Abschiedsspiel von Lukas Podolski: Mehr Gedenken hätte dem Spiel gutgetan
Deutschland gegen England stand im Zeichen des Abschieds von Lukas Podolski. Der Anschlag in London wurde dagegen ausgeblendet - was befremdlich war. Ein Kommentar.
Das Programm stand. Lukas Podolski, Deutschlands beliebtester Fußballer, sollte am Mittwoch einen gebührenden Abschied im Trikot der Nationalmannschaft feiern. Und so kam es dann auch: Der langjährige Reservist führte das Team erstmals als Kapitän aufs Feld, DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach vor dem Spiel in Dortmund gegen England ein paar warme Worte, Podolski tat das Gleiche und bescherte den Organisatoren schließlich mit dem einzigen Treffer des Spiels, ein Traumtor zudem, einen unverhofften programmatischen Höhepunkt. Es war das perfekte Abschiedsspiel.
Oder auch nicht.
Das lag am allerwenigsten an Lukas Podolski. Vielmehr trugen die äußeren Umstände dazu bei. Wenige Stunden vor der Begegnung in Dortmund hatte sich auf den Straßen Londons ein Anschlag ereignet, bei dem mehrere Menschen getötet und verletzt wurden. Im offiziellen Rahmen dieses Fußballspiels wurde die Tragödie aber nicht weiter thematisiert. Es gab keinen Trauerflor, keine Schweigeminute, nichts. Auch Grindel nutzte die Möglichkeit nicht, Beileidsbekundungen an die Gäste aus England zu richten.
Die Erkenntnis des Freundschaftsspiels am Mittwoch ist vermutlich nicht, dass Lukas Podolski immer noch sehr gut und sehr hart mit seinem linken Fuß schießen kann. Die Partie machte eher deutlich, dass der Terror so alltäglich geworden ist, dass er nicht einmal mehr erwähnt wird bei einer so reichweitenstarken Veranstaltung wie einem Fußball-Länderspiel. Eine andere Erklärung dafür, dass die Geschehnisse in London einfach ausgeblendet wurden, könnte darin liegen, dass die Organisatoren schlicht nicht in der Lage waren, schnell genug darauf zu reagieren und das Abschiedsspiel-Programm den äußeren Umständen anzupassen. So oder so: Etwas mehr Gedenken hätte diesem Spiel gutgetan.