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Lukas Podolski (r.) und Leroy Sane feiern das 1:0.
© REUTERS

Deutschland siegt gegen England: Lukas Podolski: Zum Abschied nochmal Maß genommen

Das nennt man dann wohl einen gelungenen Abschluss: In seinem letzten Spiel für die Nationalmannschaft trifft Lukas Podolski spektakulär.

Lukas Podolski lachte so breit, dass seine Zahnreihe bis unters Dach des Dortmunder Stadions zu sehen war. Er hatte den Arm gehoben und winkte – natürlich mit erhobenem Daumen, der Geste, auf die er gewissermaßen das Patent besitzt. Alles gut bei Poldi, auch in seinem 130. und letzten Länderspiel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft; keine Tränen wie vor einem halben Jahr   bei seinem alten Kumpel Bastian Schweinsteiger. Podolski meisterte die Verabschiedungszeremonie ohne erkennbare seelische Schäden. Er „würde am liebsten jedem die Hand geben“, sprach er ins Stadionmikrofon, sagte schließlich „danke Dortmund, danke Köln und danke Deutschland“.

Dieses Länderspiel gegen England sollte allein ihm gehören. Dass in der Hauptstadt des Gegners bei einem Terroranschlag nur wenige Stunden zuvor mehrere Menschen ums Leben gekommen waren, wurde mit keiner Silbe erwähnt. Es gab keine Schweigeminute, Trauerflors trugen beide Mannschaften nicht. Als ginge es an diesem Abend nur um Lukas Podolski. So war es am Ende, nicht nur sportlich, lange Zeit ein Spiel von erschreckender Belanglosigkeit – sieht man mal von der fast schon kitschigen Pointe ab, dass Podolski knapp 20 Minuten vor dem Ende den Treffer zum 1:0-Endstand erzielte. Aus 20 Metern, mit links natürlich, oben in den Winkel.

Podolski führte die Nationalmannschaft nicht nur erstmals überhaupt als Kapitän aufs Feld, er stand auch nach 859 Tagen erstmals wieder bei einem Länderspiel in der Startelf. Und in Abwesenheit des angeschlagenen Mesut Özil, der seine Rückennummer geerbt hat, durfte Podolski noch einmal die 10 tragen. Überhaupt war die Mannschaft bunt zusammengemischt. Bei den Deutschen liefen fünf U-21-Spieler auf, darunter auch die drei Offensiven um Podolski herum. Der Leipziger Timo Werner kam zu seinem Debüt für die Nationalmannschaft. Bei der Verlesung der Mannschaftsaufstellung gab es einige, gut vernehmbare Pfiffe gegen ihn, genauso wie später bei seiner Auswechslung.

Auf den linken Fuß von Podolski war Verlass

Der eine geht, der andere kommt. Mit Podolski hat sich der letzte Spieler der Generation 2004 verabschiedet, die für den Wiederaufstieg des deutschen Fußballs steht. Und zum Abschluss seiner internationalen Karriere wurde dem Alten von den jungen Burschen noch einmal der nötige Respekt erwiesen. Das vorrangige Ziel des Abends schien zu sein, dem Ruheständler das 49. Länderspieltor aufzulegen. So passte Leroy Sané kurz vor der Pause an der Strafraumgrenze auf Podolski, obwohl er selbst hätte abschließen können. Der Jubilar des Abends geriet in Rücklage und jagte den Ball deutlich übers Tor.

Trotzdem war es in der ersten Halbzeit die gefährlichste Offensivaktion der harmlosen Deutschen. Die 60.109 Zuschauer im längst nicht ausverkaufen Stadion ertrugen es mit Fassung. Wenn den deutschen Fans nichts einfiel, und das passierte ziemlich oft, riefen sie einfach: „Lukas Podolski!“

Die Engländer hinterließen vor der Pause den eindeutig gefährlicheren Eindruck. Adam Lallana setzte den Ball nach einem Konter an den Pfosten, Dele Alli scheiterte fünf Minuten vor Ende der ersten Hälfte an Torhüter Marc-André ter Stegen, der den verletzten Manuel Neuer vertrat. Beide Chancen der Gäste hatte der Münchner Joshua Kimmich mit Ballverlusten erst möglich gemacht.

Immerhin hatten die Deutschen zu Beginn der zweiten Halbzeit eine erste richtig gefährliche Aktion. Nach der ersten Ecke für das Team von Bundestrainer Joachim Löw setzte Julian Brandt den Ball im Nachschuss knapp am Tor der Engländer vorbei. Grundsätzlich aber wirkte das Spiel der Gäste klarer, zwingender, gefährlicher. Dass Löw einige Wechsel vornahm, war für dem ohnehin kaum vorhandenen Spielfluss nicht gerade förderlich. Wie gut, dass auf den linken Fuß des Lukas Podolski im Zweifel eben immer noch Verlass ist. Entschuldigung: Verlass war. Um 22.32 Uhr leuchtete auf der Tafel des vierten Offiziellen eine rote 10 auf. Noch mal winken, noch mal Daumen hoch. Dann war es vorbei für Lukas Podolski.

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