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Alles auf rot. Ferrari-Pilot Charles Leclerc gewinnt in Spa.
© Benoit Doppagne/dpa
Update

Hamilton kommt WM-Titel näher: Leclerc gewinnt Formel-1-Rennen in Spa

Ferrari-Pilot Charles Leclerc siegt in Spa. Und auch Lewis Hamilton freut sich, weil das Heimrennen für Max Verstappen nach zwei Kilometern endet.

Premierensieg mit Trauerflor für Charles Leclerc: Der 21 Jahre alte Monegasse hat am Sonntag beim Großen Preis von Belgien seinen ersten Grand-Prix-Erfolg eingefahren. Fast genau 24 Stunden nach dem tödlichen Unfall seines ehemaligen Rennkumpels und guten Freundes Anthoine Hubert auf dem legendären Kurs in Spa-Francorchamps verzichtete Leclerc in seinem Formel-1-Ferrari auf großen Jubel. „Er ist schwer, so ein Wochenende zu genießen. Trotzdem wird ein Traum wahr“, sagte Leclerc und widmete den Erfolg Hubert: „Dieser Sieg ist für Anthoine.“

Er verwies WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton im Mercedes auf den zweiten Platz, Dritter wurde dessen Stallrivale Valtteri Bottas. Für Leclercs hochdekorierten deutschen Teamkollegen Sebastian Vettel startete die zweite Saisonhälfte nach der Sommerpause mit einer weiteren schweren Enttäuschung.

Der 32 Jahre alte viermalige Weltmeister verpasste nach einer wirren Reifentaktik das Podest und wurde nur Vierter. Die Siegloszeit des 52-maligen Grand-Prix-Gewinners geht weiter, nachdem er vor über einem Jahr in Spa seinen bis dato letzten Sieg erzielt hatte. Dass er in Belgien nach Teamorder Leclerc passieren lassen musste und praktisch als Puffer diente, dürfte dem gebürtigen Heppenheimer auch wenig gefallen haben. Im WM-Klassement wuchs der Rückstand auf Fünffach-Champion Hamilton weiter: Der Brite führt mit 268 Punkten. Vettel hat 99 Punkte Rückstand. „Ich habe mich heute einfach schwer getan und nicht das Gefühl gefunden“, sagte Vettel. Der Sieg für Leclerc sei schön fürs Team und den Kollegen, der eigene Eindruck sei aber der, der am stärksten durchdringe. „Natürlich bin ich mit meiner Leistung nicht zufrieden“, sagte der Hesse und ergänzte klar: „Ich war nicht in der Lage, da vorne mitzumischen.“

Als normales Rennen wird dieser Große Preis von Belgien nicht in Erinnerung bleiben, auch wenn die Rennfahrer die Visiere runter klappten und Gas gaben. Eine Absage hatte nicht zur Disposition gestanden. Dennoch traf der Tod Huberts auch die Stars der Motorsport-Königsklasse hart, bevor es losging versammelten sich alle Piloten zu einer Schweigeminute um einen Helm des Franzosen. Dessen Mutter und Bruder kämpften hinter Sonnenbrillen mit den Tränen. Auch die Fahrer rangen um Fassung.

Als dann aber die roten Ampeln erloschen, wurde es gleich turbulent auf dem legendären Kurs in den Ardennen - zum Glück diesmal ohne schlimmere Folgen. Pole-Mann Leclerc kam gut weg, Teamkollege Vettel wurde direkt von Hamilton attackiert, der Brite zog am Deutschen vorbei, doch Vettel konterte umgehend. Hinter der legendären Eau Rouge eroberte der 32-Jährige, der in Spa vor einem Jahr gewann, seitdem aber nicht mehr, den zweiten Platz zurück.

Hamilton versucht vergeblich, an Vettel ranzukommen

Soweit kam Max Verstappen erst gar nicht. Das Heimrennen für den in Belgien geborenen Niederländer war nach rund zwei Kilometern schon vorbei. Der Sieger des Österreich- und Deutschland-Rennens kollidierte mit seinem Red Bull in der ersten Kurve mit dem Alfa Romeo von Routinier Kimi Räikkönen - innen wollte sich Verstappen vorbeidrücken, es wurde aber zu eng. Beim anschließenden Mutstück durch die Eau Rouge brach die Radaufhängung, Verstappen landete in den Reifenstapeln, passiert war dem 21-Jährigen aber nichts, es war sein erster Ausfall nach 20 Rennen, in denen er mindestens immer Fünfter wurde.

Nach der Freigabe versuchte Hamilton vergeblich, noch mal an Vettel ranzukommen. Auf den langen Geraden der längsten Strecke im Rennkalender spielte die Scuderia ihre Motorenpower aus. Ganz vorn fuhr Leclerc zunächst ein souveränes Rennen. Würde der Monegasse, der bei seinen Poles in Bahrain und Spielberg erst gegen Ende von Platz eins verdrängt wurde, es diesmal schaffen?

Durchaus überraschend ließ Vettel als Erster neue Reifen aufziehen, für gewöhnlich hat der besser platzierte Pilot teamintern den Vorzug. Vettel hielt so nicht nur hochgerechnet Hamilton auf Distanz, er kam auch näher an Leclerc ran, wenn dieser an die Box müsste. Es klappte: Leclerc kam ein paar Meter hinter Vettel zurück auf die Strecke. Der Nachteil: Vettel musste nun mit den Reifen deutlich länger auskommen als Leclerc und auch Hamilton, der nach der Hälfte der 44 Runden neue Reifen bekam.

Bei all den Strategien bekamen die Piloten von einem weiteren ergreifenden Moment an diesem emotionalen Wochenende in Belgien kaum etwas mit. Zu Ehren Huberts standen die Zuschauer in der 19. Runde auf und applaudierten - der tödlich verunglückte Franzose trat in der Formel 2 mit der Nummer 19 an. Ein Rennen zwischen Schockzustand und business as usual.

Denn im Kampf um den Sieg bei dem Klassiker schenkten sich die PS-Protagonisten nichts. Auch Leclerc konnte die Gedanken an Hubert ausschalten, die beiden fuhren als Kinder schon zusammen Rennen. Die Führung in Spa eroberte der Monegasse kampflos zurück, per Teamorder ließ Ferrari Vettel und Leclerc die Plätze tauschen. Der viermalige Weltmeister musste Platz machen, er strauchelte ohnehin bereits gehörig mit den Reifen. Er musste auch noch mal an die Box und reihte sich noch hinter Bottas auf Rang vier ein, während Leclerc den finalen Hamilton-Angriff abwehren konnte. (dpa)

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