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Vor neun Jahren war's. Mats Hummels (l.) im Bayern-Trikot an der Seite von Philipp Lahm.
© Imago

70 Millionen Euro an einem Tag: Mats Hummels und Renato Sanches: München in Feierlaune

Der FC Bayern verpflichtet Mats Hummels und den umworbenen Portugiesen Renato Sanches. Sie kosten jeweils 35 Millionen Euro.

Am Ende ging auch die letzte Grätsche ins Leere. Ein kurioser Versuch aus einer unerwarteten Ecke, die Heimkehr von Mats Hummels von Dortmund nach München noch zu verhindern. Angestrengt von Uli Hoeneß, dem Schattenpräsidenten des FC Bayern. Hoeneß hatte nach ersten Meldungen über den bevorstehenden Transfer verkündet, wenn denn Hummels unbedingt wieder für die Bayern spielen wolle, dann möge man diesem Wunsch doch bitte entsprechen.

Das gab einen hübschen Aufschrei: Ein Nationalspieler, der sich in München anbiedert, so weit sei es schon gekommen. Das war natürlich weder ein Versehen, noch ein erstes Anzeichen von Alzheimer, und Hoeneß wollte auch nicht Dortmund oder Hummels demütigen. Es ging ihm eher um einen klubinternen Machtkampf mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, auf dass dieser sich nicht mit einem spektakulären Transfer schmücke.

Hoeneß’ Querschlag zeigte Wirkung. Dortmund reagierte beleidigt, der vermeintliche Bittsteller Hummels wütend, so dass die Operation für ein paar Tage auf der Kippe zu stehen schien. Am Dienstag nun durfte Rummenigge allerdings seinen gar nicht so kleinen Sieg im klubinternen Machtkampf mit Hoeneß als perfekt vermelden und Vollzug des Transfers dazu. Von Juli an trägt der 27 Jahre alte Innenverteidiger wieder das Münchner Rot. Und weil sie gerade in Feierlaune waren, verkündeten die Bayern gleich noch einen Zugang. Renato Sanches, 18 Jahre jung, bekommt wie Hummels einen bis 2021 datierten Vertrag. Was schon ein wenig überraschte, denn der defensive Mittelfeldspieler von Benfica wurde von Klubs aus ganz Europa gejagt und war sich angeblich schon mit Manchester United einig.

Renato Sanches dürfte noch teurer werden

Für beide Spieler zahlt der FC Bayern jeweils geschätzt 35 Millionen Euro an Ablöse. Sanches dürfte im Laufe der kommenden Jahre noch ein bisschen teurer werden, weil im Transfervertrag allerlei Zusatzzahlungen aufgelistet sind. Im Extremfall europäischer Gipfelstürme, Berufungen in die Weltauswahl und einer Wahl zum Weltfußballer des Jahres würde sich die Summe auf 80 Millionen Euro erhöhen. Mit seiner Rastafrisur und seinen Tempoläufen über den gesamten Platz erinnert er ein wenig an den Schalker Leroy Sané. Nur dass er eben noch eineinhalb Jahre jünger ist. Bayerns scheidender Trainer Pep Guardiola preist Sanches als „einen der besten jungen Spieler in Europa, er hat eine große Zukunft vor sich“.

Renato Sanches, Bayerns erster Portugiese.
Renato Sanches, Bayerns erster Portugiese.
© dpa

Das ist nett formuliert und kann doch nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr die Bayern darauf bedacht sind, sich von Guardiola zu emanzipieren. Sanches ist mit seinem kraftvollen Spiel die Antithese zum künstlerischen Ansatz des katalanischen Maestros. Ein typischer Guardiola-Spieler ist er genauso wenig wie der Chilene Arturo Vidal, den die Bayern vor einem Jahr akquiriert hatten, im vorausahnenden Wissen, dass es ihren Trainer nicht über die nach dieser Saison endende Vertragszeit in München halten werde.

Aus Lissabon wird Sanches sich wohl mit der Meisterschaft verabschieden, an deren Vollendung er jedoch nach einem selten dämlichen Platzverweis am vorletzten Spieltag beim 2:0-Sieg auf Madeira gegen Maritimo Funchal nicht mitwirken kann. Wegen einer Schwalbe flog er in der ersten Hälfte vom Platz und muss beim abschließenden Spiel gegen Nacional Funchal auf der Tribüne verfolgen, ob die Kollegen die zwei Punkte Vorsprung auf den Stadtrivalen Sporting ins Ziel retten.

Auch Mats Hummels steht bekanntlich noch vor seinem Saison-Höhepunkt, er führt ihn ebenfalls gegen den alten Lieblingsfeind, der demnächst wieder sein Herzensklub sein wird. Mal sehen, wie die Dortmunder und Münchner Fans in zehn Tagen beim Pokalfinale in Berlin auf die Personalie reagieren werden. Vorher trägt Hummels am Samstag gegen Köln noch ein letztes Mal im Westfalenstadion das Dortmunder Trikot. Vorsichtshalber richtete Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon mal einen Appell Richtung Südtribüne, wo die treuesten, im Zweifelsfall aber auch nachtragendsten Fans stehen. „Wir respektieren Mats’ Entscheidung und wünschen uns für ihn und den BVB, dass er während seiner letzten Wochen in Schwarz-Gelb jene Anerkennung erfährt, die er verdient und Dortmund mit dem DFB-Pokal in Händen verlässt.“ Zuletzt hatte es im Rahmen des 5:1-Sieges im Heimspiel gegen Wolfsburg Unmutsbekundungen gegeben, sie gipfelten in einem Transparent, auf dem der Kapitän gebeten wurde, doch bitte als Erster und möglichst bald von Bord zu gehen.

Das hatte Hummels nach achteinhalb erfolgreichen Jahren in Dortmund offenbar schwerer getroffen, als er nach außen eingestehen mochte. „Ich war immer stolz und bin es noch, das BVB-Trikot zu tragen und Teil dieser außergewöhnlichen Mannschaft zu sein“, sagte er am Dienstag nach der Bekanntgabe seiner Demission. Bevor er nun in seine Heimatstadt zurückkehre, „haben wir alle noch ein großes Ziel: erneut den DFB-Pokal nach Dortmund zu holen und mit den BVB-Fans ein riesiges Fußballfest zu feiern“.

Alles Weitere wird er den neuen Kollegen zu erklären haben.

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