Finaleinzug nach 81:59-Sieg gegen Oldenburg: Jetzt kann Alba Berlin Geistermeister werden
Auch im Halbfinal-Rückspiel siegt Alba locker. Mehr im Fokus stehen so der ungewisse Start der neuen Saison und der nahende Abschied von Center Landry Nnoko.
Am Ende haben es sich die Berliner natürlich auch ein bisschen selbst eingebrockt, dass vor ihrem Duell beim Finalturnier der Basketball-Bundesliga (BBL) am Mittwoch gegen Oldenburg kaum über das Spiel gesprochen wurde – und das, obwohl es ja im Halbfinal-Rückspiel um den Einzug ins Finale und damit die Chance auf den Meistertitel ging.
Aber weil Alba bereits am Montag im Hinspiel gnadenlos über die Oldenburger hinweggerollt war und sich einen 29-Punkte-Vorsprung erspielt hatte, interessierten in der Zwischenzeit andere Themen rund um den Klub, das Turnier und die Liga. Ein Stück weit auch verständlich, denn der Berliner Finaleinzug geriet am Mittwochabend bei Albas 81:59 (17:15, 24:19, 24:11, 16:14)-Erfolg natürlich nicht mehr in Gefahr.
Alba Berlins K.o.-Spiele beim BBL-Finalturnier
- Viertelfinale, Hinspiel: Göttingen – Alba Berlin 68:93
- Viertelfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Göttingen 88:85
- Halbfinale, Hinspiel: Oldenburg – Alba Berlin 63:92
- Halbfinale, Rückspiel: Alba Berlin – Oldenburg 81:59
- Finale, Hinspiel: Ludwigsburg – Alba Berlin (Freitag, 26. Juni, 20.30 Uhr)
- Finale, Rückspiel: Alba Berlin – Ludwigsburg (Sonntag, 28. Juni, 15 Uhr)
Und so wird es die Berliner Fans bei der Übertragung des Geisterspiels aus der Münchner Rudi-Sedlmayer-Halle vielleicht mehr beschäftigt haben, was Center Landry Nnoko bereits vor dem Spiel ins Mikrofon von Magentasport gesprochen hatte. Am späten Dienstagabend machten nämlich im Netz Gerüchte die Runde, wonach der 26-Jährige einen Vertrag bei Albas Euroleague-Konkurrent Roter Stern Belgrad unterschreiben wird. Dort steht künftig der ehemalige Alba-Trainer Sasa Obradovic an der Seitenlinie.
„Es ist nicht offiziell, aber sie arbeiten daran“, sagte Nnoko also. Konkreter wollte er sich noch nicht äußern, sein Teamkollege Tyler Cavanaugh gratulierte ihm jedoch bereits am Nachmittag auf Twitter zu seinem neuen Kontrakt. Auch der Name eines potenziellen Nachfolgers für Nnoko kursierte kurz darauf: Angeblich ist Alba am 25 Jahre alten US-Center Ben Lammers interessiert, der beim spanischen Erstligisten Bilbao spielt.
Während auf dem internationalen Markt bereits wieder munter Deals eingefädelt werden, als hätte es die Coronavirus-Krise und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen nie gegeben, haben es die BBL-Klubs aktuell nicht ganz leicht. Wann die neue Saison starten kann und ob dann auch wieder Publikum in den Hallen zugelassen sein wird, kann zurzeit niemand sagen. Und diese Ungewissheit macht den Klubs zu schaffen.
Unter der Woche haben bereits Frankfurt und Vechta ihre Teilnahme am Eurocup bzw. an der Champions League zurückgezogen. Alba soll am 1. Oktober wieder mit einem Auswärtsspiel bei Maccabi Tel Aviv in die Euroleague-Saison starten und eine Woche darauf bereits Bayern München im gleichen Wettbewerb empfangen.
„Inwieweit der Spielplan durchgeführt werden kann, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten anhand der Reise- und Hygienebestimmungen und der Entwicklung der Corona-Pandemie in den verschiedenen Ländern erweisen“, schrieben die Münchner jedoch schon einmal vorsichtshalber dazu, als der neue Spielplan der Euroleague am Mittwoch veröffentlicht wurde. In Berlin etwa sind Großveranstaltungen mit mehr als 5000 Personen noch bis 24. Oktober untersagt.
Und auch kurzfristig wird es erst einmal kein Publikum in der Halle geben. Die BBL hatte sich zuletzt darum bemüht, 200 Fans den Besuch des Final-Rückspiels am Sonntag zu ermöglichen. Es sollte eine Art Testlauf für mögliche Spiel in der Zukunft werden. Doch die bayerische Politik erteilte den Plänen eine Absage.
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Die Zulassung einer begrenzten Zahl von Fans sei zwar „bis vor kurzem zumindest vorstellbar“ gewesen. Der aktuelle Verlauf der Pandemie machte das Vorhaben jedoch zunichte: Ein Blick auf das Infektionsgeschehen in Gütersloh zeige „drastisch, wie schnell und massiv die Infektionszahlen wieder nach oben schießen können“, teilte das bayerische Innenministerium mit. „Einen zweiten Lockdown wie in Gütersloh will die Staatsregierung nicht riskieren.“
So werden die Berliner also auch im Finale ohne die Unterstützung ihrer Fans auskommen müssen. Nach dem zweiten deutlichen Sieg gegen die Oldenburger, bei dem Coach Aito Garcia Reneses seinen Spielmacher Peyton Siva schonte und ein starker 18:2-Start ins dritte Viertel für Albas achten Sieg im achten Spiel sorgte, haben die Berliner nun ein weiteres Mal nach der Gruppenphase das Team aus Ludwigsburg vor der Nase, das sich bereits am Tag zuvor gegen Ulm durchgesetzt hatte.
Im Hinspiel am Freitag sowie im Rückspiel am Sonntag hat Alba dann die Chance auf den ersten Meistertitel seit 2008. Klappt es, sind die Berliner zum neunten Mal in ihrer Vereinsgeschichte Deutscher Meister. Und – so viel ist nach all den Diskussionen dieser Tage klar – auf jeden Fall auch: der erste echte Geistermeister. (Tsp)