Biathlon-WM: Laura Dahlmeier gewinnt Bronze im Einzel
Nach Gold in der Verfolgung und Bronze im Sprint holt Laura Dahlmeier im Einzel über 15 Kilometer ihre nächste Medaille bei der Biathlon-WM in Oslo.
Laura Dahlmeier ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, auch nicht durch den letzten Aufruf zur Pressekonferenz. Die Französinnen Marie Dorin-Habert und Anais Bescond, Erste und Zweite am Mittwoch im Einzel über 15 Kilometer, saßen startbereit auf ihren schwarzen Plastikstühlen, doch Dahlmeier am anderen Ende des Raums wollte nicht aufhören mit ihrem Hintergrundgespräch. Die Garmischerin fühlt sich inzwischen so wohl in der Osloer Biathlon-Arena, dass sie sich nach dem dritten Platz direkt auf eine große, graue Materialkiste hockte und die Beine baumeln ließ. Als wäre sie zu Hause im Wohnzimmer.
Die Offiziellen des Weltverbandes drängten immer mehr, doch die inzwischen dreifache Medaillengewinnerin dieser WM (einmal Gold, zweimal Bronze) plauderte noch ein wenig über die anstehende Staffel am Freitag. Dann war auch sie so weit. Die 22-Jährige setzte sich neben Dorin-Habert und Bescon und erzählte, dass sie nach den zwei Fehlern im Liegendanschlag nicht mehr mit einer Medaille gerechnet hatte. Schließlich wird im Einzel jeder Patzer am Schießstand sofort mit einer Strafminute quittiert. „Ich dacht’ mir: Okay, Top Ten“, erzählte Dahlmeier.
Genau denselben Gedanken hatte Gerald Hönig. „Ich hätte nicht gedacht, dass das mit zwei Fehlern noch möglich ist. Aber am Ende war es wieder ihre überragende Laufleistung, die die Medaille gesichert hat“, sagte der Frauen-Bundestrainer, Hönig war aber auch als Psychologe gefordert – wegen Franziska Hildebrand. Für die 28-Jährige steht in Oslo zwar Mixed-Silber zu Buche, für die erste Einzelmedaille bei einer WM reichte es für die Älteste im deutschen Frauen-Team aber wieder nicht. Obwohl sie sich einen Schießfehler weniger leistete als Dahlmeier, war Hildebrand am Ende 20 Sekunden langsamer und wurde Sechste.
Gedanken über ihre Staffel-Nominierung muss sich Dahlmeier keine machen
„Im Laufen hat es nicht zu den Bestzeiten gereicht, und für sie tut es mir wirklich ein bisschen leid“, sagte Gerald Hönig. „Ich hoffe, dass sie das gut wegsteckt. Denn sie ist unheimlich wichtig für die Staffel.“ Ob die vierte Position der deutschen Biathletinnen am Freitag bei dem Versuch, ihren WM-Titel zu verteidigen, neben Dahlmeier, Hildebrand und Franziska Preuß durch Maren Hammerschmidt oder Vanessa Hinz besetzt wird, ist noch offen. Leichte Vorteile im Einzel erarbeitete sich Hammerschmidt, die wie Hinz dreimal daneben schoss, als 27. aber zehn Plätze besser und eine halbe Minute schneller war als die Ruhpoldinger Trainingskollegin.
Gedanken über ihre Staffel-Nominierung muss sich Dahlmeier keine machen. Die Diskussionen, die sie betreffen, führen nach der ersten Medaille einer deutschen Biathletin im Einzel seit Andrea Henkels Silber 2013 längst in andere Sphären. Dass sie bereits mit 22 Jahren in der härtesten Disziplin so überzeugt, ist ungewöhnlich. „Ihre Konstanz und Komplexität ist beeindruckend“, sagt Hönig. „Sie wird Biathlon in den nächsten Jahren beherrschen.“
Ähnliche Sätze hat der Bundestrainer in diesem Winter schon häufiger formuliert, doch die Adressatin schaltet noch auf Durchzug. „Zum Glück ist das bis jetzt noch gar nicht so an mich herangekommen“, sagte Laura Dahlmeier. Lieber sprach sie über den veränderten Tagesablauf beim Einzelrennen, das wegen des prognostizierten Nebels, der dann aber gar nicht über dem Holmenkollen einfiel, um zweieinhalb Stunden nach vorne verlegt worden war. Und über den Sondershuttle, mit dem sie bisher nach jedem ihrer Rennen in Oslo zur Siegerehrung ins Zentrum der norwegischen Hauptstadt gefahren wird. „Das ist schon etwas ganz Besonderes“, sagte Dahlmeier. Am liebsten würde sie den Fahrservice auch nach den zwei ausstehenden Rennen noch in Anspruch nehmen.