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Jürgen Klinsmann hatte seit seiner Entlassung als Nationaltrainer der USA im Jahr 2016 keinen Posten mehr im Profifußball.
© Federico Gambarini/dpa
Update

Neues Mitglied im Aufsichtsrat: Klinsmann nennt Hertha das „spannendste Fußball-Projekt in Europa“

Lars Windhorst stellt Hertha BSC weitere Millionen zur Verfügung und holt Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann in den Aufsichtsrat.

Dass Jürgen Klinsmann gute Kontakte zu Hertha BSC pflegt, ist schon länger kein Geheimnis mehr. Er schaut öfter in Berlin vorbei und ist dem Klub zugeneigt. Es wurde sogar gemunkelt, dass der ehemalige Bundestrainer von dem Berliner Bundesligisten auch als Coach angefragt worden ist, nachdem Pal Dardai im Sommer gehen musste. Daraus wurde nichts. Zu Hertha kommt Klinsmann trotzdem - aber in einer anderen Funktion. „Ich freue mich, ab sofort Teil des spannendsten Fußball-Projektes in Europa zu sein“, sagt Klinsmann in einer Mitteilung, die Hertha am Freitag verbreitete.

Damit bestätigten die Berliner die Nachricht, die schon am Vorabend durchgesickert war: Dass Klinsmann einen von neun Aufsichtsratsposten der Kommanditgesellschaft erhält, also der ausgegliederten Profiabteilung des Vereins. In dieser Funktion wird der 55-Jährige die Geschäftsführer Michael Preetz und Ingo Schiller beaufsichtigen. Damit keine Verwechslungen aufkommen: Das Gremium hat nichts mit dem Aufsichtsrat des Gesamtvereins zu tun, der von den Mitgliedern der Berliner gewählt wird.

Möglich macht Klinsmanns Engagement ein gewisser Lars Windhorst, der mit seiner Tennor Holding bei Hertha BSC groß eingestiegen ist und dafür Plätze im Aufsichtsrat besetzen darf. So verkündete Hertha im Zusammenhang mit der prominenten Personalie fast schon nebenbei die andere große Nachricht des Tages: Windhorst hat offenbar sein Wort gehalten und dem Klub weitere 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wodurch sein Anteil an der Hertha KgaA auf 49,9 Prozent anwächst.

„Die gelungene Aufstockung der Anteile von Tennor freut mich“, zitiert der Klub den Aufsichtsratschef Karl Kauermann. „Die damit verbundene fachliche Verstärkung des Aufsichtsrates der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA mit dem ausgewiesenen Fachmann Jürgen Klinsmann ist eine sehr gute Lösung“.

Eine Lösung, die gar nicht so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick vielleicht den Eindruck erweckt. Schließlich verbindet Klinsmann so einiges mit Berlin - und mit Hertha. Sein verstorbener Vater Sigfried stammte aus Brandenburg, wuchs in Eberswalde auf und war Fan der Berliner. Auch deshalb ist Klinsmann seit 2004 selbst Hertha-Mitglied. Sein Sohn Jonathan spielte sogar zwei Jahre lang für den Profis - wenn auch mit überschaubarem Erfolg. Der 22-jährige Torwart durfte eine Partie für die Profis bestreiten und musste die Berliner in Sommer wieder verlassen.

Die neuen Ansprüche von Hertha BSC

Trotzdem bringt der Name Klinsmann Hertha nun natürlich noch mehr Aufmerksamkeit, nachdem ja schon der Einstieg von Windhorst so viel Interesse am Berliner Bundesligisten geweckt hatte wie lange nicht mehr. Windhorsts Worte vom „Big City Club“ werden seither gerne hervorgekramt, um die neuen Ansprüche der alten Hertha klarzumachen - immerhin will der Investor mit dem Verein in die Champions League.

Bei Klinsmann, der in Kalifornien lebt, scheint das gut anzukommen. „Bei allen Gesprächen mit Lars Windhorst habe ich die Begeisterung, den Elan und das Vertrauen der Verantwortlichen gespürt“, sagt Klinsmann. „Ich bin überzeugt, dass ich mit meinen Erfahrungen und auch mit meinem Netzwerk einiges einbringen kann, um diese Partnerschaft erfolgreich zu gestalten.“

Keine Frage, dass Klinsmann weiß, wie das Geschäft mit dem Ball und mit der Show läuft. Als Bundestrainer hat er es geschafft, eine Mannschaft zu formen, die nicht nur erfolgreich spielt, sondern die Menschen mitreißen kann. 2006 wäre sie, was ihr keiner vorher zugetraut hatte, im eigenen Land sogar fast ins Finale der Weltmeisterschaft gekommen.

Dass Klinsmann im deutschen Fußball aktiv mitgewirkt hat, ist aber nun auch schon zehn Jahre her. Damals ist die Zeit als Trainer vom FC Bayern München nach nur neun Monaten eher unrühmlich zu Ende gegangen. Es folgten Stationen in Kanada beim Toronto FC und in den USA als Nationaltrainer und später Technischer Direktor. Jetzt ist er halt Aufpasser bei seiner alten Liebe in Berlin.

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