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Abgeschirmt. Sebastian Polter (rechts) steht nicht nur sportlich im Fokus.
© dpa

Fast alles im Gleichgewicht: Der 1. FC Union geht locker ins Saisonfinale

Zuversicht statt Angst: Der 1. FC Union glaubt an die Chance auf den direkten Aufstieg in die Bundesliga - weil das Team nur noch gewinnen kann.

Von David Joram

Wenn der Fußball ein Wunschkonzert wäre, was er bekanntlich nicht ist, hätte der 1. FC Union beim VfL Bochum keine Chancen mehr auf den direkten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Die Ankündigungen aus dem Westen klingen wenig freundlich. „Gegen Union Berlin werden wir alles raushauen. Wir wollen nicht, dass ein Gast im Ruhrstadion den Aufstieg feiert“, sagt Bochums Mittelfeldspieler Thomas Eisfeld – und wünscht sich natürlich einen Sieg gegen die Berliner. Falls die Bochumer Eisfelds forsche Aussagen genauso auf dem Platz umsetzen, könnte es also ein ungemütlicher Sonntag für die Gäste werden. Aber das scheint die gute Laune in Köpenick kaum zu tangieren.

Am Mittwoch stand das erste Mannschaftstraining für Unions Spieler in der vielleicht letzten Zweitliga-Woche dieses Jahres an. Und wie es vor solch wichtigen Anlässen üblich ist, sprach der Anführer des Teams ein paar Worte. Es klang ziemlich gelöst, als Christopher Trimmel über die Aufgabe in Bochum redete. „Wir wissen, dass wir gewinnen müssen“, stellte der Kapitän klar. Einen Punkt liegen die Berliner schließlich hinter den zweitplatzierten Paderbornern, an denen sie so gerne noch vorbeiziehen würden.

„Für einen Sieg in Bochum spricht schon einiges“, sagte Trimmel und begründete dies damit, dass er und seine Kollegen seit dem HSV-Spiel, das die Berliner 2:0 gewannen, wieder richtig selbstbewusst auftreten würden, „das spürt man“. Das Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive stimme wieder, auch die Kompaktheit. Schon beim 1:2 in Fürth habe man kein schlechtes Spiel gemacht, führte Trimmel aus – und der 3:0-Sieg gegen den 1. FC Magdeburg war ohnehin ein Beweis alter Union-Stärken. Offensiv effizient, defensiv kompromisslos.

Von vielen Dingen, die zurückgekommen seien und vorher ein bisschen gefehlt hätten, dozierte Trimmel noch, und vom Druck, bei dem es sich umgekehrt verhält. Lange war der da, geknüpft an die Angst, diese feine Saison doch nur als Vierter abzuschließen. So wie vor zwei Jahren, als Union unter Jens Keller stolze 60 Punkte holte, aber eben nichts für die eisernen Geschichtsbücher. „Jetzt sind die Leute schon stolz auf uns“, sagt Trimmel. „Das war ein Riesenschritt, den wir gemacht haben, dass wir fix unter den ersten drei sind.“

Einzig die Vorwürfe gegen Stürmer Sebastian Polter stören derzeit die heile Welt bei Union

Aus all den positiven Ergebnissen und Erlebnissen der vergangenen Wochen leitet Trimmel ab, dass man das Spiel in Bochum mit „Vollgas“ angehen werde. Daran ändere auch der Umstand nichts, dass fünf Unioner – Florian Hübner (9 Gelbe Karten), Manuel Schmiedebach (9), Trimmel (9), Christopher Lenz (4) und Felix Kroos (4) - bei einer weiteren Gelben Karte für ein Spiel gesperrt werden. Die Sperre müsste dann beim möglichen Relegationsspiel am 23. Mai in Stuttgart abgesessen werden. „Daran verschwenden wir keinen Gedanken“, entgegnet Trimmel.

Einzig die Vorwürfe gegen Stürmer Sebastian Polter stören derzeit die so heil wirkende Welt rund ums Stadion An der Alten Försterei. Die „Bild am Sonntag“ hatte berichtet, dass Polter seiner Ex-Frau keinen Unterhalt mehr zahle und den beiden Kindern weniger als gesetzlich vorgesehen. Die angebotene Abfindung (150 000 Euro) sei Erpressung, klagte Polters Ex-Frau in der „Bild“. Die Geschichte sei „ein Eingriff in die Privatsphäre“, findet Trimmel, der die Causa nicht kommentieren will. So viel sagt er dann doch: „Union ist wie eine Familie. Wenn es um private Dinge geht, stellt man sich davor. Da stehe ich genauso vor Sebastian, egal was passiert.“

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