WM 2014: Vom Bankdrücker zur Legende: Rahn, Müller, Brehme – Mario Götze!
Mario Götze? Der denkt doch nur an sich! So lautete das gängige Vorurteil über den hochtalentierten Offensivspieler, ein großes Magazin nannte ihn „das lebende Selfie“. Nach dem WM-Finale ist dieses Urteil dringend zu revidieren – und das hat nur bedingt mit Götzes entscheidendem Treffer zu tun.
Mario Götze stand ein bisschen abseits, ganz für sich und ganz mit sich. Er blickte in den Himmel und wirkte, ja, irgendwie ergriffen. Vielleicht war es auch ganz anders. Vielleicht hatte er gemerkt, dass sein Gesicht gerade auf den Videoleinwänden im Maracana zu sehen war, und vielleicht überprüfte Götze nun mit kritischem Blick, ob jede Haarsträhne auch wirklich am richtigen Platz lag. Das ungefähr ist ja das Bild, das sich die deutsche Öffentlichkeit während der Fußball-Weltmeisterschaft von Mario Götze gemacht hat.
„Das lebende Selfie“ hat ihn "Die Zeit" während des Turniers genannt. Götze hat sich den Ruf erarbeitet, vor allem an sich selbst zu denken. Möglicherweise sind an diesem Bild nun einige entscheidende Korrekturen notwendig. Im zarten Alter von 22 Jahren ist Mario Götze am Sonntagabend in Rio gewissermaßen vergesellschaftet worden. Der junge Mann, der so gerne glänzt, hat mit seinem Tor zum 1:0 in der Verlängerung ein ganzes Land zum Strahlen gebracht. Mario Götze ist jetzt nationales Eigentum, nachdem er die Nationalmannschaft zum WM-Titel geschossen hat – so wie 1954 Helmut Rahn, 1974 Gerd Müller und 1990 Andreas Brehme.
Große Namen sind das, aber Mario Götze steht schon lange im Verdacht, selbst ein großer Name zu werden. „Das ist ja ein Wunderkind, das immense Fähigkeiten besitzt“, sagte Bundestrainer Joachim Löw. Aber diese immensen Fähigkeiten hat Götze in Brasilien lange für sich behalten. Er hat bei der WM fleißig Kringel gedreht und Haken geschlagen, aber er hat die Dinge nie entschlossen zu Ende gebracht. Und so fand sich das Wunderkind irgendwann auf der Ersatzbank wieder.
„Zeige der Welt, dass du besser bist als Messi"
Gemessen an seinen technischen Fertigkeiten hat Götze viel zu wenig gespielt, nicht nur bei der WM in Brasilien, sondern auch bei den Bayern, zu denen er vor der Saison für die nationale Rekordablöse von 37 Millionen Euro aus Dortmund gewechselt war. „Es war kein einfaches Jahr für mich, kein einfaches Turnier“, sagte Götze. Auch im Finale schaffte er es nicht in die Startelf, erst drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit durfte er für den alten Recken Miroslav Klose aufs Feld.
In der Pause der Verlängerung nahm Joachim Löw Mario Götze noch einmal zur Seite. „Zeige der ganzen Welt, dass du besser bist als Messi, dass du das Spiel entscheiden kannst“, sagte der Bundestrainer. Bei Miroslav Klose klang das später in der Mixed Zone sehr ähnlich. In der Verlängerung habe er gesagt: „Mario, ich habe es im Urin, dass du das Tor machst. Das ist Wahnsinn!“
Angesichts der Brillanz Messis bei diesem Turnier und auch im Finale müsste der Satz eigentlich auch Löw lächerlich vorgekommen sein, aber „ich hatte einfach ein gutes Gefühl“. Dieses Gefühl trog nicht. Sieben Minuten vor dem Ende schlug André Schürrle eine Flanke in den argentinischen Strafraum, Götze nahm das Zuspiel mit der Brust an, und noch ehe der Ball den Boden berührte, spitzelte Götze ihn an Torhüter Sergio Romero vorbei ins Tor. „Es ging alles so schnell. Dann waren auch die Mannschaftskollegen schon da. Es war eine Erlösung, ein befreiendes Gefühl. Das ist das, an was ich mich erinnere“, sagte Götze in der Retrospektive auf das wichtgste Tor seiner noch jungen Karriere.
Weltmeisterliche Grüße an Marco Reus
Der Treffer war eine Kombination aus Kunst und Zielstrebigkeit, wie sie nur wenige Spieler beherrschen. Für Mario Götze aber war dieses Tor auch ein Treffer gegen die allgemeinen Vorbehalte, genauso wie sein Verhalten nach dem Spiel. Die ganze Zeit über trug er ein Nationaltrikot in der Hand, beim Jubeln auf dem Platz, beim Gang hoch zur Siegerehrung. Erst als die Mannschaft für das offizielle Siegerfoto posierte, hielt Götze das Trikot in die Kamera. Es hatte die Nummer 21 und trug den Namen von Marco Reus, der sich im letzten Testspiel vor der Weltmeisterschaft verletzt hat und dadurch gewissermaßen um den Titel gebracht worden war. Es stimmt einfach nicht, dass Mario Götze nur an sich denkt.
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