Hertha BSC im Trainingslager in Österreich: Laut und schön schnell
Die Berliner finden sich in Stegersbach nicht die besten Bedingungen vor. Trainer Covic muss Personalentscheidungen moderieren.
In Stegersbach, ganz im Südosten Österreichs gelegen, weiß man eine ausgedehnte Mittagspause noch zu schätzen. In der 2700-Einwohner-Gemeinde im Burgenland schließen die meisten Geschäfte zwischen zwölf und drei; noch ein bisschen ruhiger und beschaulicher als ohnehin schon geht es dann zu in dem Ort, in dem sich Hertha BSC für die kommenden acht Tage einquartiert hat, um sich auf die anstehende Saison in der Fußball-Bundesliga vorzubereiten.
Es ist allerdings nur ein Gerücht, dass Trainer Ante Covic sich gleich den örtlichen Gepflogenheiten angepasst hat und wegen einer verlängerten Mittagsruhe die erste Trainingseinheit in Österreich um eine Stunde nach hinten gelegt hat. Statt um vier standen die Berliner Fußballer erst um fünf Uhr auf dem Platz, was angesichts der Temperaturen jenseits der 30 Grad ganz sicher nicht die schlechteste Entscheidung war. Ruhig soll es in den nächsten Tagen für die Spieler von Hertha BSC eher nicht werden.
Ersatztorhüter Thomas Kraft verzog am Nachmittag das Gesicht, als er den Platz des Fünftligisten SV Stegersbach betrat, Rune Jarstein strich mit seinen Torwarthandschuhen über die braunen Stellen im Rasen. Die Hitze, die Trockenheit, zwei Trainingslager von Hannover 96 und Celtic Glasgow und zu schlechter Letzt noch ein Pilz haben dem Platz stellenweise ganz schön zugesetzt. „Das spielt keine Rolle“, sagte Covic nach der Premiereneinheit. „Wir müssen es so nehmen, wie es ist. Ich glaube nicht, dass sie innerhalb von zwei Tagen den Rasen austauschen können.“
Also wechselten die Berliner zwischen dem Haupt- und dem Nebenplatz hin und her, so dass beide, immer abwechselnd, frisch gewässert werden konnten. Genauso will es Covic haben: schön schnell. „Die Leute sind sehr bemüht, uns alle Wünsche zu erfüllen“, sagte Herthas neuer Trainer. Echtes Bemühen erwartet er auch von seinen Spielern, und zumindest beim ersten Training im Burgenland war er mit deren Einsatz nicht immer zufrieden.
Einige Male wurde der sonst so umgängliche Kroate ziemlich laut. Mehr Kommunikation forderte er mehrmals ein, mehr Konsequenz auch im Abschluss. Er wisse ja aus eigener Erfahrung, dass man es als Spieler an einem Reisetag erst einmal langsam angehen lassen wolle, um langsam reinzukommen, „aber wir haben keine Zeit zu verschenken“.
Kampf der Söhne bei Hertha
Gut 100 Minuten dauerte die erste Einheit, in der die Spieler – wie auch in den nächsten Tagen – viele Zweikämpfe bestreiten sollten. Die Intensität war bereits erstaunlich hoch, und alle 26 Spieler, die am Morgen in Tegel ins Flugzeug nach Wien steigen durften, konnten das volle Programm absolvieren. Neben Peter Pekarik (Muskelverletzung in der linken Wade) und Julian Albrecht (Sprunggelenksverletzung) mussten auch die Nachwuchsspieler Palko Dardai, Florian Baak, Muhammed Kiprit und Dennis Jastrzembski in Berlin bleiben.
Sie werden bis auf weiteres bei der U 23 trainieren und sollen dort auch zum Einsatz kommen. Pikant ist, dass Covics Sohn Maurice die Kaderreduzierung überstanden hat, während der Sohn seines Vorgängers Pal Dardai nicht in Stegersbach dabei ist. In der Vorsaison kam Palko Dardai, 20, immerhin zu sieben Einsätzen in der Bundesliga, während Maurice Covic, 21, noch auf sein Profidebüt warten muss.
„Es ist wichtig, dass die Jungs eine feste Heimat haben und Spielzeiten bekommen, um sich bestmöglich entwickeln zu können“, sagte Covic zu seinen Personalentscheidungen. „Sie haben aber jederzeit die Möglichkeit, durch gute Leistungen wieder in den Profikader zurückzukehren.“
Torhüter Dennis Smarsch ist in dieser Hinsicht ein Sonderfall. Der 20-Jährige fehlt ebenfalls in Stegersbach. Weil für die U 23 von Trainer Andreas Neuendorf zu Saisonbeginn gleich eine englische Woche ansteht, hat Smarsch die Möglichkeit, innerhalb weniger Tage gleich dreimal in der Regionalliga zu spielen. Das wird von Hertha für wichtiger erachtet als ein weiteres Trainingslager. Als dritter Torhüter reiste daher Luis Klatte mit nach Österreich, der schon beim Trainingslager in Neuruppin (für den angeschlagenen Thomas Kraft) dabei war.