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Taiwo Awoniyi (rechts) erzielte zwei Treffer und bereitete ein weiteres vor.
© Matthias Koch/dpa

4:0-Sieg in der Conference League: 1. FC Union steht mit einem Bein in der Gruppenphase

Im ersten Europapokalspiel seit fast 20 Jahren brilliert der 1. FC Union in der ersten Halbzeit und gewinnt locker gegen das finnische Team Kuopion PS.

Diese Kombination hätte vermutlich auch viele Bundesligisten in Verlegenheit gebracht und die finnischen Gastgeber von Kuopion Palloseura liefen nur noch bemitleidenswert hinterher. Tymoteusz Puchacz machte Tempo und passte auf Max Kruse, der ließ den Ball sofort mit der Hacke klatschen, und plötzlich hatte der polnische Nationalspieler in Diensten des 1. FC Union ganz viel Platz. Er lief bis zur Strafraumgrenze, schaute einmal in die Mitte und flankte den Ball dann scharf, flach und präzise an den Fünfmeterraum. Es lief die siebte Minute und Taiwo Awoniyi drückte den Ball zum frühen 1:0 über die Linie. Für die Gastgeber in den gelben Trikots ging es einfach zu schnell – und das sollte im weiteren Spielverlauf noch einige Male vorkommen.

Schon zur Halbzeit hatten die Berliner durch einen Doppelpack von Awoniyi und einen Treffer von Kruse drei Tore erzielt. Im zweiten Durchgang ließen sie es ruhiger angehen, doch in der Nachspielzeit gelang Andreas Voglsammer der vierte Treffer. Durch den 4:0 (3:0)-Sieg in Helsinki steht Union bereits mit anderthalb Beinen in der Gruppenphase der neugeschaffenen Conference League. „Das war ein gutes Spiel“, sagte Awoniyi. „Es ist aber noch nicht vorbei, wir müssen es in Berlin zu Ende bringen.“ Das Rückspiel findet am kommenden Donnerstag im Berliner Olympiastadion statt.

Für die Köpenicker war es im dritten Versuch der erste Auswärtssieg im Europapokal und nach 20 Jahren Abstinenz eine perfekte Rückkehr auf die internationale Bühne. Mehrere Hundert Fans waren nach der Mannschaft nach Helsinki gefolgt, wo KuPS seine internationalen Heimspiele austragen muss. Eigentlich sind Gästefans von der Uefa noch nicht wieder erlaubt, doch im freien Verkauf waren reichlich Tickets verfügbar. Schon am Nachmittag zogen die Berliner lautstark durch die finnische Hauptstadt und auch im Stadion gaben sie eindeutig den Ton an.

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Das lag zum einen an ihrer ohnehin bekannten Sangesfreude, aber natürlich auch am Spielverlauf. Unions Trainer Urs Fischer hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 1:1 in der Bundesliga gegen Leverkusen auf zwei Positionen verändert. Für Marcus Ingvartsen und Niko Gießelmann begannen Levin Öztunali und Puchacz. Wie am vergangenen Samstag gingen die Berliner in der siebten Minute in Führung, doch das war es dann auch mit den Parallelen. Gegen Leverkusen fand Union kaum Zugriff und musste sich immer weiter zurückziehen. In Helsinki hatte Fischers Team in der ersten Hälfte aber wirklich alles im Griff.

Mit hohem Pressing störten die Berliner immer wieder das Aufbauspiel der Finnen. Den Gastgebern war anzusehen, dass sie eine solche Intensität nicht gewöhnt sind und leisteten sich haarsträubende Fehler. Nach einer knappen halben Stunde fing Genki Haraguchi auf Höhe der Mittellinie einen Pass ab und schaltete schnell. Der Japaner brachte direkt Awoniyi ins Spiel und plötzlich bot sich Union eine Überzahlsituation. So einfach machen es einem die Gegner in der Bundesliga nur ganz selten – und die Berliner ließen sich nicht lange bitten. Awoniyi lief ein paar Meter, spielte dann nach rechts zu Kruse, der trocken ins lange Eck traf.

Einige Hundert Fans waren der Berliner Mannschaft nach Helsinki gefolgt.
Einige Hundert Fans waren der Berliner Mannschaft nach Helsinki gefolgt.
© Matthias Koch/dpa

Der zweite Treffer brachte KuPS völlig aus dem Konzept und so luden die Finnen Union keine zwei Minuten später erneut ein. Kapitän Christopher Trimmel eroberte an der rechten Außenlinie den Ball, spielte auf Kruse und der auf Awoniyi. Der nigerianische Stürmer traf aus der Drehung mit Hilfe des Innenpfostens zum 3:0. „Speziell in der ersten Halbzeit waren wir sehr konsequent und haben unsere Chancen genutzt“, sagte Trimmel.

Kuopios Trainer Simo Valakari reagierte in der Pause verständlicherweise und wechselte gleich drei Mal. Unter anderem kam der Brasilianer Lucas Rangel, der KuPS in der vorherigen Runde als Joker mit drei Toren zum Sieg gegen Astana geschossen hatte. Wirklich gefährlich wurden die Finnen aber erst mal nicht.

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Union schaltete nun aber langsam in den Verwaltungsmodus. Awoniyi hatte noch eine Chance, ansonsten waren Torraumszenen Mangelware. Fischer gönnte seinen Torschützen ein bisschen Erholung und brachte den wiedergenesenen Sheraldo Becker sowie Andreas Voglsammer ins Spiel.

In der Schlussphase wäre die zunehmende Passivität der Berliner beinahe bestraft worden. Kuopio erarbeitete sich einige Ecken und hatte auch aus dem Spiel eine gute Möglichkeit. Andreas Luthe parierte gegen Rangel aber stark. Bei der anschließenden Ecke traf Henri Toivomäki die Latte. Es war die beste Phase der Finnen und Union schien den Schlusspfiff herbeizusehnen.

Doch dann leisteten sich die Finnen in Person von Jordan Sebban erneut einen schwerwiegenden Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Cedric Teuchert bereitete vor, Voglsammer vollendete. 4:0. Es war der Schlusspunkt einer rundum gelungenen Europapokalrückkehr.

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