BR Volleys: Mit Herz und kühlem Kopf nach Friedrichshafen
Die BR Volleys setzen im alles entscheidenden fünften Finale beim VfB Friedrichshafen auf Paul Carroll und Robert Kromm.
Wenn alles passieren kann und die Zukunft ungewiss ist, dann sucht man die Sicherheit eben im Kaffeesatz – oder in der Statistik: Vier Mal ist Paul Carroll am Bodensee schon Deutscher Volleyball-Meister geworden. An dieser Erfahrung hielt sich der Diagonalangreifer auch am vergangenen Sonntag nach der Niederlage gegen den VfB Friedrichshafen fest. Mit diesem Argument gelang es ihm sogar, die zweieinhalb Stunden erbitterten Kampf und die sehr knappe Niederlage wegzustecken und optimistisch auf die Entscheidung im Finale der Play-offs am Mittwoch um 20 Uhr in der Friedrichshafener Arena zu schauen.
Denn für ihn und die BR Volleys bedeutet das Ergebnis: Der Urlaub wird verschoben, fertigmachen für die lange Reise an den Bodensee, zwei Mal trainieren beim Erzrivalen und die Feuerprobe vor Auswärtspublikum bestehen, anstatt vor mehreren tausend begeisterten Berlinern. Keine optimalen Bedingungen für den Titelgewinn. Zudem gewannen die Friedrichshafener die letzten beiden Spiele der Play-off-Runde.
„Letztes Jahr waren wir der Außenseiter in Friedrichshafen und haben er trotzdem gerockt“, hält auch Robert Komm dagegen. Er will das letzte, alles entscheidende Saisonspiel angehen wie jedes andere, spricht gar davon, es zu genießen. „Danach ist Urlaub.“
Ob Kromm und Carroll mit einem guten Gefühl in die Ferien fahren werden, wird wesentlich von diesem letzten Spiel in Friedrichshafen abhängig sein. Denn die Saison lief für beide persönlich eher durchwachsen. Kromm, der in vergangenen Spielzeit noch zum besten Spieler der Liga gewählt wurde, punktete nicht so zuverlässig, wie man es von ihm gewohnt war. Das traf auch auf Carroll zu.
In dieser Saison lief es bei den beiden Erfolgsgaranten nicht immer gut
Dabei war Volleys-Manager Kaweh Niroomand bis zuletzt davon ausgegangen, dass die beiden rechtzeitig zu den Play-offs zu alter Form finden würden. „Wenn es in die entscheidende Phase geht, dann kommt es auf die erfahrenen Spieler an“, sagte Niroomand. Und als Kromm sich für ein paar Spiele in der Hauptrunde auf der Bank wiedergefunden hatte, sagte er auch: „Die Deutsche Meisterschaft geht nur über Robert Kromm.“ Doch es sollte anders kommen. Beide mussten in den Play-offs unter dem furchtlosen Trainer Moculescu um ihre Plätze in der Startformation fürchten. Und nicht nur das, sie verloren sie in manchen Spielen auch. Dies war in der Vergangenheit undenkbar.
So schickte Moculescu auch im Sonntagsspiel Kromm erst im zweiten Satz aufs Feld – ein ungewohnter Anblick, die Berliner ohne ihren 2,12 m großen Eckpfeiler spielen zu sehen. Und in den Spielen zuvor war der Hauptdarsteller auf der Position des Diagonalangreifers häufig nicht Carroll, sondern dessen eigentlicher Ersatz Kyle Russell.
Seit 2012 und 2011 sind Kromm und Carroll jeweils bei den Volleys verpflichtet und stehen fast immer in der Startformation. Den Kapitän zunächst zu schonen hatte taktische Gründe, man wollte Abwehr und Annahme gegen die aggressiven Friedrichshafener Schmetterbälle stärken und damit Zuspieler Pujol entlasten sowie zu einem besseren Aufbau beitragen. Aber nach fünf Jahren, die das Duo Kromm/Carroll schon bei den Volleys gespielt hat, kommt die Frage auf, ob man sich an den Anblick des Teams ohne die beiden wird gewöhnen müssen.
Der Verein will sich dazu nicht äußern. Für die Mannschaft stehen zunächst die Play-offs im Vordergrund. Der 34 Jahre alte Kromm hat mehrfach angedeutet, dass es für ihn in Berlin bald zu Ende gehen wird. Die finalen Gespräche aber werden erst nach dem fünften und letzten Spiel der Endspielserie stattfinden. Bis dahin hat Paul Carroll ein klares Ziel vor Augen: Noch einmal Deutscher Meister werden, auswärts und im letzten und entscheidenden Spiel. Wie er das schaffen will? „Das Herz muss heiß sein und der Kopf kühl.“