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Der Knipser. Jürgen Klinsmann hält die Momente vor dem Anpfiff mit dem Smartphone fest.
© dpa

Erstes Spiel als Trainer von Hertha BSC: Jürgen Klinsmann dreht die Perspektive um

Jürgen Klinsmann erlebt 90 Minuten im Rampenlicht in seinem ersten Spiel als Hertha-Trainer gegen Dortmund - mit einem ungewöhnlichen Auftakt.

Schon bevor das Spiel begonnen hat, tut Jürgen Klinsmann etwas Ungewöhnliches vor der Trainerbank. Herthas prominentester neuer Mitarbeiter, der frisch installierte Cheftrainer, wird am Samstagnachmittag um kurz vor halb vier von zahlreichen Fotografen belagert, die auf der Jagd nach dem schönsten Motiv sind.

Klinsmann dreht dann die Perspektive einfach um. Er zückt sein Smartphone und schwenkt einmal durch das Rund. Es sei ein ergreifender Moment für ihn gewesen, sagt er später. Auf seiner Handyhülle prangte dabei allerdings groß das Logo eines Sportartikelhersteller, der nicht der offizielle Ausrüster des Fußball-Bundesligisten ist.

Als der 55-Jährige dann vollkommen freie Sicht auf das Feld hat, wühlt ihn die Anfangsphase zunächst auch nicht weiter auf. Erst nach einer Viertelstunde und einem hanebüchenen, wenn auch folgenlosen Fehlpass von Niklas Stark, verlässt Klinsmann erstmals seinen Platz auf der beheizten Ersatzbank an diesem Nachmittag.

Womöglich ahnt er da bereits, was auf seine neue Mannschaft zukommt: drei Minuten und zwei Torschüsse später führt der Ballspielverein Borussia 2:0. Nach dem zweiten Gegentor steht er wie versteinert da und ringt sich dann doch zu einer beruhigenden Geste durch. „Das Wichtigste ist“, hat Klinsmann vor dem Spiel im Fernsehen gesagt, „dass wir uns Mut zusprechen, Risiko gehen und bereit sind, Fehler für andere zu korrigieren.“

Angesichts der Anfangsphase gestaltet sich das Vorhaben mit dem mutigen Auftreten logischerweise schwierig. Der erste halbwegs gefährliche Torschuss der Berliner lässt mehr als eine halbe Stunde auf sich warten; die Lücken im Berliner Mittelfeld sind in dieser Phase so groß wie der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei Hertha BSC. Kann das überhaupt noch was werden mit Klinsmanns Hertha-Premiere an diesem kühlen Novembertag? Die Situation erscheint aussichtslos.

Vladimir Daridas Anschlusstreffer zum 1:2 gibt den Berlinern neue Hoffnung, neuen Mut, und ja, auch neue Optionen. Klinsmann ballt an der Seitenlinie die Faust und führt ein kleines Tänzchen auf. Wenig später sieht Mats Hummels Gelb-Rot.

Für Klinsmann ist der Platzverweis eine Art zweiter Anpfiff. Jetzt ist der ehemalige Bundestrainer auf Betriebstemperatur. Erst recht, als kurz nach Wiederanpfiff das vermeintliche 2:2 durch Davie Selke fällt. Doch trotz numerischer Überzahl gelingt es Klinsmanns Team kaum, Druck zu erzeugen. Bei seinem bis dato letzten Auftritt im Olympiastadion vor zehn Jahren hatte Klinsmann, als Trainer des FC Bayern, auch 1:2 verloren. Auch damals hieß der gegnerische Trainer: Lucien Favre.

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