Startelfdebüt für Hertha BSC: Lukas Klünter feiert in der Vorhölle
Gegen Borussia Mönchengladbach spielt Lukas Klünter zum ersten Mal von Anfang an für Hertha BSC. Trainer Pal Dardai attestiert ihm eine riesige Leistung.
Lukas Klünter musste die Frage gar nicht beantworten. Es reichte ein Blick in sein Gesicht. Als er auf seine Herkunft angesprochen wurde, strafften sich seine Gesichtszüge, die Pupillen weiteten sich, und alles strahlte. Lukas Klünter ist Kölner. Fußballerisch gesehen ist Mönchengladbach für einen Kölner so etwas wie die Vorhölle, und an diesem Nachmittag hatte Hertha BSC, der neue Arbeitgeber von Lukas Klünter, die Vorhölle mit einer fetten Eisschicht überzogen. Herthas Rechtsverteidiger sagte dann noch, dass es für ihn als Kölner natürlich „ein bisschen was Besonderes“ gewesen sei. Seine Gesichtszüge sagten etwas anderes.
Eigentlich hätte sich der 22-Jährige kein besseres Startelfdebüt für den Berliner Fußball-Bundesligisten wünschen können – sieht man einmal davon ab, dass er so lange darauf hatte warten müssen. Im Sommer ist Klünter für zwei Millionen Euro vom Absteiger 1. FC Köln zur Hertha BSC gewechselt. Einmal hatte er seitdem in der Bundesliga für seinen neuen Klub spielen dürfen, am dritten Spieltag in Wolfsburg, eingewechselt in der 90. Minute. Im Pokal gegen die Bayern durfte er am zurückliegenden Mittwoch immerhin schon 38 Minuten mitwirken, und nun am Samstag, beim 3:0 gegen den Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach, zum ersten Mal von Beginn an und über die volle Distanz. „Er kommt aus dem Nichts und zeigt eine riesige Leistung“, sagte Herthas Trainer Pal Dardai.
Die fehlende Spielpraxis war ihm anzumerken
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Klünter – genau wie die ganze Mannschaft – eine Weile brauchte. In den ersten 20 Minuten war ihm anzumerken, dass er lange nicht gespielt hatte. Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison, noch beim 1. FC Köln, war Klünter nur Ersatz gewesen. Mal unterschätzte er eine Hereingabe, mal sprang ihm ein Ball zu weit vom Fuß. Aber davon ließ er sich nicht beirren. „Ich wollte positiv an die Sache herangehen. Ich hatte nichts zu verlieren, weil ich so lange gewartet habe“, sagte er. „Ich bin so weit zufrieden. Es war ein erster Schritt.“
Der Neuzugang war bisher nur die Nummer drei von drei potenziellen Rechtsverteidigern. Doch weil Routinier Peter Pekarik verletzt ist und Valentino Lazaro in Mönchengladbach wegen seiner fünften Gelben Karte fehlte, führte an Klünter kein Weg mehr vorbei. Die Frage ist, was am kommenden Wochenende passiert, wenn Lazaro wieder zur Verfügung steht. Gegen Bayern spielten beide zusammen auf der rechten Seite: Lazaro in der Viererkette, Klünter eine Linie davor in der offensiven Dreierreihe.
Seine Schnelligkeit ist eine Waffe
Dank seiner außergewöhnlichen Schnelligkeit kann Klünter eine Waffe sein, sowohl hinten als auch vorne. In Gladbach war das vor allem in der zweiten Halbzeit zu sehen, als die Gastgeber ihre Offensivbemühungen verschärften und den Berlinern dadurch riesige Räume boten, die Klünter im Sauseschritt durchmaß. Am Ende wurden für ihn 36 Sprints gezählt – mit Abstand die meisten von allen Spielern auf dem Platz.
„Wahnsinn, was der weggelaufen ist“, sagte Rainer Widmayer, der Co-Trainer von Pal Dardai. „Wie Forrest Gump.“ So wie in der 30. Minute, als es Salomon Kalou im Gladbacher Strafraum mit drei Gegenspielern aufnahm. Klünter zog er an der rechten Seite einen kurzen Sprint in den freien Raum an und lockte Oscar Wendt damit von Kalou weg. Der Ivorer legte sich den Ball auf den linken Fuß und vollendete zum 1:0. Der Assist zu Kalous grandioser Einzelleistung kam gewissermaßen von Lukas Klünter, auch wenn er in keiner Statistik auftauchen wird.