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Hamilton (l.), Rosberg.
© REUTERS

Formel 1 in Austin: Lewis Hamilton gewinnt, Nico Rosberg auch

Lewis Hamilton siegt zwar in den USA, doch Nico Rosberg ist mit Platz zwei im Soll. Taktiert sich der deutsche Mercedes-Pilot zum WM-Titel?

Nico Rosberg stand zwar nicht ganz oben auf dem Podest, dennoch musste er sich nicht als Verlierer fühlen. Der Mercedes-Pilot hatte sich in Austin zwar erstmals seit Ende Juli wieder seinem Formel-1-Teamkollegen Lewis Hamilton wieder geschlagen geben müssen. „Lewis hat an diesem Wochenende einfach den besseren Job gemacht“, gab der Deutsche nach dem Großen Preis der USA zu, „ich hatte keine echte Chance.“ Doch Rosberg wirkte gelassen, und das aus gutem Grund. Rosberg hatte sein eigenes Rennen gewonnen, das um Platz zwei.

Schließlich hat er in der Weltmeisterschaft immer noch 26 Punkte Vorsprung auf den Briten. In den verbleibenden drei Saisonrennen reichen ihm zwei zweite und ein dritter Platz. Am Sonntag in Mexiko könnte Rosberg bereits den ersten WM-Titel seiner Karriere einfahren, wenn er gewinnt und Hamilton maximal Zehnter wird. Hinterher stritt Rosberg zwar ab, es bewusst nur auf den sicheren zweiten Platz angelegt zu haben. Er sprach aber auch von „Schadensbegrenzung“ und ließ damit durchblicken, dass er sehr wohl weiß, wie viele Punkte ihm noch zum Titel fehlen. „Wenn der andere unschlagbar ist, musst du eben taktisch fahren“, sagte Niki Lauda. „Lewis war heute unschlagbar, deshalb hat Nico alles richtig gemacht.“ Der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams warnt aber auch vor zu viel Kalkül: „Wenn du zu früh im Kopf langsam fährst, geht immer etwas schief. Du musst voll angreifen.“

Genau das hatte Rosberg zumindest am Start nicht getan. In der ersten Kurve ließ er durch seine weite Linie nicht nur Hamilton, sondern auch Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo den Vortritt. Dafür, dass er trotzdem nicht mehr Punkte auf Hamilton verlor, durfte sich Rosberg bei Red Bull bedanken. Als das Getriebe von Ricciardos Teamkollegen Verstappen streikte, parkte der Niederländer sein Auto auf Anweisung der Ingenieure so unglücklich, dass das Virtuelle Safetycar zum Einsatz kam. Die beiden Mercedes nutzten die Chance zum Boxenstopp, aufgrund der verlangsamten Fahrt des Feldes kam Rosberg vor Ricciardo wieder auf die Strecke zurück.

An Lewis Hamilton aber kam Rosberg nicht mehr heran. Der Brite fuhr in überzeugender Manier seinen 50. Grand-Prix- Sieg ein. Auch der Start, zuletzt ein großer Schwachpunkt des Weltmeisters, war diesmal kein Problem. Offenbar hatten die zwei Stunden Früchte getragen, die Hamilton im Mercedes-Simulator verbracht und dabei das Zusammenspiel zwischen Kupplungsfinger und Gasfuß geübt hatte.

In Austin wirkte Hamilton die ganze Zeit über voll konzentriert und auch deutlich weniger mit Social-Media-Aktivitäten beschäftigt. Gleichzeitig trat er aber gerade kurz vor dem Start auch entspannter auf als zuletzt. Womöglich, weil ihm klar ist, dass er eigentlich nichts mehr zu verlieren hat. Er wolle auch in den drei letzten Saisonrennen jedes Mal eine perfekte Leistung abliefern, „das ist das einzige, was ich jetzt im WM-Kampf noch tun kann und tun muss“. Doch selbst wenn er alle drei Rennen gewinnt, braucht er Hilfe: einen Patzer, Unfall oder Defekt seines Rivalen Rosberg. Toto Wolff bringt die Situation auf den Punkt. „Der eine will nicht ausfallen, der andere muss gewinnen“, sagt der Mercedes-Teamchef. „Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich auf Nico setzen. Aber das liegt nur an der Wahrscheinlichkeit.“

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