Hertha verliert mit 1:2 gegen Dortmund: Klinsmanns Premiere misslingt
Mit großer Euphorie startet Hertha unter Trainer Jürgen Klinsmann gegen Dortmund – und verliert trotz einer Halbzeit in Überzahl mit 1:2.
Im Kosmos Fußball-Bundesliga ist normalerweise kein Platz für Konjunktive. Die Tabelle lügt nicht, das harte Zahlenwerk lässt kaum Interpretationsmöglichkeiten zu. Jürgen Klinsmann, der neue Cheftrainer von für Hertha BSC, hat es am späten Samstagnachmittag trotzdem mit der Möglichkeitsform versucht. „Wenn das Tor zum 2:2 gefallen wäre, geht das Ding garantiert in eine andere Richtung ab“, sagte Klinsmann nach seiner Premiere als Hertha-Trainer, die sich alle Berliner Beteiligten garantiert anders vorgestellt hatten.
Vor 74.500 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion unterlagen die Gastgeber Borussia Dortmund 1:2 (0:2) und und rutschten trotz ordentlicher kämpferischer Leistung auf Tabellenplatz 16 ab. „Wir haben alles gegeben, was im Moment da ist“, analysierte Klinsmann, „der Wille war da, da müssen wir anknüpfen.“
Alles blickt auf die Trainer
Streitpunkt respektive größter Aufreger war das wegen einer Abseitsstellung nicht gegebene Tor zum 2:2 von Davie Selke, der zuvor hauchzart hinter Dortmunds letztem Verteidiger gestanden hatte. „Wir haben uns das noch einmal angesehen – und man kann darüber wirklich streiten“, sagte Klinsmann. Auch Torschütze Selke schimpfte später über die Aberkennung des Treffers.
Und so war wie so oft in dieser Saison im nasskalten Olympiastadion. Von Frank Zanders Song „Nur-nach-Hause-gehen-wir-nicht“ bis zum Ergebnis: Ein Samstagnachmittag ohne große Inspiration und Freude für Hertha BSC und die Fans des Berliner Bundesligisten. Die Berliner hatten recht ordentlich gespielt, aber am Ende eben im ausverkauften Stadion verloren.
Nun war es ja nicht nur das Debüt von Jürgen Klinsmann bei den Berlinern, sondern auch ein Spiel, an dem das Schicksal von Lucien Favre hing. Das 1:3 in der Champions League beim FC Barcelona vom vergangenen Mittwoch wurde ihm gestattet, eine Niederlage in Berlin hätten sie dem Trainer in Dortmund wohl nicht mehr verziehen.
Die Dortmunder begannen stark, während die Herthaner dagegen so anfingen, wie sie zuletzt beim 0:4 in Augsburg unter Klinsmanns Vorgänger Ante Covic aufgehört hatten – nervös und uninspiriert. Der Ball verließ selten die Berliner Hälfte. Manager Michael Preetz fand allerdings, dass seine Mannschaft in den ersten zehn Minuten „gut mitgehalten“ habe, wie er im Fernsehinterview bei „Sky“ später sagte. Dann aber hätten eben die ersten beiden Dortmunder Aktionen „gesessen“.
Das war eher verharmlosend analysiert. Denn nachdem sich die Hektik aus der Anfangsphase gelegt hatte, übernahmen die Dortmunder klar die Regie auf dem Platz. Im Mittelfeld kamen die Berliner kaum in die Zweikämpfe und spielten zu viele Fehlpässe.
Dortmund übernimmt die Kontrolle
Julian Brandt holte sich den Ball im Zentrum und beschleunigte das Spiel, Sancho bekam das lange Zuspiel von Brandt im rechten Moment. Der Dortmunder stoppte kurz ab und bugsierte den Ball an Kraft vorbei ins lange rechte Eck. Nur wenig später, beim nächsten Dortmunder Angriff, hatten die Borussen wieder leichtes Spiel. Aus etwa knapp zehn Metern traf Thorgan Hazard zum 2:0 für die Gäste. Ganze 104 Sekunden lagen zwischen beiden Toren.
17 Spielminuten waren vorbei, Hertha war angeschlagen, taumelte über den Platz. Erst nach einer halben Stunde regte sich etwas bei den Berlinern. Es gab eine erste gute Aktion von Dodi Lukebakio, der auf der rechten Angriffsseite durchbrechen konnte. Er kam auch aus spitzem Winkel zum Abschluss. Roman Bürki riss die Fäuste nach oben und parierte gekonnt.
Wenig später dann allerdings war der Schweizer im Dortmunder Tor machtlos, Lukebakio hatte den Berliner Anschlusstreffer eingeleitet. Sein Distanzschuss hätte zwar wohl nicht den Weg ins Dortmunder Tor gefunden, aber Vladimir Darida gab dem Ball mit dem Fuß den entscheidenden Richtungswechsel, der Ball landete links unten im Dortmunder Tor.
Nach nur zwei guten Aktionen war Hertha im Spiel, die Dortmunder zeigten Nerven. Allen voran Mats Hummels. Der hatte schon Gelb gesehen und stoppte dann den nach vorn stürmenden Davie Selke mit seinem Fuß. Hummels sah daraufhin Gelb-Rot. Lukebakio setzte den folgenden Freistoß nur knapp neben das Dortmunder Tor zum Ende einer Halbzeit, die dann zumindest in den letzten 15 Spielminuten den Berlinern gehört hatte. Die Dortmunder gingen mit nur noch zehn Spielern angeschlagen in die Kabine.
Und mit Wiederbeginn bekamen die Herthaner kurz etwas Schwung, doch nur Selkes zurückgenommenes Tor sprang dabei heraus. Ihre numerische Überlegenheit half den Berlinern fortan nicht. Die Gäste standen defensiv sehr gut, Hertha kam nach dem nicht gegebenen Selke-Tot kaum noch durch, in der Nachspielzeit scheiterte dann Grujic aus guter Position. Die Berliner konnten das Spiel nicht mehr drehen.