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Klare Vorstellungen: Hertha-Präsident Werner Gegenbauer.
© Thilo Rückeis

Hertha-Präsident Werner Gegenbauer: „Lars Windhorst ist ein verlässlicher Partner“

Herthas Präsident Werner Gegenbauer über den neuen Investor, den Streit ums Stadion, die Rivalität zu Union – und die Kritik an Trainer Ante Covic.

Werner Gegenbauer, 69, war sieben Jahre lang Chef der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK). Seit 2008 ist er Präsident von Hertha BSC. Wir haben mit ihm über die aktuellen Themen rund um den Verein gesprochen.

Herr Gegenbauer, wann waren Sie zuletzt im Stadion An der Alten Försterei?
Das war beim Spiel gegen den 1.FC Köln zu Beginn des Jahres. Ich war von meiner Firma eingeladen, es hat mir gut gefallen.

Sie haben gesagt, dass das Stadionerlebnis beim 1. FC Union schöner sei als das bei Heimspielen von Hertha BSC.
Ich habe meine ehrliche Meinung gesagt. Es ist dort laut, es ist steil und man ist nah am Geschehen. 20 000 Menschen auf so kleiner Fläche: Das macht schon was her und entwickelt eine große Energie. Das ist mit dem Olympiastadion nicht zu vergleichen.

Machen Sie das Olympiastadion damit nicht schlechter, als es ist? Stimmung kann auch da aufkommen.
Wenn wir da spielen, ist die Stimmung gut. Aber es ist weder so laut noch so nah noch so eng noch so steil wie in der Alten Försterei. Wenn wir vor 50 000 in einer reinen Fußballarena spielen würden, wäre es bei uns sicher besser.
Sie meinen den geplanten Stadionneubau, der bis jetzt jedoch noch nicht konkret geworden ist.
Inzwischen hat sich wenigstens die Meinung durchgesetzt, dass wir das gute Recht und gute Argumente haben, uns mit einem Stadionneubau zu beschäftigen. Selbst das war ja am Anfang für die Politik fraglich. Da haben alle gedacht, Hertha sei nicht bei Trost, ein eigenes Stadion haben zu wollen.

Es ist kein Geheimnis, dass der Senat Sie lieber weiter im Olympiastadion sehen möchte, wo Hertha der Hauptmieter ist. Sportsenator Andreas Geisel hat gerade erst Verschönerungen dafür angekündigt.
Stabiles WLAN und blau-weißes LED- Licht? Ernsthaft? An uns ist er mit diesen Vorschlägen nicht herangetreten. Außerdem kennt er meine Meinung. Wir haben deutlich gesagt, dass wir ab 2025 in einem eigenen Stadion spielen wollen.

Halten Sie es für realistisch, dass das noch was wird?
Für sehr realistisch, wir arbeiten ja hart daran. Aber klar ist auch, dass es ohne eine politische Willensbildung bei so einem Projekt nicht geht. Der wichtigste Punkt ist, dass es Hertha BSC ermöglicht wird, in Berlin eine neue Spielstätte zu bekommen. Das ist ja auch der Wunsch der Fans.

Ihren favorisierten Standort im Olympiapark hat der Sportsenator allerdings kategorisch ausgeschlossen.
Er hat es ausgeschlossen wegen der Absage der Wohnungsbaugesellschaft, deren Häuser auf dem Grundstück stehen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass wir mit der Gesellschaft weiterhin das Gespräch suchen werden.

So der Plan. Hertha BSC will ein eigenes Stadion im Olympiapark.
So der Plan. Hertha BSC will ein eigenes Stadion im Olympiapark.
© dpa

Geisel möchte jedoch vor dem historischen Hintergrund auch das Gesamtbild des Geländes nicht verändern.
Gleichzeitig bringt der Senator ab und zu aber auch mögliche Olympische Spiele 2036 ins Gespräch. Es muss ihm klar sein, dass das mit dem derzeitigen Zustand des Geländes nicht in Einklang zu bringen ist. Ein zusätzliches reines Fußballstadion wäre als Veranstaltungsstätte dafür sicher ein Gewinn. Aber auch ganz grundsätzlich ist der Olympiapark ein großartiges Gelände, welches einer Überarbeitung bedarf.

Wie ernsthaft haben Sie sich denn wirklich mit alternativen Standortmöglichkeiten beschäftigt?
Jeder weiß, dass wir über 60 Standorte geprüft haben. Aus unserer Sicht ist der Standort Olympiapark der beste, nicht zuletzt wegen seiner optimalen Anbindung an den ÖPNV.

Immer wieder klingt durch, dass Sie die Unterstützung aus der Politik vermissen.
Tatsache ist, dass Hertha für die Zukunftssicherung eine eigene Spielstätte benötigt. Wir brauchen die Erkenntnis, dass es unser berechtigter Wunsch ist. Wir brauchen die Erkenntnis, dass dieser berechtigte Wunsch zeitnah umgesetzt werden kann. Sie werden bei jedem Bauvorhaben in Berlin natürlich an der einen oder anderen Stelle eine Ausnahmegenehmigung benötigen. Wenn der politische Wille vorhanden ist, wird es dafür auch eine Lösung geben. Und wenn nicht, dann nicht.

