Im letzten BVB-Spiel ausgewechselt: Mats Hummels - zum Abschied ein Krampf
Dortmunds Kapitän Mats Hummels spielt beim letzten Spiel vor dem Wechsel zu den Bayern tadellos – aber nur 77 Minuten, dann muss er wegen eines Krampfes vom Platz.
Rund um das Olympiastadion herrschte Verwirrung. Vor dem DFB-Pokalfinale war Mats Hummels hundertfach zu sehen, auf verschiedenen gelben BVB-Trikotrücken mit der Nummer 15, die Richtung Stadion stolzierten. Aber dann wurde ein rotes Hummels-Hemd mit der Bayern-Rückennummer 5 darauf gesichtet. Handelte es sich nur um einen ungeduldigen Münchner Fan? Oder hatte Hummels vor seinem großen Abschiedsspiel bereits die Seiten gewechselt?
Nach 309 Pflichtspielen seit 2008 war es für Mats Julian Hummels der letzte Auftritt im Trikot von Borussia Dortmund. In der kommenden Saison wird der frühere Münchner Jugendspieler bekanntlich mindestens mal sein zweites Bundesligaspiel im Bayern-Outfit bestreiten. Doch vorher musste er seinem künftigen Arbeitgeber noch einen Titelgewinn versauen und die Reaktionen der eigenen Fans aushalten. Ein pikanter Auftrag.
Als Hummels‘ tadelloser Arbeitstag nach 77 Minuten beendet war und er humpelnd und gelbbelastet ausgewechselt wurde, gab es viele Pfiffe aus der Dortmunder Kurve, aber auch Applaus. Sein Weggang spaltet die Anhängerschaft hörbar.
Im Spiel gab es keine Zweifel an den Loyalitäten des Dortmunder Kapitäns. Die Platzwahl gewann er souverän gegen den künftigen Bayern-Kollegen Philipp Lahm. Und den überreichten FCB-Wimpel gab er sprintend bei einem Betreuer ab, bevor das verfänglich aussehen konnte. Dafür, dass viele das schwerste Spiel seines Lebens erwartet hatten, ging es erstaunlich normal zu. Bei der Mannschaftsaufstellung riefen die Dortmunder Fans Hummels‘ Namen mit wie alle anderen.
Der 27-Jährige spielte souverän wie immer
Plakate oder Sprechchöre für oder gegen den Seitenwechsler gab es zunächst keine. Anfangs war der Nationalspieler im Internet ja noch als „Verräter“ und „Judas“ beschimpft worden, zuletzt hatten jedoch die versöhnlicheren Töne in Fankreisen zugenommen. Im Spiel agierte der 27-Jährige souverän wie immer, lief Bälle ab, dirigierte, grätschte, köpfte und kurbelte den Spielaufbau an wie eh und je. Sein Nebenmann Sokratis bestritt zwar die brenzligeren Duelle, aber zur Halbzeit hatte Hummels die beste Zweikampfquote seines Teams.
Hummels schien sein Versprechen wahr machen zu wollen, „dass ich alles geben und niemanden schonen werde“, wie er vor dem Spiel gesagt hatte. „Ich möchte keine Sätze zulassen wie: Der hat nicht mehr alles gegeben oder war mit seinen Gedanken woanders.“ Auch die Debatte, ob er nun im Fall der Fälle einen Elfmeter schießen sollte, war dann am Ende, mangels Möglichkeit dazu, eine sehr theoretische.
Uli Hoeneß hatte vor dem Spiel via „Bild“ kund getan, er würde Hummels an Stelle von Tuchel keinen Strafstoß ausführen lassen. Hoeneß muss es ja wissen, er hatte als Bayern-Manager 1984 Lothar Matthäus aus Mönchengladbach abgeworben. Dessen vergebener Elfmeter im Endspiel machte seine künftigen Kollegen dann zu Pokalsiegern und viele Gladbacher Fans zu Matthäus-Verachtern.
Ein ähnliches Schicksal schien Hummels nicht zu drohen. Er hängte sich sichtlich rein. Bei einer Rudelbildung und nach dem Halbzeitpfiff bearbeitete er die Schiedsrichter leidenschaftlich, die Dinge doch mehr mehr aus BVB-Sicht zu sehen. Und direkt nach Wiederanpfiff raufte er sich schon wieder die Haare, weil sein Kopfball übers Bayern-Tor gerauscht war.
Ein Hummels-Treffer entscheidet das Finale, das wäre eine Geschichte gewesen. Stattdessen verhinderte er mehrmals in letzter oder vorletzter Not ein Gegentor. Für ein taktisches Foul, als er Thomas Müller blockte, sah er schließlich eine Karte. Es war wohl das letzte Mal, dass ihm die Farbe Gelb so nahe war, kurz darauf tauschte ihn Tuchel für Matthias Ginter aus und Hummels konnte live mitanhören, was ihn erwartet, wenn er kommende Saison mit dem FC Bayern in Dortmund aufläuft.