindruckt. Seit dem Berliner 1:0-Sieg im Vorjahr, als nach dem Spiel der Vorwurf im Raum stand, Florian Hübner habe Bayers Nadiem Amiri rassistisch beleidigt, ist die Werkself ein rotes Tuch für die Union-Fans. Das war vor allem bei jeder Ballberührung von Jonathan Tah und Amiri zu hören.

Lange dauerte es aber nicht, bis sich die Gäste wieder fingen – und das hatten sie vor allem einer Einzelleistung zu verdanken. Kerem Demirbay eroberte im Mittelfeld einen Ball und was in den folgenden Sekunden passierte, war sehr sehenswert. In beeindruckendem Tempo dribbelte sich Moussa Diaby bis in den Berliner Strafraum und schloss aus elf Metern in die lange Ecke ab.

Es war sehr ansehnlich, was Leverkusen in dieser Phase spielte. Besonders die Geschwindigkeit auf der rechten Angriffsseite der Gäste bereitete Union große Probleme und Demirbay sowie Amiri rissen das Geschehen immer mehr an sich. „Wenn du den Mut nicht aufbringst, um nach vorne zu verteidigen, und dich nur fallen lässt, dann läufst du 45 Minuten lang dem Ball hinterher“, sagte Fischer. Wie in weiten Teilen der vergangenen Saison konnten sich die Berliner aber auf ihre Defensive verlassen, die kaum klare Torchancen zuließ. Mehr als ein Kopfball von Patrik Schick und ein Fernschuss von Diaby bekam Leverkusen nicht zustande.

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Doch Fischer konnte die Passivität seiner Mannschaft nicht gefallen und in der Kabine wurde es „ein bisschen lauter“, wie er später sagte. Seine Spieler kamen dann auch engagiert aus der Kabine. Eine gute Umschaltmöglichkeit spielte Awoniyi mit einem ungenauen Pass auf Haraguchi nicht gut aus und ein Distanzschuss des Japaners ging deutlich am Tor vorbei. Aber die Fans honorierten die Steigerung und peitschten ihr Team nach vorne.

Auch dass der humpelnde Awoniyi durch Voglsammer ersetzt werden musste, konnte die Berliner nicht in ihrem Elan stoppen. Allerdings fehlte in manchen Situationen die letzte Konsequenz – etwa bei einem Konter über den eingewechselten Levin Öztunali. Leverkusen hatte einige Halbchancen, Union war dem Sieg mit einem Schuss von Cedric Teuchert und einem Kopfball von Friedrich näher. Doch es blieb beim gerechten 1:1 und so durften sich die Berliner im dritten Jahr der Bundesliga-Zugehörigkeit erstmals über einen Punkt am ersten Spieltag freuen. „Darauf kann man aufbauen“, sagte Khedira.

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