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Lothar Matthäus ist TV-Experte und damit zufrieden. Eigentlich.
© dpa

Bundestrainer gesucht: Lothar Matthäus steht als Nachfolger von Joachim Löw bereit

Eigentlich würde der Bundestrainer-Job nicht in seine Lebensplanung passen, aber Lothar Matthäus würde es machen – aus Pflichtgefühl gegenüber dem Fußball.

Fast zehn Jahre nach seinem letzten Trainerjob und wenige Tage vor seinem 60. Geburtstag hält sich Lothar Matthäus als Bundestrainer-Kandidat im Gespräch. Der Rekordnationalspieler erklärte am Wochenende wiederholt beim TV-Sender Sky, für den er als Fußballexperte arbeitet, dass sein Lebensplan anders aussehe. Aber: „Ich bin jemand, der gerne hilft. Wenn ich das Gefühl hätte, dass die Verantwortlichen geschlossen dahinter stehen, dann würde ich mir Gedanken machen.“

Der Deutsche Fußball-Bund müsse sich aber jetzt „erst selbst einmal finden. Der DFB muss wissen, was wollen wir und wem trauen wir es zu“, sagte Matthäus. Für den Weltmeister von 1990 ist Hansi Flick „der ideale Kandidat für die Nationalmannschaft“. Der derzeitige Bayern-Coach und langjährige Löw-Assistent hat vergangene Woche nicht explizit Nein gesagt zu Spekulationen, dass er zum DFB zurückkehre.

Löw hatte am Dienstag - zu diesem Zeitpunkt überraschend - verkündet, dass er nach der Europameisterschaft im Sommer sein Amt zur Verfügung stellt. Löws Vertrag wäre erst nach der WM 2022 in Katar ausgelaufen.

Bisher hat es Matthäus - trotz immer wieder anerkennender Worte aus der Fußballszene - noch nicht einmal zum Bundesliga-Trainer gebracht. Erfahrung als Nationalcoach sammelte er in Ungarn und Bulgarien, 2011 seine bisher letzte Station als Fußballlehrer. Für den langjährigen Bayern-Macher Uli Hoeneß wird jemand, der so viel von Fußball verstehe wie Matthäus, „natürlich in die Verlosung kommen“.

Wenn die Leute im DFB denken, er sei der Richtige, und die Fans ihn wollen, müsse man darüber nachdenken und sprechen, erklärte Matthäus. „Das ist eine Verpflichtung von mir gegenüber dem Fußball.“

Matthäus sagt, er brauche den Job nicht unbedingt

Der 150-malige Nationalspieler und frühere Auswahlkapitän, der am kommenden Sonntag 60 wird und seinen Hauptwohnsitz in Budapest hat, schränkte ein, dass er den Job nicht unbedingt brauche. DFB-Direktor Oliver Bierhoff habe auch (noch) nicht bei ihm angerufen.

„Ums Geld geht's ihm schon mal gar nicht“, sagte Matthäus über Flick, mit dem er einst beim FC Bayern als Profi zusammenspielte. „Er ist ein Harmoniemensch.“ Beim Kandidaten Ralf Rangnick ist Matthäus nicht sicher, ob dieser eins zu eins die Aufgabe von Löw übernehmen würde: „Nur als Trainer - ich weiß nicht, ob das die Ideallösung ist.“

Im Gegensatz zu Liverpools Meistercoach Jürgen Klopp („Nein, ich habe einen Vertrag, und selbst wenn Liverpool mich hier rausschmeißt: Wenn meine Zeit hier rum ist, werde ich erstmal ein Jahr Pause machen“) und Leipzigs jungem Trainer Julian Nagelsmann („Die nächsten Jahre will ich auf jeden Fall Vereinstrainer bleiben“) hat der frühere Bundesliga-Trainer Rangnick (zuletzt Leipzig) offen Interesse an Löws Nachfolge bekundet.

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Es sei eine „Stelle, die niemanden in Deutschland kalt lässt“, sagte der 62-Jährige vergangene Woche ebenfalls bei Sky. „Ich kann mir grundsätzlich alles vorstellen. Für mich ist es in erster Linie eine Frage des Timings. Im Moment bin ich frei.“ Rangnick wird allerdings auch als künftiger Sportvorstand beim FC Schalke 04 gehandelt.

Beim DFB ist Nationalmannschafts-Direktor Bierhoff vom Präsidium beauftragt worden, einen Nachfolger für Löw zu suchen. Bierhoff hatte betont, dass der Verband „keine Zeitnot“ habe. „Es ist keine dringende Entscheidung.“ Sie könnte damit auch erst nach der EM fallen. Er werde „keine Kandidaten kommentieren“, sagte Bierhoff. (dpa)

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