Tegel wurde Ihnen als Möglichkeit angetragen.
Wenn man uns eine Möglichkeit eröffnet, an einer anderen Stelle als im Olympiapark ein eigenes Stadion im innerstädtischen Bereich zu bauen, dann werden wir das natürlich ernsthaft prüfen. Solche Bemühungen vonseiten des Senats hätten wir uns gerne schon vor zwei Jahren gewünscht.

Was denken Sie, warum Sie mit Ihrem Wunsch bei den Berlinern so lange nicht angekommen sind?
Es geht ja ehrlicherweise nicht darum, wie die Berliner das sehen, sondern vor allem darum, wie unsere Fans, Mitglieder und der Verein denken. Ich denke schon, dass es bei vielen in der Politik immer noch ein Akzeptanzproblem gibt: Der eine Teil nimmt uns nicht als Wirtschaftsunternehmen wahr, der andere Teil nicht als Verein.

Hat Hertha nicht auch Fehler gemacht?
Der Punkt ist, dass verabredet war, die Kommunikation abgestimmt über die Politik laufen zu lassen. Daran haben wir uns gehalten. Das hat dann zu permanenten Vorwürfen geführt, wir würden nicht gut kommunizieren. Die Wahrheit ist aber, dass wir bei allen Terminen stets Antworten geliefert haben und sogar einen Datenraum im Abgeordnetenhaus eingerichtet haben. Zu den bereitgestellten Daten und Fakten zum geplanten Stadion gab es nicht eine einzige Rückfrage.
Der Vorwurf lautete aber auch, dass Sie die Bevölkerung nicht richtig mitgenommen haben.
Man kann sicherlich immer noch mehr machen. Aber es stellt sich ja auch die Frage, wen man eigentlich mitnehmen muss, wenn ein eigenfinanziertes Infrastrukturprojekt entstehen soll. Da kann es nicht um Sympathie oder Antipathie gehen, das kann und darf nicht die Basis für eine Entscheidung sein.

Dennoch kann man jetzt das Gefühl gewinnen, dass die gestartete Faninitiative für ein neues Stadion schon mehr Menschen begeistern konnte, als es der Verein geschafft hat.
Das ist doch toll. Ich kann diese Initiative nur begrüßen. Wir halten uns jedoch bewusst ein bisschen auf Distanz zu ihr, um die Initiative nicht dem Vorwurf auszusetzen, dass es von uns gesteuert wäre.

Gegenbauer zu Covic: „Wir vertrauen ihm“

Lange dabei. Werner Gegenbauer ist seit 2008 Präsident von Hertha BSC.
Lange dabei. Werner Gegenbauer ist seit 2008 Präsident von Hertha BSC.
©  Thilo Rückeis

Können Sie denn nachvollziehen, warum einige Fans Ihren neuen Investor Lars Windhorst kritisch sehen?
Mich hat noch keiner diesbezüglich angesprochen.

Trotzdem die Frage: Wie passt Windhorsts Tennor Holding mit Hertha zusammen?
Wir haben nach dem Rückkauf der Anteile von KKR klar kommuniziert, dass wir nach einem neuen Investor suchen. Das Angebot von Tennor war mit Abstand das beste. Ich kenne keinen anderen Verein, der in dieser Größenordnung Eigenkapital generiert hat, das übrigens zeitgleich mit Vertragsabschluss geflossen ist. Die zweite Tranche erwarten wir in vier bis sechs Wochen. Alles ohne irgendein Problem mit der 50+1-Regel. Alle Verträge wurden vorher von der Deutschen Fußball-Liga geprüft. Damit ist doch die Frage schon beantwortet.

Es geht also wirklich nur noch ums Geld und nichts ums Herz?
Wissen Sie, es gibt Investoren, die eine enge Beziehung zum Fußball haben. Da haben die Vereine dann immer Probleme, weil die Vermischung zwischen Fan und Investor problematisch ist. Und dann gibt es andere, die haben ein Interesse daran, den Fußball als Transportmittel für eigene Sichtbarkeit und wirtschaftlichen Erfolg zu nutzen. Dem wird dann unterstellt, dass er mit dem Sport nichts am Hut hat. Das verstehe ich nicht. Ich würde mir wünschen, dass mal jemand anerkennt, was wir damit erreicht haben.

Klären Sie uns auf!
Wir wurden jahrelang dafür kritisiert, dass unsere wirtschaftliche Substanz nicht ausreichend ist. Daran haben wir, insbesondere Ingo Schiller mit seinem Team, in den vergangenen Jahren intensiv gearbeitet. Wir konnten uns mit dem Einstieg von KKR wirtschaftlich konsolidieren und haben es jetzt durch den Einstieg von Tennor geschafft, eine völlig andere Basis für die Zukunft von Hertha zu legen. Eine völlig andere wirtschaftliche Situation, eine völlig andere Bilanzstruktur, die ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Sie sehen also keinerlei Risiken dabei?
Unsere Rechtsvertreter haben alles vorher intensiv geprüft. Und man darf auch nicht den Fehler machen, die Gremien von Hertha für doof zu halten, die dem Einstieg von Tennor alle einstimmig zugestimmt haben. Uns nach den letzten 15 Jahren zu unterstellen, wir seien in Finanzangelegenheiten nicht topfit, ist ein Witz. Ich sehe jedenfalls überhaupt kein Risiko, was es gerechtfertigt hätte, die Beteiligung von Tennor nicht einzugehen.

