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Mario Götze (rechts) streckt sich für sein Comeback in der Nationalmannschaft.
© AFP

Die Nationalmannschaft spielt in England: Mario Götze: Auf der Suche nach der Leichtigkeit

Vor einem Jahr hat Mario Götze zuletzt für die Fußball-Nationalmannschaft gespielt. Am Freitag gegen England könnte er sein Comeback feiern.

Der deutsche Fußball ist in dieser Woche wieder in der Schwarz-Weiß- Ära angekommen. Die Nationalmannschaft hat ihr Trikot für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr vorgestellt, und es ist nicht nur vom Design an historische Vorbilder (das Hemd vom WM-Titel 1990) angelehnt, sondern auch in der Farbgestaltung. Es gibt nämlich keine Farbe. Alles ist Schwarz und Weiß.

Mario Götze, geboren im Juni 1992, stammt definitiv aus der Ära des Farbfilms, auch wenn man das leicht vergessen kann. Der 25-Jährige hat Geschichte geschrieben, damals in Rio de Janeiro, in der ominösen 113. Minute des WM-Finales. Götze ist längst eine historische, fast schon mythische Figur des deutschen Fußballs. Niklas Süle, Innenverteidiger von Bayern München, saß im Juli 2014 „als großer Fan“ zu Hause vor dem Fernseher und ist „komplett ausgerastet“. An diesem Mittwoch sitzt Süle, inzwischen selbst Nationalspieler, in einem Berliner Autohaus direkt neben Götze, der gerade mal drei Jahre älter ist.

Mario Götze ist derzeit wieder sehr gegenwärtig. Die historische Verklärung darf gerne noch ein bisschen warten.

Zum Abschluss des Länderspieljahres tritt die Nationalmannschaft am Freitag in Wembley gegen England und am Dienstag in Köln gegen Frankreich an. Jerome Boateng (Muskelprobleme) wird in London fehlen, möglicherweise auch Toni Kroos (Magen-Darm-Infekt). Aber Mario Götze ist wieder dabei – zum ersten Mal seit einem Jahr, als er beim Testspiel gegen Italien in Mailand 20 Minuten vor Schluss eingewechselt wurde. Er hat so lange mit Länderspielen ausgesetzt, dass er sich schon fragen lassen musste, ob er überhaupt alle Gesichter erkannt habe. Klar, kein Problem, sagt der Dortmunder, „ich habe alle wiedererkannt“.

Aus leicht ist schwer geworden

Sieben Jahre sind vergangen, seitdem Götze mit süßen 18 sein erstes Länderspiel bestritten hat. Er galt als Ausnahmetalent, das den deutschen Fußball nachhaltig würde prägen können. Vielleicht nicht besser als Messi, aber zumindest in einer ähnlichen Kategorie. Die Geschichte ist geringfügig anders verlaufen. In der Nationalmannschaft war der Mittelfeldspieler mit dem feinen Füßchen oft nur ein Mann für die letzten 20 Minuten, selbst im WM-Finale. Den Götze von 2010, die große Verheißung, kann man im Götze von 2017 nur schwer wiedererkennen. Aus leicht ist schwer geworden. „Man reift, man macht Erfahrungen“, sagt er selbst. Ziemlich unpersönlich klingt das.

Zu den Erfahrungen gehören auch die Verletzungen, die ihn in seiner Entwicklung gestoppt haben. Eine hartnäckige Schambeinverletzung in der Frühzeit seiner Karriere und zuletzt eine Stoffwechselerkrankung, über die stets mit dem Zusatz rätselhaft berichtet wurde. Ein halbes Jahr ist Götze ausgefallen. „Mir geht es sehr, sehr gut“, sagt er jetzt. „Ich fühl’ mich bei 100 Prozent.“ Bei Borussia Dortmund stand er in dieser Saison in zehn von siebzehn Pflichtspielen in der Startelf, drei Tore hat er vorbereitet, geschossen allerdings hat er noch keins.

„Ich sehe ihn schon befreit“, sagt Oliver Bierhoff. Dass der Grund für seine gesundheitlichen Probleme nach langem Rätseln und Suchen gefunden wurde, sei ein entscheidender Schritt für Götze gewesen. Sehr akribisch und sehr fleißig erlebt der Manager der Nationalmannschaft den Dortmunder jetzt. Am wichtigsten aber ist: Man spürt bei ihm wieder die „große Liebe und Freude am Fußball“. Das ist nicht selbstverständlich nach allem, was Götze erlebt hat, nach den überzogenen Erwartungen an ihn schon im Teenager-Alter, die durch das Tor im WM-Finale noch einmal befeuert wurden. Trotzdem sagt Mario Götze über sein Tor des Lebens: „Es ist ein ausschließlich positives Erlebnis für mich gewesen. Ich erinnere mich einfach gerne daran zurück.“

Niklas Süle dürfte es in diesem Fall ähnlich gehen.

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