Volleyball-Meisterschaft: Friedrichshafen schlägt gegen die BR Volleys zurück
Die BR Volleys verlieren das dramatische vierte Finale gegen Friedrichshafen denkbar knapp. Nun wird die Meisterschaft am Mittwoch entschieden.
Sie zeigten mit jeder Geste, wie entschlossen sie waren. Die Spieler der BR Volleys wollten unbedingt vor heimischem Publikum den dritten Meistertitel nacheinander gewinnen. Und so wirkte alles, was sie am Sonntagnachmittag in der Max-Schmeling-Halle taten, besonders bedeutungsschwer. Selbst bei dem Kreis, den die Berliner wie vor jedem Spiel mit den Trainern und Betreuern bildeten, umarmten sie sich enger und inniger als sonst. Und als Trainer Stelian Moculescu dabei den Spielern noch den letzten Motivationsschub gab, liefen sie absolut elektrisiert auf das Feld.
Ebenso aufgeladen war die Stimmung auf den Rängen. 7614 Zuschauer veranstalteten während der Partie einen gewaltigen Lärm. Doch es brachte nichts. Trotz einer starken kämpferischen Leistung und einer zwischenzeitlich überragenden Aufholjagd verloren die Volleys gegen den VfB Friedrichshafen mit 2:3 (19:25, 31:33, 25:22, 25:19, 13:15).
Damit steht es nach dem vierten Finalspiel der Volleyball-Bundesliga in der Play-off-Serie Best of five nun 2:2. Der Deutsche Meister wird in der entscheidenden fünften Partie ermittelt, die am Mittwoch in Friedrichshafen stattfindet.
„Wir haben so viel Druck aufgebaut, aber es hat trotzdem nicht gereicht. Das ist richtig bitter“, sagte ein enttäuschter Paul Carroll. Bei der Ursachenforschung für die Niederlage waren sich der australische Diagonalangreifer und sein Trainer einig. „Der zweite Satz hat dieses Spiel entschieden“, sagte Moculescu. „Mit unserem zwischenzeitlich so großen Vorsprung müssen wir den einfach gewinnen. Da standen wir uns selbst im Weg.“ Von diesem 0:2-Satzrückstand zurück zu kommen, kostete die Volleys offenbar zu viel Kraft. „Wir müssen respektieren, dass Friedrichshafen eben auch stark ist“, betonte Kapitän Robert Kromm.
Moculescu begann mit Kyle Russel als Diagonalangreifer statt Carroll. Auch Kromm saß zunächst auf der Bank, für ihn spielte Steven Marshall. Nach einer unkonzentrierten Anfangsphase lagen die Berliner schnell mit 4:7 zurück. Doch sie pirschten sich wieder heran und glichen zum 16:16 aus. Dann klappte allerdings kaum mehr etwas bei den Volleys. Sie wackelten in der Annahme, Friedrichshafen zog davon und gewann den ersten Satz mit 25:19.
Beide Teams schaukelten sich gegenseitig hoch
Die Pause danach nutzte Kromm, um seine Mitspieler neu einzuschwören. Mitreißend redete er auf seine Teamkollegen ein. Die Ansprache schien zu wirken. Besonders beim eingewechselten Carroll und bei Zuspieler Pierre Pujol. Der Franzose spielte sich in einen Rausch und führte die Berliner in eine Phase, in der sie grandiosen Volleyball zeigten. Weil die Friedrichshafener ebenfalls mit fulminanten Abwehraktionen antworteten, wurde es ein hochklassiges Spiel.
Die Berliner Fans konnten nun Punkt um Punkt bejubeln (12:7), zwischenzeitlich führten die Volleys deutlich (19:13). Dann aber kam der von Moculescu beschriebene Bruch. Die Gäste holten auf, die Volleys machten vor allem in der Annahme leichte Fehler und auch die Einwechslung von Kromm brachte erstmal nichts: Plötzlich führte der VfB 23:22. Das Spiel wogte nun hin und her. Zunächst hatte Friedrichshafen einen Satzball, dann die Berliner – und umgekehrt. Voller Intensität schaukelten sich beide Teams gegenseitig hoch. Mit dem besseren Ende für die Mannschaft von Trainer Vital Heynen. Der VfB holte sich mit 33:31 auch Durchgang zwei.
So enttäuscht die Berliner ob des 0:2-Rückstands waren, sie gaben sich nicht auf. Mit mehr Druck im Aufschlag, einem stärkeren Block und einem sicheren Carroll im Angriff zogen sie auf 15:8 davon. Doch der Vorsprung war erneut nur scheinbar komfortabel. Wieder kam Friedrichshafen zurück. Die Gäste vom Bodensee glichen wieder aus (16:16), sie führten sogar 18:17. Die Berliner verunsicherte das aber nur kurz, nach weiteren guten Blockaktionen und einem fiesen Aufschlag des Mittelblockers Graham Vigrass gewannen sie den dritten Satz mit 25:21.
Daran knüpfte Moculescus Team auch im vierten Durchgang an. Mit famosem Blockspiel und immensem Einsatz erspielten sie sich eine deutliche Führung, die sie unter dem immer lauter werdenden Jubel der Zuschauer erfolgreich zum 25:19 verteidigten. Es stand nun tatsächlich 2:2 nach Sätzen.
Im Tie-Break zeigten sich jedoch die Gäste nervenstärker. Die Berliner verloren ihn mit 13:15. Aber ihre Chance auf den Titel besteht weiter, nun eben nicht mehr vor heimischem Publikum.