Was wäre zum Beispiel, wenn Lars Windhorst irgendwann keine Lust mehr hat?
Erst einmal hat er öffentlich betont, dass er dieses Investment langfristig plant. Wenn es irgendwann so kommen sollte, kann er seine Anteile dann natürlich verkaufen, nachdem wir unser Vorkaufsrecht geprüft haben. Und selbstverständlich sind Investoren aus bestimmten Bereichen für einen Kauf ausgeschlossen.

Und was, wenn Hertha sich den Rückkauf nicht leisten kann?
Selbst wenn es so sein sollte, dann haben wir immer noch genug Anteile, die mehr wert sind. Mir wird das alles viel zu kritisch gesehen. Wir haben einen wirtschaftlichen Quantensprung gemacht – und trotzdem wird von Anfang nur daran rumgemäkelt, was für ein merkwürdiger Investor das angeblich ist.

Sie selbst sind ein solider Unternehmer. Da wundert es Sie, dass man skeptisch ist bei jemandem, der mit mehreren Firmen pleite gegangen ist und wegen Untreue verurteilt wurde?
Zum einen ist das schon länger her. Zum anderen hat Lars Windhorst seither enorme Arbeit geleistet. Ich sehe ihn deutlich positiver, als er in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Er ist bisher ein ausgesprochen kundiger und verlässlicher Partner, der alle Absprachen mit Hertha eingehalten hat. Und das ist nun mal das, worauf es im Geschäftsleben ankommt.

Außerdem hat er große Ziele verkündet: Er will mit Hertha in Zukunft dauerhaft in der Champions League spielen.
Wir freuen uns, dass Lars Windhorst an Hertha glaubt. Unsere Vorstellung ist da nicht weit von entfernt. Wir wollen uns Schritt für Schritt weiterentwickeln, uns in der erweiterten Bundesligaspitze etablieren und dann auch die internationalen Ränge im Blick haben. Wir haben immer gesagt und dabei bleibt es auch: Wir werden den Mitgliedern und Fans nichts versprechen, was wir nicht halten können, und wir werden uns daran messen lassen, ob es eintrifft.

Stippvisite. Lars Windhorst zu Besuch im Stadion.
Stippvisite. Lars Windhorst zu Besuch im Stadion.
© Imago/Matthias Koch

Wird denn ein Trainer wie Ante Covic, der keine Bundesliga-Erfahrung mitgebracht hat, diesen Ansprüchen gerecht?
Unser Manager Michael Preetz ist einhundertprozentig davon überzeugt, dass er der richtige ist. Wir vertrauen ihm. Und wenn ich auch nur den geringsten Zweifel an Ante Covic hätte, dann hätte ich seiner Verpflichtung nicht zugestimmt. Das war eine supersaubere Entscheidung.

Mit dem vielen Geld hätten Sie aber auch ganz andere Trainer holen können.
Warum soll Ante Covic es schlechter machen, als jemand, der schon einmal das Zehnfache verdient hat? Wir kennen ihn seit vielen Jahren, er ist ehrlich, leistet gute Arbeit und hat kein Eigeninteresse.

Covic ist mit dem Versprechen von attraktivem Offensivfußball angetreten. Doch davon war zunächst nicht viel zu sehen.
Aber es spricht doch auch für ihn, dass er reagieren kann, wenn er sieht, dass die Spieler noch nicht so weit sind. Zuletzt hat man ja auch gesehen, dass plötzlich funktioniert hat, was er wollte. Das ist unzweifelhaft eine Stärke.
Wie wichtig ist es Ihnen denn, dass alles funktioniert, wenn das Derby gegen Union am 2. November ansteht?
Für das Seelenheil des Vereins wäre ein Sieg unendlich wichtig, für die Fans wäre er unendlich wichtig und dann für mich als Präsidenten natürlich auch.

Unions Präsident Dirk Zingler hat das Duell sogar zum „Klassenkampf“ erhoben.
Mich wundert es, dass er so etwas sagt. Wenn er lediglich von einer gesunden sportlichen Rivalität sprechen würde, wäre es in Ordnung.

Wie würden Sie das Verhältnis zu Union beschreiben?
Wir arbeiten professionell zusammen, auch in der Vorbereitung auf das Derby. Dass man sich gegenseitig wahrnimmt, wenn man aus einer Stadt kommt und gemeinsam in einer Liga spielt, ist doch klar. Da gehören auch mal ein paar Frotzeleien dazu – solange sie im normalen Rahmen bleiben.

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