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Zurück auf Null. Für Robert Kromm und seine Volleys geht es in Friedrichshafen um alles oder nichts.
© Felix Kästle/dpa

VfB Friedrichshafen - BR Volleys: Die BR Volleys suchen den Reset-Knopf

Die Volleyball-Finalserie mündet in ein letztes Spiel, vor dem Volleys-Manager Kaweh Niroomand "Einzelgespräche" ankündigt.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. So lautet die alte Weisheit aus dem Fußball, die wohl niemand mehr hören mag. Und trotzdem könnte man die Situation in den finalen Play-offs der Volleyball-Bundesliga wohl kaum besser beschreiben. In der nach dem Prinzip „Best of five“ gespielten Schlussrunde steht es derzeit 2:2. Alles steht auf null.

„Die letzten vier Spiele hätten wir uns im Prinzip sparen können“, resümierte Volleys-Manager Kaweh Niroomand nach dem dramatischen Spiel am Sonntagnachmittag in der Max-Schmeling-Halle. Katerstimmung also bei den BR Volleys?

Der Meistertitel schien so nah, mit nur zwei Punkten Rückstand verlor der Deutsche Meister den Tiebreak und verpasste so die Siegesfeier vor der Heimkulisse mit rund 7600 Zuschauern. Von Katzenjammer aber will Niroomand nichts wissen. Bei null müsse man anfangen, so spielen, als sei nichts gewesen.

Damit das gelingen kann, braucht es dann aber doch noch ein wenig Rückschau und Verarbeitung. „Wir werden auch Einzelgespräche führen“, sagte Niroomand.

Kraft aus dem starken Spiel schöpfen anstatt sich auf die Niederlage einzuschießen, das sei jetzt die Devise. Währenddessen erzählte Friedrichshafens Trainer Vital Heynen in seiner üblichen nonchalanten Art, dass er noch gar keine Pläne für die kommenden Tage hätte. „Wir kommen spät nachts wieder an und werden uns morgen früh erst einmal zum Kaffee treffen und in die Sonne setzen und dann schauen, was wir am Dienstag trainieren“, sagte er, als ginge es nicht um den deutschen Meistertitel, sondern um ein Saisonvorbereitungsspiel.

"Ich liebe das Chaos"

Hinter diesen Manövern mag auch ein guter Teil psychologische Kriegsführung stecken. Überhaupt geht es bei den ebenbürtigen Gegnern anscheinend eher um den Kopf als um die physische Stärke, da waren sich in der Rückschau alle einig: Heynen gab zu, dass es natürlich ein Vorteil sei, dass die Friedrichshafener mit zwei verlorenen Spielen zurücklagen und dann wieder aufholen konnten. Aber auch umgekehrt kann der Belgier einen Schuh daraus machen. Am Sonntag gewann seine Mannschaft die ersten zwei Sätze, dann robbten sich die Volleys wieder heran – das wiederum entfachte den Kampfgeist der Friedrichshafener. „Ich suche den Vorteil im Nachteil“, beschreibt er seine Taktik. Im vierten Satz hätte er nach der Hälfte gemerkt, dass hier nichts zu holen sei und bereits begonnen, sich und seine Spieler auf den fünften Satz vorzubereiten.

„Ich liebe das Chaos“, sagt er von sich selbst. „Mein Haus sieht auch wer weiß wie aus.“ Vorbereitung sei nicht seine Stärke, aber das Chaos kontrollieren, das liebt der 48-Jährige.

Diese Kontrolle in brenzligen Situationen fehlte den Volleys trotz aller Grandeur am Sonntag. „Wenn du hohen Druck hast, weil du vorne liegst und liefern musst, dann wirst du nervös“, beschrieb Kapitän Robert Kromm das Dilemma seiner Mannschaft. Dazu kamen die physischen Unterschiede: Vor allem die Fähigkeit der eher klein gebauten Friedrichshafener, immer wieder auch niedrig gespielte Bälle anzunehmen und unter Kontrolle zu bringen, machten dem 2,12 m großen Außenangreifer und seiner Mannschaft zu schaffen. „Friedrichshafen kann auch Bälle annehmen, die wir auf Schulterhöhe spielen“, sagte Paul Carroll am Sonntagnachmittag. „Da müssen wir dann einfach weitermachen und versuchen, weiter im Spiel zu bleiben.“

Nun können die Berliner an der durchschnittlichen Körpergröße ihrer Mannschaft vorerst nicht viel ändern, wohl aber können sie bis zum Mittwoch versuchen, den Reset-Knopf zu drücken. Vielleicht hilft da auch ein Kaffee in der Sonne.

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