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Grischa Prömel erzielte in dieser Saison immerhin sechs Tore für Union.
© dpa

Grischa Prömel will mit Union aufsteigen: „Man kann sich hier im Verein unsterblich machen“

Der Mittelfeldspieler ist in dieser Saison eine der Stützen beim 1. FC Union. Dabei unterscheidet sich Prömel von vielen Kollegen seiner Branche.

Von David Joram

Einen staatstragenden Moment hat Grischa Prömel in seinem Fußballerleben schon mitgemacht. 2016 war er Teil jener deutschen Auswahl, die in Rio de Janeiro die olympische Silbermedaille gewann. Die Niederlage im Maracanã wurde erst im Elfmeterschießen besiegelt; 4:5 gegen die von Superstar Neymar angeführte Selecao. Epischer Stoff, zweifelsohne. Doch wer Prömel nach seinen besonderen Momenten in Brasilien fragt, dem serviert der Zweitligaprofi des 1. FC Union eine andere Geschichte. Sie spielt vor dem Finale und in einem Friseursalon der Millionenstadt Salvador.

Normalerweise, erzählt Prömel also, seien die Friseure zu den Athleten ins Hotel gerufen worden, der Sicherheit zuliebe. „Ich wollte aber wissen, was in der Stadt so abgeht“, sagt Prömel. Also fuhr er, begleitet von einem Guide und zwei Securitys, direkt zu einem Salon. Während der Spieler Platz nahm, bat der Sicherheitsdienst alle anderen Gäste nach draußen. „Ich war dann der einzige, dem die Haare geschnitten wurden, der Friseur wusste gar nicht, was abgeht“, erinnert sich Prömel. Erst am Ende sei das Rätsel um den „Fußballstar aus Deutschland“ aufgedeckt worden. „Der Friseur ist fast in Tränen ausgebrochen. Fußball ist in Brasilien ja wie eine Religion“, erinnert sich Prömel. Die Familie des Haareschneiders kam zusammen, es wurde gelacht, Bilder geschossen. „Das war einfach ein schöner Moment“, sagt Prömel. Es ist eine Geschichte, die auch viel über Unions wichtigsten Spieler verrät.

Der Mittelfeldmann zählt nicht zu jener Sorte Scheuklappenspieler, die penibel darauf bedacht sind, in jedem Falle das nächste Spiel zum schwersten zu erklären – selbst wenn um eine Einschätzung des Wetterberichts verlangt wird. Prömel lässt die naheliegende Antwort auch mal aus, um eine gewissenhafte zu geben. Von ihm stammen solche Sätze: „Wir Fußballer können nur froh sein, dass im Fußball das Geld steckt und wir dadurch andere Möglichkeiten haben.“

Mit anderen Möglichkeiten meint Prömel bessere Möglichkeiten als Kolleginnen und Kollegen aus weniger monetarisierten Sportarten. „Ich habe bei Olympia mit einer Rudererin gequatscht, die dreimal am Tag trainiert hat, die keine Zeit hat, nebenher zu studieren und die für wenig Geld wirklich alles aufopfert“, sagt Prömel. Demütiger habe ihn das werden lassen, „auf jeden Fall“.

Prömel lässt die naheliegende Antwort auch mal aus, um eine gewissenhafte zu geben

Zur Demut passt seine Bescheidenheit. Während die Kollegen gern in möglichst großen und teuren Autos durch die Stadt brausen, fährt Prömel noch mit einem Kleinwagen zum Training. Den hat ihm seine Oma mal geschenkt. Und solange der Motor anspringt, bleibt Prömel pragmatisch. Vielleicht hängt seine wohltuene Art, die im Profifußballgeschäft leider Seltenheitswert besitzt, auch mit einer gesunden Erziehung zusammen. „Meine Eltern haben gesagt: Erst kommt die Schule, dann der Fußball. Wenn ich Abi hab’, könne ich immer noch schauen, was geht“, hat Prömel, der im Stuttgarter VfB-Stadtteil Bad Cannstatt geboren ist, mal berichtet.

Fest steht inzwischen, dass bei Prömel fußballerisch immer mehr geht. „Als Sportler ist man immer hungrig, man will etwas erreichen. Man will Geschichte schreiben. Das ist Anreiz genug“, sagt Prömel zum Thema Aufstiegskampf. Noch ein bisschen fokussierter sei er vor dem 34. Spieltag. Es ist ja so: Gewinnt der SC Paderborn am Sonntag nicht in Dresden, würden Prömels Berliner in Bochum (Sonntag, 15.30 Uhr, live bei Sky) mit einem Auswärtssieg aufsteigen. „In diese Position kommt man nicht so häufig in seiner Karriere. Man kann etwas Großes erreichen und sich hier im Verein unsterblich machen.“

Sechs eigene Saisontore haben ihn der Unsterblichkeit näher gebracht, im Berliner Mittelfeld tritt er meist sehr präsent auf. „Im Zentrum hast du eine besondere Aufgabe, weil du das Herzstück von so einer Mannschaft bist“, weiß Prömel, der seine Gegenspieler auf dem Platz griffig bis giftig bearbeitet. „Das ist auch mein Spielstil. Dieses Aggressive gegen den Ball“, sagt er. „Ich brauche das für mein Spiel. Das ist auch die moderne Auslegung eines Sechsers.“ Er führt aus, was er damit meint: Mit und gegen den Ball gut arbeiten, Lücken stopfen. Als Vorbild dient Prömel Barcelonas Arturo Vidal. „Gegen den spielt keiner gern“, sagt er – und landet wieder bei den Haaren: „Bei der Frisur will ich mich nicht mit ihm vergleichen.“ Als wahrscheinlicher gilt, dass er sich schon bald sportlich mit Kickern der Kategorie Vidal vergleichen darf. In aller Bescheidenheit, versteht sich.

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