Fußball-Bundesliga: Hertha BSC nimmt Mönchengladbach auseinander
Hertha BSC spielt in Mönchengladbach groß auf und gewinnt 3:0. Besonders Angreifer Davie Selke zeigt eine überragende Leistung.
Der Jubel über das 1:0 hallte noch nach, beinahe die komplette Mannschaft feierte im entfernten Eck des Borussia-Parks, da betätigte sich Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, schon wieder als Pädagoge. An der Seitenlinie bestellte er den jungen Jordan Torunarigha zum Einzelgespräch, um ihm neue Anweisungen zu erteilen. Es war bis dahin schon ein taktisch ansprechender Auftritt der Berliner bei Borussia Mönchengladbach gewesen. Und es sollte sogar noch besser werden. „Es war ein perfekter Nachmittag heute“, sagte Davie Selke, der nach der Pause nicht unwesentlich zum 3:0 (1:0)-Erfolg der Berliner beigetragen hatte.
Als Hertha zuletzt in Mönchengladbach gewonnen hat, war Lucien Favre noch Trainer. Trainer der Berliner und nicht der Gladbacher, die am Samstag vor 48.232 Zuschauern nach zwölf Heimsiegen hintereinander ihre erste Niederlage im eigenen Stadion seit ziemlich genau einem Jahr kassierten. „Keiner hat erwartet, dass wir mit drei Toren Unterschied gewinnen“, sagte Mittelfeldspieler Marko Grujic. Nicht nach dem Pokal-Aus gegen die Bayern, nach kräftezehrenden 120 Minuten und nur drei Tagen Pause. Aber genau das hatte Dardai vor dem Spiel gegen die Gladbacher komplett ausgeklammert: „Nicht jammern, nicht reden, sondern mental fokussieren.“
Hertha lässt Gladbach auch nach der Pause nicht in Tritt kommen
Der Ungar hatte vier personellen Änderungen vorgenommen: Lukas Klünter, Jordan Torunarigha, Fabian Lustenberger und Davie Selke kamen neu in die Mannschaft. Klünter feierte sein Startelfdebüt für die Berliner. Dass ihm die Spielpraxis fehlte, war zu Beginn des Spiels in einigen Situationen zu sehen. Mal stand er falsch, mal versprang ihm der Ball, doch von Minute zu Minute wurde er sicherer. Überhaupt zeichnete sich vor allem Herthas Defensive durch große Stabilität aus. „Hier zu null zu spielen, das ist unfassbar“, sagte Selke.
Die Gladbacher kamen nur zu Beginn des Spiels zu Chancen. Die beste hatten sie Mitte der ersten Hälfte, als sie sich schnell und direkt durch den Berliner Strafraum kombinierten, Rechtsverteidiger Michael Lang am Ende aber an Torhüter Rune Jarstein scheiterte. In der Regel gelang es den Berlinern, den Gladbachern Raum und Zeit zum Kombinieren zu nehmen. Ab Ende der ersten Halbzeit wirkte es eher so, als hätten die Borussen unter der Woche 120 Minuten im Pokal spielen müssen.
Herthas Fokus lag eindeutig auf der Defensive, trotzdem wurde Dardais Mannschaft auch nach vorne punktuell gefährlich. Etwa nach der ersten Ecke, als der Ball ungebremst durch Borussias Fünfmeterraum flog und Salomon Kalou mit seinem Kopfball nur das Außennetz traf. Der Ivorer war in der ersten Halbzeit der beste Berliner. Mit seiner Ballfertigkeit schaffte er es, Ruhe ins eigene Spiel zu bringen. Und was er mit dem Ball kann, zeigte er nach einer halben Stunde. Drei Gegenspieler begleiteten ihn durch den Gladbacher Strafraum, Kalou ließ sich trotzdem nicht vom Ball trennen und schloss überlegt zum 1:0 ab. Es war das erste Gegentor für die Gladbacher in diesem Jahr.
Hertha ließ die Borussia auch nach der Pause nicht in Tritt kommen. Vor allem suchte die Mannschaft über den energischen Selke bei Kontermöglichkeiten nun noch entschlossener den Weg nach vorne. „Das war schon gegen Bayern der Plan“, sagte er. „Heute hat es super funktioniert.“ Zum ersten Mal zehn Minuten nach Wiederanpfiff, als Selke mit dem Ball von der Mittellinie los lief, seinem Begleiter Matthias Ginter keine Zugriffsmöglichkeit bot und den Ball schließlich so in die Mitte passte, dass Ondrej Duda ohne Probleme seinen zehnten Saisontreffer erzielen konnte. Es war ein perfektes Schach-und-Matt-Tor, wie es Dardai liebt.
Zehn Minuten später hätten Selke, Duda und Kalou bereits alles klar machen können, als sie sich bei einem weiteren Konter nur noch zwei Gladbacher Verteidigern gegenübersahen – Kalou aber scheiterte an Torhüter Yann Sommer. Trotzdem geriet der erste Sieg nie in Gefahr. Hertha ließ in der gesamten zweiten Halbzeit keine einzige Chance zu und blieb in der Offensive jederzeit gefährlich. Am Ende belohnte sich Selke mit einem Kopfballtor zum 3:0-Endstand für eine überzeugende Leistung. „Es war sicher eines meiner besseren Spiele für Hertha“, sagte er. Das aber galt an diesem Nachmittag nicht nur für ihn.