Die USA sind Fußball-Weltmeister: Megan Rapinoe führt die Amerikanerinnen zum Titel
Ein Elfmeter der Fußballikone ebnet den USA den Weg zum vierten WM-Triumph. Gegner Niederlande gibt alles, ist am Ende aber machtlos.
Nach 62 Spielminuten war Rapinoe-Time. Elfmeter USA, die Kapitänin sollte schießen. Nochmal ein Blick nach links, die letzten Zweifel ausgespuckt, dann ein paar Schritte Anlauf. Und drin war der Ball, 1:0 für die USA im Finale dieser Weltmeisterschaft gegen die Niederlande. Das Tor lieferte Megan Rapinoe genau die Vorlage, die sie brauchte. Den Führungstreffer bejubelte sie in der ihr eigenen Pose, Arme weit ausgestreckt, ein Siegerinnenlächeln tragend. Als das Spiel vorbei war, lächelte Rapinoe wieder. 2:0 (0:0) gewannen die US-Amerikanerinnen das Endspiel, aus dem die erklärte Trump-Gegnerin als große Siegerin hervortrat.
Neben dem WM-Pokal durfte sie auch den Goldenen Ball für die besten Spielerin des Turniers und den Goldenen Schuh für die beste Torschützin in die Luft recken. „Es ist surreal. Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll. Es ist einfach Wahnsinn“, sagte Rapinoe.
Dass die USA ihren vierten WM-Triumph nach 1991, 1999 und 2015 feiern würden, hatte sich in der ersten Halbzeit noch nicht abgezeichnet. Die Niederländerinnen arbeiteten defensiv hervorragend und legten das bis zum Finale so ansehnliche US-Flügelspiel weitgehend lahm. Der Titelverteidiger versuchte vor allem über die linke Seite Druck aufzubauen, Megan Rapinoe sollte die Bälle von dort scharf vors Tor schlagen.
Ob Rapinoe, die große Ikone des US-Fußballs, spielen würde, war die wichtigste Frage vor dem Finale. Wegen Oberschenkelproblemen hatte sie beim 2:1-Sieg im Halbfinale gegen England aussetzen müssen. Im Finale stand sie wieder auf dem Platz, schwieg wie gewohnt, als die US-Hymne ertönte, die Arme hinter dem Rücken haltend, und führte ihr Team anschließend als Kapitänin ins Endspiel.
57.900 Fans sahen, dass auch Rapinoe zunächst keine Ideen gegen das niederländische Abwehrbollwerk hatte. Die erste gute Chance des Duells resultierte bezeichnenderweise aus einem Eckball. Julie Ertz zog im Fallen wuchtig ab, die niederländische Torfrau Sari van Veenendaal riss die Hände rechtzeitig hoch.
Rose Lavalle entschied das Finale mit dem Tor zum 2:0
Etwas energischer gestaltete die Auswahl von US-Trainerin Jill Ellis die Schlussphase der ersten Hälfte. Eine Flanke Rapinoes landete auf dem Kopf Tobin Heaths, van Veenendaal parierte. Rapinoe durfte Sekunden später erneut den Ball nach innen geben, dieses Mal fand sie Alex Morgan, die ebenfalls an van Veenendaal und dem linken Pfosten scheiterte. Morgan probierte es nochmal mit einem wuchtigen Schuss von der Strafraumgrenze – van Veenendaal lenkte den Ball ins Toraus.
An der Viererkette um Stefanie van der Gragt und Anouk Dekker verzweifelten die US-Spielerinnen zunehmend. Und sie wären vermutlich noch länger ergebnislos angerannt, wenn ihnen der Videobeweis nach einer Stunde nicht einen Strafstoß beschert hätte. Morgan war im Strafraum von van der Gragt getroffen worden, Schiedsrichterin Stephanie Frappart entschied mithilfe des Bildschirms auf Elfmeter, die richtige Entscheidung. Rapinoe trat an und erzielte ihr 50. Länderspieltor. Wenige Minuten später entschied Rose Lavelle das Finale, indem sie den Ball aus 17 Metern hart und platziert in die rechte untere Ecke drosch.
Der Rest war Schaulaufen. Crystal Dunn, die den Ball aus kurzer Distanz nicht an van Veenendaal vorbeibrachte, hätte einen der zahlreichen US-Konter zum 3:0 verwerten müssen, doch weitere Tore fielen nicht. Dafür nahm Rapinoe den warmen Applaus der Fans in Empfang, als sie durch Christen Press ersetzt wurde. Wenig später war Schluss, Rapinoe strahlte und die Party konnte beginnen. (Tsp)