Mögliche Wechsel auf dem Bundesliga-Trainermarkt: Jürgen Klopp und Pep Guardiola sorgen für Spekulationen
Verlässt Pep Guardiola die Bayern? Kommt Thomas Tuchel? Geht Jürgen Klopp nach England? Wir analysieren mögliche Szenarien.
Berlin - Es war bestimmt kein Zufall, dass Karl-Heinz Rummenigge nach dem 1:3 des FC Bayern in Porto einen Angestellten ganz besonders erwähnte. Er habe „großes Vertrauen in diese großartige Mannschaft und diesen großartigen Trainer“, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern. Der großartige Trainer, Pep Guardiola, saß ungerührt daneben und schaute geistesabwesend drein. Kaum übersehbar, dass der große Trainer sich in diesem Moment gar nicht groß fühlte.
Pep Guardiola ist ein sehr ehrgeiziger Mann, Niederlagen können ihn sehr lange sehr intensiv beschäftigen. In Porto wirkte er nachdenklicher als sonst. Was ihm in dieser an Schlaf vermutlich armen Nacht durch den Kopf ging, wird wohl lange sein Geheimnis bleiben.
Oder nicht?
Am Mittwoch hatte Guardiolas prominenter Kollege Jürgen Klopp die Öffentlichkeit an seiner Gedankenwelt der vergangenen Wochen teilhaben lassen. An dem Prozess, der in der Entscheidung gipfelte, dass Klopp Borussia Dortmund am Saisonende verlässt. Er sei zu dem Entschluss gekommen, nicht mehr der passende Trainer für diesen Verein zu sein, sagte Klopp.
Nicht auszuschließen, dass die Niederlage in Porto auch einen Denkprozess bei Guardiola in Gang gesetzt hat.
Für den Spanier zählt vordergründig der Gewinn der Champions League, deshalb hat er vor etwas mehr als zwei Jahren beim FC Bayern unterschrieben. Vergangene Saison hatte er dieses Ziel deutlich verfehlt. Bayern verfügt immer noch über alle Chancen, den Europapokal in dieser Spielzeit zu gewinnen. Scheitert seine Mannschaft aber erneut, im schlimmsten Fall sogar schon gegen Porto, dürfte Guardiola aber ins Grübeln geraten, was seine Zukunft angeht. Erst recht, sollte auch im DFB-Pokal das vorzeitige Aus erfolgen.
Womöglich schon im Halbfinale gegen Klopps Dortmunder?
Dann könnte noch mehr Bewegung in den Trainermarkt kommen, als es ohnehin schon der Fall ist.
Am Mittwoch wurde der Außenwelt klarer als je zuvor verdeutlicht, wie Bundesliga und Fußballgeschäft im Inneren funktionieren. Personalien hängen oft voneinander ab, Entscheidungen bei einzelnen Vereinen können zu Kettenreaktionen in der kompletten Branche führen. Gerade auf der Trainerposition. Die Anzahl an Planstellen in der Bundesliga ist begrenzt, erst recht in den verschiedenen Kategorien. Für die Marktführer, den FC Bayern und Borussia Dortmund, kommen viel weniger Kandidaten infrage als etwa für Hannover 96 oder Eintracht Frankfurt. Das liegt nicht nur an der sportlichen Qualifikation und dem Fachwissen der Kandidaten. Trainer der Spitzenklubs müssen mittlerweile ein genau definiertes Profil vorweisen, eine Spielidee mitbringen oder über ein einnehmendes Wesen verfügen.
Ein Trainer, der gerade in diese Liga vordringt, ist Thomas Tuchel. Die Offerte von RB Leipzig hat er ausgeschlagen, mit dem Hamburger SV scheiterten die Verhandlungen im letzten Moment. Nun, da Klopps Ende in Dortmund beschlossen ist, erscheint Tuchel als der große Gewinner der vergangenen Tage. Er hat lange genug gewartet, bis ein Platz bei einem Spitzenklub frei geworden ist. Tuchel gilt als logischer Nachfolger von Klopp. Unterschrieben ist aber noch nichts. Bleibt es dabei?
Als Borussia Dortmund und Jürgen Klopp das nahende Ende ihrer gemeinsamen Zeit verkündeten, machte eine Meldung die Runde, die nur am Rande beachtet wurde: Thomas Tuchel sei nicht die allererste Wahl als Nachfolger von Klopp.
Es ist kein Geheimnis, dass man in Dortmund ziemlich viel von Lucien Favre hält, dem Gladbacher, dessen Mannschaft die Dortmunder beim 3:1 vergangenen Samstag überrannte. Sein Stil, seine Interpretation des Spiels, würden hervorragend zum Dortmunder Personal passen. Aber Favres Name wird auch immer mal wieder genannt, wenn es um die Guardiola-Nachfolge in München geht.
Bayerns Trainer traf sich kürzlich mit einem von ihm geschätzten Kollegen, um bei Tisch stundenlang über Fußball zu philosophieren. Der Ideenaustausch soll sehr anregend verlaufen sein, Guardiola zeigte sich dem Vernehmen nach beeindruckt von seinem Gesprächspartner, und so gilt Thomas Tuchel seit dem gemeinsamen Abendessen mit Guardiola als möglicher Kandidat für eine Funktion im Verein. Tuchel könnte bei den Bayern als Co-Trainer von Guardiola die Mannschaft kennenlernen, um sie nach dem Abgang des Spaniers zu übernehmen. Was zunächst relativ unwahrscheinlich klingt, könnte Sinn machen. Tuchel hat trotz des Hypes um seine Person noch keinen Klub von der Größe des FC Bayern betreut. Als Nebenmann von Guardiola könnte er den Umgang mit verschiedensten Spielerpersönlichkeiten aus der Nähe lernen.
Jürgen Klopp hat Nachhilfeunterricht nicht mehr nötig. Dass er im Sommer einen Verein in der Bundesliga übernimmt, ist kaum vorstellbar. Klopp zieht es wohl ins Ausland, vielleicht legt er auch eine Pause ein. Angesichts der überschaubaren Vakanzen auf dem internationalen Markt scheint das die bessere Variante zu sein. Zurzeit sucht nur Manchester City einen neuen Trainer, bei Real Madrid könnte sich etwas ergeben. Beide Mannschaften sind von den Spielern her aber nicht gemacht für Klopps überfallartigen Konterfußball – das gilt übrigens auch für Guardiolas Bayern. Dazu kommt das Drumherum. Bei Real oder City lebt es sich mit den fachfernen Entscheidern im Klub als Trainer unruhig. In der Vergangenheit wurde Klopp immer wieder mit dem FC Arsenal in Verbindung gebracht. Dessen Trainer Arsène Wenger reagierte am Donnerstag genervt auf die Spekulationen und nannte sie „lächerlich“. Das ist in der Branche meist ein Zeichen dafür, dass sie nicht völlig frei erfunden sind.
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